Farewell

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„Und, wann ist die Hauptverhandlung?" Angespannt fiebere ich der Antwort meines besten Freundes entgegen. „In elf Wochen." Langsam lasse ich mich auf dem Sofa nieder. Neben mir Alex und Phil. „Genug mit den tristen Themen. Komm ich zeig dir deine Hochzeitsgeschenke." Fragend ziehe ich eine Braue nach oben und lege den Kopf schief. „Wieso Geschenke? Und wieso schenkst du uns überhaupt etwas?" Lachend zieht mich Logan auf die Beine. „Weil ihr geheiratet habt, außerdem habe ich deinen Geburtstag dieses Jahr verpasst." Grinsend folge ich dem Juristen zum Auto. Ein wissendes Lächeln schleicht sich auf die Lippen meines Mannes und auch Phil bringt ein kleines Schmunzeln zu Stande.
Etwa eine halbe Stunde später stehen wir im IKEA. „Was machen wir hier?" Stirnrunzelnd lasse ich meinen Blick über das schwedische Möbelhaus schweifen. „Wir richten das Babyzimmer ein. So wie du es willst. Und die Rechnung geht auf mich." Kopfschüttelnd drücke ich Logan einen Kuss auf die Wange. „Die Idee ist wirklich süß und ich bin dir auch wahnsinnig dankbar, dass du Alexander zum shoppen überreden konntest," Hinter mir vernehme ich ein empörtes Schnauben. „Aber ich kann nicht zulassen, dass du die Rechnung begleichst." Schulterzuckend wendet sich der Jurist zum gehen. „Damit wirst du wohl leben müssen." Ein empörtes Schnauben entfährt mir, unglaublich seine Frechheit, mich einfach stehen zu lassen. „Logan Wilson!" Angesäuert stapfe ich ihm hinterher. Hinter mir höre ich Phil und Alex lachen. Zufrieden lächle ich, weil Phil in letzter Zeit eher schweigsam und introvertiert war, ihn jetzt lachen zu hören hat etwas euphorisierendes. „Phil, Alex!" Schmunzelnd folgen uns auch die beiden in das Möbelhaus, wo wir uns schnell in der Baby-Abteilung wiederfinden. „Ohhh." Entzückt, von den kleinen Möbeln, laufe ich durch die Gänge und male mir das Zimmer vor meinem inneren Auge aus. Nächste Woche komme ich in die 13. SSW. Am Mittwoch habe ich einen Termin bei Johanna, die schaut, ob alles in Ordnung ist. Heute kaufen wir lediglich die weißen Möbel und sobald wir das Geschlecht wissen, richten wir farblich passend ein. „Schau mal Alex, das Bettchen stellen wir neben unser Bett, bis er oder sie alleine schlafen kann." Schmunzelnd hebt mein Mann den Karton in den Einkaufswagen,
weil ich, auf seinen Wunsch hin, keine schweren Gegenstände mehr hebe. Grinsend schnappe ich mir noch ein paar Deko-Artikel, weshalb Alex die Augen verdreht. Er findet ich hätte unser Haus genug dekoriert, ich jedoch widerspreche ihm jedes Mal. Wir haben nach etwa vier Stunden alle Möbel in einem schlichten Weiß besorgt. „Lasst uns heim gehen."
Vierzig Minuten später tragen die Jungs die Kartons ins Baby-Zimmer, während ich das Essen vorbereite. „Jungs! Es gibt Essen!" Wenig später hört man die drei die Treppe herunter poltern und in die Küche hasten. „Ich hab so Hunger. Was gibt's?" Lachend stelle ich den Topf mit den Nudeln auf den Tisch und hole anschließend die Soße.
Nach dem Essen verziehen sich Logan und Phil ins Arbeitszimmer, um an der Aussage weiter zu feilen. Alexander und ich machen es uns auf der Couch gemütlich und schauen einen Film. Morgen trete ich meine letzte Schicht an, weil mein Mann darauf bestanden hat, dass ich mich und das Baby keiner Gefahr aussetze. Alex hingegen arbeitet bis zur Geburt, gegen End hin, aber etwas weniger. Nach der Geburt sind wir erstmal drei Monate zusammen zuhause, anschließend bin ich nochmal zwei Monate alleine, wie es dann weiter geht wissen wir noch nicht. Errechneter Geburtstermin ist der 15. Februar. 2020.
Gegen 16.00 Uhr stoßen Logan und Phil zu uns und wir spielen zusammen Monopoly.

Unsanft werde ich aus meinem Schlaf gerissen. Seufzend erhebe ich mich und schlurfe ins Bad. Etwa zehn Minuten später gesellt sich Alexander zu mir. „Morgen." Lächelnd drückt er mir einen Kuss auf den Hinterkopf und legt, wie jeden Morgen, seine Hände auf meinen Bauch. Gegen 5.30 Uhr steigen wir in den Wagen und Alex fährt uns zur Arbeit.
„Morgen." Gut gelaunt betrete ich den Aufenthaltsraum der Wache, wo sich alle aktuell Diensthabenden und ein paar meiner Schicht versammelt haben. Leicht irritiert setze ich mich auf einen Stuhl, weil langes stehen nicht angenehm ist. Ich bin zwar erst in der 12. Woche, aber mein Bauch hat die Größe einer 20 Wochen-Babykugel. „Wir werden dich alle vermissen." Von jedem werde ich in den Arm genommen und verabschiedet. Gerührt setze ich mich hinter meinen Schreibtisch und sortiere die Akten, als Schreie aus dem Foyer ertönen. „Was ist-" Ich unterbreche mich selbst, als ich den kräftig gebauten Mann sehe, der meinen Kollegen Klaus, aus mir unerfindlichen Gründen, anbrüllt. Durch kurzen Blickkontakt mit dem Dienstältesten versichere ich mich, dass er Herr der Lage ist, bleibe aber dennoch vorsichtshalber im Türrahmen stehen, um meinen Kollegen zu sichern. Kurz nachdem die Lage geklärt wurde,erscheint eine junge Frau auf der Dienststelle, die von Klaus in mein Büro dirigiert wurde. „Guten Tag. Hetkamp mein Name, was kann ich für Sie tun?" Freundlich bedeute ich der Brünette sich zu setzen. „Ich möchte meine Tochter als vermisst melden." Etwas erstaunt, dass die Mutter dennoch so ruhig ist, schnappe ich mir einen Stift und ein Blatt Papier, um alle Details nieder zu schreiben. Nach fünf Minuten sind alle wichtigen Informationen gesammelt und an Klaus, der heute in der Zentrale sitzt, weitergegeben. „Die Fahndung nach ihrer Tochter wurde eingeleitet. Wenn Sie nachhause wollen, werden wir Sie selbstverständlich auf dem laufenden halten." Nickend schnappt sich die Brünette ihre Handtasche und verlässt die Dienststelle. Kopfschüttelnd und zugegebenermaßen etwas verdutzt hole ich mir einen Tee aus der Küche, wo ich Jule und Moritz antreffe. „Hey." Lächelnd nicke ich und schlürfe meinen heißen Tee. „Ich hatte gerade eine Mutter hier, die ihr Kind als vermisst gemeldet hat. Was mich aber völlig irritiert hat ist, dass sie komplett ruhig und gelassen war, ganz anders als die Eltern, die sonst ihre Kinder vermissen." Irritiert zieht Jule die Stirn kraus. „Ich glaube ich würde ausflippen, wenn mein Kind vermisst wäre." Zustimmend nicke ich. „Wenn ich mir nur vorstelle der oder die Kleine wäre nicht aufzufinden, kriege ich es mit den Nerven." Schmunzelnd lege ich eine Hand auf meinem Bauch ab und genieße den Moment der Ruhe. „Lou! Es gibt Neuigkeiten im Vermissten Fall." Seufzend erhebe ich mich und mache mich auf den Weg zu Klaus.
Etwa drei Stunden später wurde die Kleine, gesund und munter, gefunden und auch der restliche Dienst verlief weitestgehend ruhig.

Coming home on the runWo Geschichten leben. Entdecke jetzt