»Sie müssen Agent Moore sein.«
Bei der Stimme des Mannes, der soeben, wie ich aus den Augenwinkeln gesehen hatte, den Raum betreten hatte, hob ich den Kopf. Nur noch wenige graue Haare wuchsen an der Seite seines sonst blanken Schädels. Ein schwarz-grauer Bart zierten seinen Kinn und seine Oberlippe, der weiter um seinen Mund herum reichte. Er trug einen grauen Anzug und ein weißes Hemd, welches locker und flatterig an seinem Bauch war. Die braun-blau-schwarz gestreifte Krawatte zog sofort die Aufmerksamkeit auf ihn, wenn man ihn ansah – und sein erstes Gesicht, welches eine Spur von Macht und Autorität ausstrahlte.
»Und Sie sind?«, fragte ich.
Er reichte mir die Hand und ich schüttelte sie. »Sam Bosco. Ich arbeite mit meinem Team am 'Red John'-Fall.«
Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen. »An welchem Fall?«
»Der 'Red John'-Fall«, wiederholte Jane an Boscos Stelle und schlug geräuschvoll sein Buch zu, in welchem er zuvor noch gelesen hatte, bevor er sich mit Schwung aufsetzte.
Genervt stöhnte Bosco auf. »Guten Morgen, Jane«, sagte er und setzte ein übertrieben gespieltes Lächeln auf.
»Guten Morgen«, gab Jane tonlos zurück, ehe er sich an mich wandte. Den ganzen letzten Tag hatte er mich in Ruhe gelassen und auch an diesem Morgen hatte er mich nur wieder gefragt, ob ich einen Tee wollte. »Red John ist ein Serienkiller, und mir wird verboten, weiter an dem Fall zu arbeiten – dank diesem Mann.«
»Sie wissen, warum Sie nicht weiter daran arbeiten dürfen«, meinte Bosco mit dieser Art von Ton, als hätte Jane zuvor irgendetwas Schlimmes angestellt. Mich würde es zumindest nicht wundern, wenn er es getan hätte.
Nun war Jane es, der ein gespieltes Lächeln aufsetzte. »Weil Sie zu starrsinnig sind, um von Ihrem hohen Ross herunterzusteigen. Sie würden den Fall sowieso nicht ohne mich lösen können.«
Selbstgefällig sah Bosco ihn an. »Das glauben auch nur Sie, Jane.«
Jane hob abwehrend die Hände, erwiderte aber nichts, und schob schließlich seine Finger unter die Träger seiner Weste.
Bosco warf ihm einen auffordernden Blick zu. »Wir unterhalten uns gerade, Jane.«
Der Mann zog die Augenbrauen hoch. »Das ist mein Schreibtisch. Wollen Sie mir jetzt auch schon bei meinem eigenen Schreibtisch Aufenthaltsverbot erteilen?«
Bosco verzog nur grimmig das Gesicht und ohne etwas zu erwidern, wandte er sich an wieder mich. »Agent Moore, ich wollte Sie um Ihre Unterstützung bei dem 'Red John'-Fall bitten. Sie sollen mich und meine Leute nur konsultieren. Wir können die Fähigkeiten eines Profilers gut gebrauchen.«
»Ich habe noch nie von einem Red John gehört«, gestand ich, »aber wenn es Ihnen hilft, werde ich mich über ihn informieren und mein Bestes tun.«
Dankend nickte Bosco. »Ich werde Ihnen nachher die Akte bringen, dann können Sie sie lesen. Aber ich bitte Sie – halten Sie sie von diesem Clown fern.« Er deutete auf Jane, bevor er wieder ging.
»Tz«, machte Jane, während er Bosco hinterhersah.
»Was haben Sie angestellt?«, fragte ich ihn.
»Ah.« Jane winkte ab und ließ sich mit dem Buch in seiner Hand auf sein Sofa fallen. »Bosco übertreibt nur gerne.«
»Das kaufe ich Ihnen nicht ab«, sagte ich und wandte mich meinen Unterlagen zu, die Lisbon mir an diesem Morgen gebracht hatte. Ich sollte einige alte ungelöste Fälle durchsehen und nach Lücken im System suchen.
»Sie haben vielleicht einen anderen Blick auf die Dinge und finden etwas Neues heraus«, hatte sie gesagt.
Jane hatte es nur mit »Wie viele von diesen Fällen sind in meiner Zeit hier entstanden?« kommentiert, darauf bezogen, dass kein ungelöster Fall je unter seiner Anwesenheit zurückgelassen worden war. Daraufhin hatte Lisbon nichts erwidert, sondern war nur kopfschüttelnd gegangen.
»Sie müssen mir ja nicht die Akte zeigen«, sagte Jane auf einmal, ohne von seinem Buch aufzusehen, »aber Sie können mir sagen, was drinsteht.«
Ich klappte die Akte zu, an der ich eben noch gesessen hatte, und sah den Mann fragend an. »Warum ist Ihnen der 'Red John'-Fall so wichtig?«
»Sie haben also gestern Abend nicht im Internet nach mir gesucht«, stellte er fest und ich sah, dass seine Augen zur nächsten Seite seines Buches sprangen.
»Sie hatten recht«, sagte ich, »ich verschwende meine Zeit lieber mit meinen eigenen Problemen, als mich um Ihre zu kümmern.« Mein Unterton klang spöttischer, als ich es beabsichtigt hatte.
Jane ließ das Buch sinken und sah mich mit einem seltsam festen und ernsten Blick an, der für einen Moment etwas überraschend für mich kam. »Red John hat meine Frau und meine Tochter getötet.«
Die Worte kamen so plötzlich und doch so leicht über seine Lippen, als wären sie bloß ein schlechter Scherz gewesen. Doch ich sah es in seinen Augen – die kalte, grauenvolle Wahrheit, den entsetzlichen Schmerz. In genau diesem Moment sah ich das Zerbrechliche in ihm, das er sonst versuchte, vor anderen fernzuhalten, und mir offenbarte er es – beabsichtigt oder unbeabsichtigt.
Ein Teil in mir sagte, dass es beabsichtigt war, denn Patrick Jane war ein kluger Mann, ein bedachter Mann, jemand, der zuvor genaustens überlegte, was seine nächsten Schritte sein würden. Doch vielleicht, und auch nur vielleicht, sah ich das Zerbrechliche, weil auch ich diesen Schmerz erfahren hatte müssen.
Wollte er ein 'Es tut mir leid'? War Patrick Jane dieser Mann? Ich wollte nie ein 'Es tut mir leid'. Es half mir nicht, es brachte mir nichts, bis auf Mitleid und Verständnislosigkeit. Jemand, der den Schmerz des Verlusts erleben musste, brauchte kein Mitleid. Er brauchte Kraft, etwas, was ihn weiterkämpfen ließ.
Und dennoch – was sollte ich jetzt sagen?
Zunächst ließ ich den Blick sinken, als erste von uns beiden, denn sonst hätte das Starren nie ein Ende gehabt, und unangenehm berührt fuhr ich mit den Fingerkuppen über den Papphefter der Akte.
»Wen haben Sie verloren?«, wollte Jane auf einmal wissen und abrupt flog mein Blick zu ihm. Er sah mich noch immer an.
»Ich habe niemanden verloren«, sagte ich, wahrscheinlich etwas zu schnell, den eine Falte der Skepsis erschien auf seiner Stirn.
»Natürlich haben Sie das. Ich sehe es in Ihren Augen.« Er deutete mit dem Finger auf mich und mit einem genervten Stöhnen wandte ich meinen Blick ab.
»Wirklich. Ich habe niemanden verloren.«
»Ihren Freund?«
»Ich habe keinen Freund«, sagte ich und sah ihn wieder an. Seine Augen durchbohrten mich beinahe. »Hören Sie auf, mich so anzusehen.«
»Warum verdrängen Sie es?«, entgegnete Jane.
»Ich verdränge es nicht.«
»Ihren Vater?«
»Lassen Sie es, Jane!«, rief ich lauter als beabsichtigt, so dass jeder in diesem Raum zu uns herübersah – einschließlich Rigsby, Van Pelt und Cho. Genervt atmete ich aus und widmete mich wieder der Akte, ohne Jane zu antworten. Der Mann sah mich an, und auch wenn ich es aus den Augenwinkeln bemerkte, versuchte ich mich davon nicht beirren zu lassen, was schwieriger war als gedacht.
»Wir haben einen Fall!« Lisbon war so plötzlich in den Raum gekommen, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Sie lief mit einer Akte in der Hand zum Tisch und setzte sich. Rigsby, Cho und Van Pelt taten es ihr gleich, und auch ich erhob mich und setzte mich zu sie.
»Eine Frau wurde tot in einem Park in Woodland gefunden«, erklärte Lisbon und öffnete die Akte, so dass einige Fotos zum Vorschein kamen. Auf ihnen war eine rothaarige Frau zu erkennen, die auf dem Rücken lag. Ihre Beine waren gerade von ihrem Körper gestreckt und ihre Hände waren ineinander gefaltet auf ihrem Bauch platziert worden.
»Gab es Anzeichen auf einen sexuellen Übergriff?«, wollte Van Pelt wissen.
Lisbon schüttelte den Kopf. »Nein, bisher gab es keine Anzeichen. Der Sheriff hat um unsere Hilfe gebeten. Die Polizei von Woodland hat alles abgesichert und wartet nun auf uns. Ich habe darum gebeten, nichts anzufassen, bis wir nicht da sind.«
»Ich glaube auch nicht, dass es sich hierbei um einen sexuellen Übergriff handelt«, meinte ich, während ich mir nachdenklich die Fotos ansah. »Darf ich?« Ich deutete darauf und Lisbon überreichte sie mir mit einem Nicken. »Sehen Sie, wie die Frau platziert wurde? Wie die Hände ineinandergelegt wurden und der gestreckte Körper – all das deutet nicht auf ein sexuelles Verbrechen oder auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hin. Der Täter hat nach seiner Tat Reue empfunden. Wahrscheinlich stand er dem Opfer sehr nahe.«
Verstehend nickte Lisbon. »Das klingt schlüssig«, sagte sie und blickte in die Runde. »Moore und Rigsby, Sie fahren mit mir zum Tatort. Van Pelt und Cho, Sie bleiben hier. Falls wir Verstärkung brauchen, rufen wir an.«
Kaum hatte sie die Anweisungen erteilt, erhoben sich alle und gingen an ihre Arbeit. Rigsby und ich nahmen unsere Jacken und liefen auf den Ausgang zu, doch blieben wir stehen, als wir merkten, dass Lisbon sich noch einmal umwandte.
»Wollen Sie sich heute auch noch beteiligen oder ruhen Sie sich lieber aus?«, fragte Lisbon, die Jane auffordernd ansah.
»Sie haben doch einen Berater. Wofür brauchen Sie dann mich?«, gab der Mann zurück, ohne von seinem Buch aufzusehen.
Mit einem genervten Stöhnen und einem Kopfschütteln wandte Lisbon sich von ihm ab und überholte uns. Ich warf einen kurzen fragenden Blick zu Rigsby, der abwinkte, ehe wir der Frau folgten. Die Fahrt dauerte keine halbe Stunde, da hatten wir Woodland erreicht. Die Polizei erwartete uns im Campbell Park, nicht nur die Spurensicherung bereits anwesend war, sondern auch einige Eltern und ihre Kinder, die zuvor anscheinend auf dem Spielplatz gespielt hatten. Auch wenn ein paar der Spielgeräte die Sicht versperrten, so war es doch ein Wunder, dass die Eltern ihre Kinder nicht von dem Platz des Schauens wegbrachten.
Doch die eigene Neugier war oft größer als die Vernunft.
»Chief Charles?«, fragte Lisbon einen der Männer, der wie der Sheriff aussah. »Wir hatten telefoniert.«
»Ah, das CBI«, sagte der Mann mit dem Bart und den schwarzen buschigen Augenbrauen, während er uns nacheinander die Hand schüttelte.
»Agent Rigsby, Agent Moore«, stellte Lisbon uns vor. »Danke, dass Sie so lange auf uns gewartet haben.«
»Natürlich.« Prüfend sah Charles uns an. »Ich dachte, Sie arbeiten mit diesem Hellseher, von dem alle immer sprechen.«
»Der ist -«, setzte Lisbon an, wurde jedoch just unterbrochen.
»Hier!«
Wir wandten uns um, und da kam Patrick Jane mit wehendem Jackett und erhobener Hand auf uns zugelaufen.
Lisbon hob eine Augenbraue. »Ach, haben Sie's sich doch anders überlegt?«
»Haben Sie mich etwa vermisst, Lisbon?«, gab Jane zurück und bevor diese antworten konnte, reichte er Chief Charles die Hand. »Patrick Jane, und ich bin kein Hellseher. Hellseher gibt's nicht.« Mit erhobenen Finger sah er sich um, als suchte er etwas, und da fiel sein Blick auf die Leiche, so dass er unter dem Absperrband untertauchte und auf die Tote zulief.
Ganz ehrlich – ich wusste nicht, ob ich genervt oder gelassen darauf reagieren sollte, dass er hier war. Aber im Moment war nicht er wichtig, sondern meine Arbeit, weswegen ich ebenfalls auf die Leiche zuging.
»Sie haben recht«, sagte Jane, als ich mich ihm näherte. »Das war ein Akt aus Liebe und Reue. Sie wurde erdrosselt. Der Täter wollte ihr keine äußeren Verletzungen zufügen, weil er ihre Schönheit bewahren wollte.«
»Soll das ein Kompliment sein?«, fragte ich.
»Ph, bitte«, sagte Jane, wobei seine Stimme etwas abfällig klang. »Das hätte jeder beim Anblick der Leiche herausgefunden.« Mit winkender Hand deutete er auf den Chief, der mit Lisbon und Rigsby zu uns stieß. »Sie wären doch auch darauf gekommen, dass der Täter jemand ist, der diese Frau geliebt hat, oder?«
»Äh.« Mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem grübelnden Ausdruck sah der Chief herab auf die Tote. »Bestimmt ...«
Jane nickte langsam, doch schien er nicht wirklich überzeugt. Mit einem verständnislosen Blick sah ich ihn an.
»Es hätte nicht jeder erkennt«, sagte ich, »denn wenn es kein Akt der Liebe und Reue war, war es ein Ritual. Vielleicht liebte er die Frau, kannte sie aber nicht persönlich. Vielleicht war es ein Trieb, der ihn dazu gebracht hat, sie zu töten – eine unerwiderte Liebe, verstehen Sie?«
»Ich habe Ohren und ich kann damit hören, also habe ich Sie auch verstanden«, gab Jane zurück, während er die Frau von oben bis unten musterte.
»Verstehen hat nichts mit Hören zu tun, Mr. Jane«, erwiderte ich mit zusammengekniffenen Augen.
Der Mann antwortete nicht, sondern hockte sich neben die Tote und begann nun aus der Nähe, sie mit den Augen abzusuchen. Dann beugte er sich über sie und roch an ihr.
Ungläubig starrte ich ihn an. »Was tun Sie da?«
»Funktionieren Ihre Augen?«, gab der Mann zurück. Mein Schweigen genügte ihm als Antwort. »Dann sehen Sie ja, was ich da tue.« Abrupt erhob er sich wieder. »Sie riecht nach Blumen – Rosen, Narzissen, Lilien.«
»Super«, sagte Lisbon mit einem sarkastischen Unterton. »Und wie hilft uns das weiter?«
»Keine Ahnung«, sagte Jane und steckte die Hände in seine Westentaschen, bevor er den Platz auf und ab ging.
Mit einem Augenverdrehen wandte Lisbon sich an den Chief. »Wissen Sie, wie die Tote heißt?«
»Ja, ihr Name ist Lisa McAllen. Sie wohnt mit ihrem Ehemann in Woodland.«
»Dann sollten wir mit dem Ehemann sprechen«, sagte Rigsby.
Zustimmend nickte Lisbon. »Jane!«, rief sie den Berater des CBIs zu sich und kurz darauf schloss er wieder zu uns. »Sie und Rigsby fahren zurück ins Büro und versuchen etwas über Lisa McAllen herauszufinden.«
»Ich würde lieber mit Ihnen und Agent Moore den Ehemann verhören«, erwiderte Jane.
Geräuschvoll atmete Lisbon aus. »Gut, dann begleiten Sie beide mich. Aber«, mahnend hob sie den Finger, »Sie benehmen sich.« Mit diesen Worten ging sie zum Auto.
»Moore?«, rief Jane auf einmal nach mir und drehte sich direkt vor mir um, so dass er mitten im Weg stand.
»Was ist?«, wollte ich von ihm wissen.
»Zwanzig Dollar, wer den Fall löst«, sagte er und mit einem auffordernden Gesichtsausdruck sah er mich an.
»Ich wette nicht«, gab ich ernst zurück.
»Kommen Sie!« Jane breitete die Arme aus. »Sie sind eine Kennerin auf Ihrem Gebiet. Warum sollten Sie Angst haben, gegen jemanden wie mich zu verlieren?«
Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich ihn. »Keine Tricks«, stellte ich klar. »Keine Lügen, keine Fallen. Verstanden?«
Ein breites Grinsen erschien auf Janes Gesicht und er hielt mir seine Hand entgegen. »Verstanden«, sagte er und ich schlug ein, bevor wir zum Auto liefen.»Wann haben Sie Ihre Frau das letzte Mal gesehen?«, fragte Lisbon, während sie und ich auf der Couch des Ehemanns saßen.
»Gestern Abend«, erklärte Mr. McAllen. Seine Augen waren gerötet. Nur mit Mühen konnte er sich zurückhalten, erneut in Tränen auszubrechen. »Sie verlässt jeden Morgen vor mir das Haus.«
»Arbeitet sie zufällig in einem Blumenladen?«, wollte ich wissen.
Langsam schüttelte der Mann den Kopf. »Nein. Sie ist Angestellte in einem Fachgeschäft für Mode und Accessoires.«
»Wer ist diese Frau?«
Wir blickten herüber zu Jane, der einen Bilderrahmen von der Kommode genommen hatte und ihn uns nun präsentierte, indem er auf eine rot-braunhaarige Frau deutete, die neben Lisa und ihrem Mann stand.
»Lisas Schwester Lillian. An dem Tag waren wir im Park picknicken.«
»In dem Park, in dem Lisa gefunden wurde?«, hakte Jane nach.
Mr. McAllen nickte wortlos.
Verstehend stellte Jane den Bilderrahmen zurück und suchte sich weiter im Raum um. Ich lehnte mich in dem Sofa zurück und legte meinen Arm auf der Lehne ab, während ich Jane beobachtete.
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte Mr. McAllen ihn.
»Ja, Mr. Jane, wonach suchen Sie denn?«, stichelte ich, woraufhin Lisbon mir einen mahnenden Blick zuwarf. Sofort setzte ich mein spöttisches Lächeln ab.
»Nein, nein«, winkte Jane ab. »Ich wollte mich nur etwas umsehen.« Er richtete sich auf und wandte sich an den Ehemann. »Haben Sie und Ihre Frau Probleme gehabt? Hatte sie vielleicht eine Affäre und deswegen haben Sie sie umgebracht?«
Ungläubig klappte Mr. McAllen die Kinnlade hinunter und auch ich starrte Jane nicht weniger fassungslos an.
»Wie bitte?«, rief Mr. McAllen bereit zum Protest.
»Entschuldigen Sie, Mr. McAllen«, sagte Lisbon sofort, die nun Jane den mahnenden Blick zuwarf. »Er ist nur unser Berater.«
»Ich habe meine Frau geliebt!«, rief der Mann des Opfers empört.
Abwehrend hob Jane die Hände hoch. »Das habe ich auch nicht bezweifelt. Ich habe Sie gefragt, ob Sie sie wegen einer Affäre umgebracht haben. Dass Sie sie geliebt haben, kann ich sehen. Sie haben hier überall«, er deutete um sich, »Fotos von sich und Ihrer Frau aufgestellt. Die Dekoration zeigt, dass Ihre Frau sehr minimalistisch und Detail orientiert war, doch das hat Sie nicht gestört. Sie haben aus Liebe zu ihr alles gemacht, was sie sich gewünscht hat. Deswegen frage ich Sie, ob Sie sie umgebracht haben, weil Sie sich betrogen gefühlt haben?«
Entrüstet sah Mr. McAllen erst zu Jane, dann zu Lisbon und mir. Ihm fehlten die Worte.
»Okay, das reicht!«, sagte Lisbon hastig und erhob sich. »Wir danken Ihnen für Ihre Zeit, Mr. McAllen. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.« Mit einer Scheuchbewegung bedeutete sie Jane, zur Tür zu gehen, und nachdem sie und ich dem Ehemann die Hand zum Abschied geschüttelt hatten, verschwanden wir so schnell wie möglich aus dem Haus.
»Haben Sie den Verstand verloren?«, rutschte es mir prompt heraus, kaum hatte sich die Tür hinter uns geschlossen. »Sie können doch so nicht einfach mit dem Angehörigen eines Opfers reden?«
»Sie sehen doch, dass ich es kann«, gab Jane zurück, ohne mich jedoch anzusehen.
»Sie hat recht«, stand Lisbon mir bei. »Sie haben sich wieder einmal daneben benommen! Haben Sie wenigstens herausgefunden, dass Ihr fehlerhaftes Verhalten rechtfertigt?«
»Er ist es«, sagte Jane selbstsicher. »Ich weiß nur noch nicht, wieso.«
»Ich würde nicht sagen, dass er es ist«, meinte ich. »Welches Motiv hätte er?«
Jane blieb vor uns stehen und drehte sich mit erhobenem Finger mir zu. »Das werde ich noch herausfinden.«
»Wir werden sehen«, gab ich zurück.
Jane grinste amüsiert.
»Was läuft hier?«, verlangte Lisbon zu wissen, die zwischen uns hin und her sah.
Jane winkte ab. »Ach, nichts. Nur eine kleine Wette.«
Er setzte sich wieder in Bewegung und wir folgten ihm.
»Eine Wette?«, wiederholte Lisbon wenig begeistert.
»Auf wen würden Sie setzen?«, fragte Jane.
Fassungslos sah sie uns an. »Auf niemanden!«, rief sie. »Sie beide wissen schon, dass Sie auf den Kosten einer Toten wetten?«
»Lisbon, wir werden nur dank Toten bezahlt«, erinnerte Jane sie und setzte sich in sein Auto. Da Rigsby mit dem CBI-Wagen zurückgefahren war, hatten wir mit Janes blauem Mini-Auto hatten Vorlieb nehmen müssen. Mit offenem Mund sah Lisbon zu mir und ich zog die Schultern hoch.
»Er hat recht«, sagte ich und ließ mich auf der Rückbank nieder. Ich sah, wie die Frau genervt die Augen verdrehte, ehe sie sich neben Jane setzte und wir losfahren konnten.3074 Wörter
Hach, Jane und Kate - ich liebe die beiden jetzt schon. Wärt ihr die Wette mit Jane eingegangen?
Wer, glaubt ihr, hat die Frau ermordet? Glaubt ihr, wie Jane, dass es der Ehemann war?
Wer, denkt ihr, wird die Wette gewinnen?
Ich bin gespannt, welche Spekulationen ihr aufstellt!
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IN MY MIND || The Mentalist [Band 2]
Hayran KurguEin Jahr ist es her, seit Kaitlyn Moore ihren Dienst bei der BAU quittiert hat - ein Jahr, welches genauso im Dunkeln lag wie ihre gesamte Vergangenheit selbst. Seit einem Jahr hatte sie keine Waffe mehr in der Hand gehalten und keine Marke mehr gez...