8: Schmerzen, Tadel und weitere Freuden

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Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich in meinem Bett. Alles war wie gehabt. Hätte ich nicht noch immer einen Körper der sich anfühlte, als hätte ich die schlimmste Party- Nacht überhaupt hinter mir, hätte ich sogar geglaubt, dass der gestrige Tag nie passiert wäre.

Doch das war er. Meine grausame Niederlage war kein Traum gewesen.

Urplötzlich fielen mir so viele Möglichkeiten ein, wie ich es sonst hätte machen können. Vielleicht eher die Geister auf das Dach schicken und den Jungen selbst retten sollen? Noch mehr Tote beschwören, um Eraserhead auszuschalten? Oder einfach ganz auf Kampf gehen und die Geiseln Geiseln sein lassen?

Ich setzte mich stöhnend auf und hielt mir meinen brummenden Kopf.

Das ich auch direkt auf die Vollen gehen musste!, schimpfte ich über mich selbst und schlich vorsichtig aus dem Bett um ja weitere Schmerzen zu vermeiden. Leichter gesagt als getan - jeder Schritt war schmerzhaft.

Mein Kopf fühlte sich schwer auf meinem Hals an. Mein Gang war schleppend. Ich ähnelte nun vermutlich eher einem meiner Toten, als einem Menschen.

Warum ich überhaupt aus dem Bett ging? Ich hatte einen mordsmäßigen Hunger. Nichts konnte mich nun vom Kühlschrank fernhalten. Nicht mal diese Schmerzen.

Ich schlurfte ins Wohnzimmer und zuckte heftig zusammen. Eine weitere Welle des Schmerzes, schwappte über mich hinweg und ich stützte mich am Türrahmen ab, um komplett außer Atem nach Sauerstoff zu ringen.

Mein Blick war allerdings fest auf mein Ziel gerichtet: dem weißen Kasten, der (hoffentlich) allerlei Leckereien für mich bereithielt.

Entschlossen stieß ich mich wieder vom Türrahmen ab, nur um dann wie erstarrt stehenzubleiben.

Nichts hielt mich vom Kühlschrank ab... Abgesehen natürlich, von dem besorgten und gleichzeitig mehr als mahnenden Blick meiner großen Schwester.

Der Schmerz war plötzlich wie weggeblasen. Denn nun breitete sich Reue in mir aus. Sie hatte mir verboten, es zu übertreiben und ich hatte genau das getan, was sie eben nicht von mir wollte...

"Sag mal... sitzt du da jetzt schon den ganzen Morgen und wartest darauf, dass ich aufwache?", witzelte ich mit gequälten Lächeln und versuche somit die Stimmung zu lockern. Fehlgeschlagen. Furchtbar fehlgeschlagen.

Die Miene meiner Schwester wurde wenn möglich noch düsterer.

"Wie konntest du es nur so weit kommen lassen?", fragte sie ruhig und überging meine Frage somit geflissentlich.

Das Lächeln fiel mir aus dem Gesicht.

"Ich muss auf diese Schule gehen.", sagte ich, als würde es alles erklären. Was es auch tat. Nur nicht für meine Schwester. Sie schüttelte nun nämlich den Kopf und blickte ebenso gequält drein wie ich zuvor.

"Aber war es nötig, dich dafür so unnötig in Gefahr zu bringen? Du hättest sterben können! Du hast deine Kräfte überschätzt und dich von deinem krankhaften Ehrgeiz leiten lassen, obwohl du wusstest, dass das eine miese Idee sein würde."

"Die U.A. nimmt nicht einfach irgendwelche Schüler auf, Mayumi. Das weißt du genau.", zischte ich und achtete dabei gar nicht auf meinen protestierenden Körper, "Wer nicht über sich und seine Kraft hinausgeht, hat dort nichts verloren. Ich musste es tun, verstehst du das denn nicht?"

Sie schüttelte nur den Kopf. "Tue ich tatsächlich nicht. Wir wissen beide, dass du das Alles auch ganz anders hättest angehen können, doch du wolltest den leichten Weg gehen. Einen, der das schnelle Ende bedeutet hätte. Doch du bist noch nicht bereit dafür, Mika.", mahnte sie und wurde immer lauter. Ganz untypisch für meine eigentlich extrem ruhige Schwester.

Why so aggressive?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt