5: Eine tickende Zeitbombe

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"Wohin gehst du, du Idiotin?", fragte mich eine genervte Stimme plötzlich und ich blieb wie erstarrt stehen.

Zu meinem großen Bedauern hatte ich mich tatsächlich verlaufen und war immer wieder in dem Park hin und her gelaufen, in der Hoffnung etwas zu sehen, dass mir einen Hinweis darauf gab, dass ich in der Richtung wohnte.

Doch das war wohl bloß Wunschdenken, denn für mich sah alles gleich aus.

Seit geschlagenen 10 Minuten war ich so umhergeirrt und konnte nicht einmal Mayumi anrufen, da mein Handyakku mich natürlich genau dann im Stich gelassen hatte, als ich ihn am meisten brauchte.

Das ich Blondie allerdings noch einmal über den Weg laufen würde, hatte ich nicht gedacht. Er hatte sich lässig an einen Baum gelehnt, seine Hände in den Taschen vergraben und musterte mich genervt. Aber ruhig.

"Was machst du denn hier?!", fragte ich zurück und er verdrehte die Augen und stieß sich vom Baum ab.

"Ist doch egal. Warum irrst du so blöd durch den Park? Deine Töle ist doch schon bei dir zu Hause."

Irrte ich mich oder war da ein minimaler Hauch Interesse in seiner Stimme zu hören?

Er blieb kurz vor mir stehen und ich atmete für einen kurzen Moment seinen Duft ein. Hm... angenehm. Rauchig? Passend zu seinem Quirk. Aber woher... kam diese süßliche Note? Hatte was von... Karamell...?

Okay! Halt stop! Warum analysierte ich denn gerade den Geruch von diesem... diesem Trottel?

Na super. So weit war es bereits gekommen. Nicht mal anständig beschimpfen konnte ich ihn mehr!

"Nenn' Taco nicht Töle, du Höhlenmensch.", murrte ich angepisst über meinen eigenen Gedankengang. Natürlich musste ich es daher an ihm auslassen.

Er knirschte wütend mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten.

"Du bist doch dumm. Ich wollte dir meine Hilfe anbieten, weil du dich ganz offensichtlich verlaufen hast. Obwohl wir uns in einem scheiß Park befinden. Aber ich habe keinen Bock auf deine Zicken- Kacke.", knurrte er angepisst, drehte sich einfach um und ging.

Ich konnte ihm bloß hinterherstarren. Er wollte mir... helfen?
Ich konnte kaum darüber nachdenken, was ich nun tun sollte, da schluckte ich meinen Stolz und den Ärger über ihn einfach runter. Denn trotz allem wollte er mir tatsächlich helfen. Obwohl ich ihn die ganze Zeit bewusst provoziert hatte.

Vielleicht war es nun an mir über meinen Schatten zu springen und einmal meinen falschen Stolz beiseitezuschieben.

Ich biss mir auf die Unterlippe, ging ihm hastig hinterher und schnappte mir sein Handgelenk.

Er blieb zu meiner Überraschung tatsächlich stehen und schaute mich aus dem Augenwinkel düster an.

Ich ließ ihn augenblicklich los.

"In Ordnung... tut- mir Leid.", stammelte ich angespannt und biss mir wieder auf die Unterlippe. "Ich... brauche wirklich deine Hilfe, okay?!"

Wieder bildete sich dieses arrogante Lächeln auf seinen Lippen und er vergrub die Hände wieder in seinen Taschen.

"Ich weiß."

Mein Blick verdüstert sich merklich. "Du bist echt so ei-"

Eine unausgesprochene Warnung lag in seinem Blick und mir blieben die Worte tatsächlich im Halse stecken. Ich hielt die Klappe. Zufrieden glätteten sich seine Gesichtszüge wieder und er deutete mit dem Kinn vor sich.

"Dann komm, du Freak. Wir müssen da lang."

Ich folgte ihm und schaute den etwa um einen Kopf größeren Blonden neben mir an. So ruhig sah er wieder beinahe gut aus.

Why so aggressive?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt