Abla- ältere Schwester
Yeğen- Nichte/Neffe
„Lange her, Liam. Anziehen!" unterbrach dayı ihn und warf ihm eine Hose und ein Oberteil zu. „Was soll das? Emily! Wach auf!" wandte Liam sich an seine novia und rüttelte an ihr. „Das Schlafmittel wirkt schon, genau wie bei Neuro. Du gehorchst jetzt besser, sonst..." befahl Krux, ließ aber den letzten Teil des Satzes aus.
„Sonst was? Ich mag zwar keine Kräfte haben, aber du genauso wenig. Du kannst mich nicht zwingen-Ah!" knurrte Liam, doch er bemerkte mich. „Mein Schwert-Caym? Aber du bist doch tot!" erschrak er. Stumm schüttelte ich den Kopf und wies mit der Klinge auf die Kleidung. Schließlich hatte er keine andere Wahl, als zu gehorchen. Wir hinterließen noch einen Zettel für die Frau: „Wenn du irgendjemanden informierst, landet dein Neuro in einer Babyklappe. Tick Tack".
Zurück im Museum erklärte dayı dem Gefangenen die Regeln: „Von jetzt an bist du nichts weiter als ein Sklave. Du wirst am Leben bleiben und jegliche Betätigung, die dir Spaß macht, ist für dich tabu. Im Gegenzug wirst du gehorchen, egal ob der Befehl von meiner sobrina oder mir kommt und nur dann reden, wenn du gefragt wirst. Ansonsten leistet deine novia dir Gesellschaft und der süße kleine Neuro wächst im Waisenhaus auf. Dasselbe gilt, wenn du versuchst zu fliehen oder nach Hilfe zu rufen, verstanden?"
Geknebelt wie er war, schüttelte Liam den Kopf. Vorsichtshalber hatten wir ihn noch mit Rachestein gefesselt. „Es ist deine Entscheidung" gab dayı neutral zurück und griff nach einer Spritze. Ohne zu zögern, injizierte er dem Gefangenen ein Gift. „Yeğen, hier siehst du die Wirkung der Schmerzdroge. Sie löst Schmerzgefühle aus, wo eigentlich keine sind. Die Wirkung hält stundenlang an. Abla hat die Droge persönlich für den Strafvollzug entwickelt" erklärte er mir, den Gefangenen am Halsband haltend. „Du kannst anfangen, yeğen" ermunterte er mich. „Mit Vergnügen, dayı" trat ich vor und stellte die Bindung wieder her.
>>Warum hilfst du Krux? << fing Liam das Gespräch an.
>>Ich habe meine Gründe, Sklave<< gab ich nur zurück und drang tiefer in seinen Geist ein. In dieser Nacht beließ ich es dabei, nur oberflächliche Schichten seines Geistes anzusehen.
Aber ich drang jeden Tag in seinen Geist ein und bekam Übung darin, den ersten Wiederstand zu überwinden und immer ein Stück tiefer einzudringen. Natürlich nur, wenn er schlief.
Nach zwei Monden, in denen Liam die meiste Zeit mit putzen und kochen beschäftigt war, hatte ich endlich den innersten Kern erreicht. Es wurde an der Zeit, oberflächliche Veränderungen vorzunehmen. Wiederstand leistete er inzwischen nur noch, wenn er das Klo putzen oder ein Ei durch die Kanalisation tragen sollte. Also legte ich sozusagen einen Schalter um, damit er willenlos gehorchen musste.
An den nächsten Tagen kamen die Erinnerungen an die Reihe. Ich begann mit Erinnerungen aus seiner Jugendzeit und löschte sogar seine Eltern und Geschwister aus. Erst dann veränderte oder löschte ich jüngere Erinnerungen. Dialoge, die verdreht wurden, sogar einen Streit, der niemals geführt wurde, pflanzte ich ihm mit Erfolg ein. Vermutlich war ich nur deshalb erfolgreich, weil er während meiner Manipulationen schlief.
„Kannst du seine Erinnerungen eigentlich auch verändern?" überlegte Krux, während wir durch die Kanalisation liefen, noch als Menschen. Wir kannten bei diesen Diskussionen eigentlich nur drei Themen: die Aufzucht der Schlangen, Liam und der Plan zur Manipulierung von Ray und Maya.
Mit der Aufzucht kannte ich mich nicht so gut aus, also kümmerte sich meist Krux darum, nahm mich aber auch oft mit in den Sumpf zum Unterricht. Liam dagegen war mein Aufgabenfeld, da Krux leider noch nicht einmal die Gabe des Geistes hatte. Die Manipulierung von Ray und Maya war allerdings ein Thema für uns beide.
„Mache ich bereits seit drei Wochen, dayı. Allerdings noch nichts Größeres, nur abgeänderte Dialoge und einen Streit zwischen Wu und Garmadon, den ich ihm eingepflanzt habe. Gelöscht habe ich bisher hauptsächlich seine Eltern und Geschwister wie alles andere aus seiner Jugendzeit auch. Er weiß auch nicht mehr, dass ich die Tochter von Aziz bin und wie wir ihn entführt haben" antwortete ich und sprang auf eine Wurzel. Inzwischen waren wir im Sumpf angekommen.
„Exzellent. Wenn Ray und Maya die Klinge holen, können wir den Opa nicht dabei gebrauchen, aber dafür gibt es eine einfache Lösung, er wird eine Bank überfallen. Wann wärst du bereit, dir Ray und Maya vorzunehmen, yeğen?" fuhr er fort und ging als Wolf voraus. „Wenige Tage. Für die Manipulation brauche ich jeweils zwei oder drei Einheiten, wenn sie NTs sind. Hast du schon einen Plan, dayı, wie du das Ungeziefer aus der Schmiede lockst?" gab ich zurück, während ich als Katze von der Wurzel sprang und neben dem Wolf landete. „Ja, ich habe sogar mehrere" antwortete er und knurrte erfreut.
Als Antwort gähnte ich nur, inzwischen waren wir am HQ angelangt. „Noch müde? Du bist gerade erst aufgestanden" kommentierte er verwundert. „Nein, du hast mich aufgeweckt. Ich hatte vielleicht eine Stunde bisher oder so" korrigierte ich ihn schnippisch. „Wo treibst du dich eigentlich immer herum? So groß ist die Stadt doch gar nicht!" harkte Krux nach. Immerhin hatte er den ganzen Tag im Museum verbracht und ich hatte ihn bei meinem Aufbruch wie üblich nicht informiert, wo ich hinwollte.
„Bin noch in die Bibliothek beim Rathaus, nachdem ich dem Training fertig war" gab ich zurück und streifte den Rucksack ab, wieder als Mensch. „Die Bibliothek am Rathaus. Die Bibliothek mit den ältesten Sammlungen von Ninjago. Und mich nennst du ein Fossil!" lachte er. „Fossile verbringen den ganzen Tag im Museum" konterte Nasya vom Sofa, woraufhin ich schnurren musste. „Du hast aber hoffentlich aufgepasst, dass dich niemand erkennt, ja?" seufzte Krux sorgenvoll.
„Natürlich, dayı! Eine herumstreunende Katze verdächtigt niemand. Erst kurz vor der Bibliothek zeige ich mich, und dann nehme ich meist die Gestalt von alten Klassenkameradinnen an" beruhigte ich ihn. Gelogen war es nicht. „Hmmm. Du hast die Tricks deine Valide. Sie wäre stolz auf dich" summte Krux zufrieden, ebenfalls als Mensch. „Übrigens, Kuraiko, ich gehe morgen zu Mistaké. Dein Tee ist wieder fast leer und es gibt etwas, wovon ich nicht weiß, ob du es bereits kennst" setzte er an und schob den linken Ärmel ein wenig hoch. Jetzt war ich tatsächlich ein wenig neugierig.
„Nimm deine linke Hand und halte sie über mein Handgelenk. Spüre. Du wirst wissen, nach was du suchst" wies Krux mich an. Mit ein wenig Abstand fuhr ich über die Innenseite seines Armes. Nur zwei oder drei Zentimeter unter dem Gelenk entlud sich ein kleiner Magieschlag von mir zu ihm. „Autsch" riss dayı seine Hand zurück und rieb sich die Stelle. „Tut mir leid, war keine Absicht" wollte ich mich entschuldigen.
Für einen kurzen Moment hatte ich mit dem rechten Auge tatsächlich etwas sehen können. Unter dem Handgelenk trug Krux ein Tattoo, eine Uhr. Sie stand auf Punkt 6 Uhr, sodass die beiden Zeiger eine Linie bildeten. Um diese Linie wand sich eine Schlange. Der Äskulapstab⚕, das Symbol der Medizin.
„So eine Entladung ist nicht ungewöhnlich. Es zwickt nur kurz. Dieses Tattoo erfüllt meist zwei Zwecke. Es dient sowohl als Erkennungsmerkmal bei uns höheren Oni als auch Zentrierung der Eigenmagie" beruhigte er mich. „Erkennung?" harkte ich nach. „Nun, egal ob man sehen kann oder nicht, wenn zwei dieser Machttattoos sich sehr nahekommen und eine Trägerin eine Entladung auslöst, sehen beide das Zeichen der anderen. Was hast du bei mir gesehen?" wollte er wissen.
„Den Äskulapstab, also das Symbol der Medizin in einer Uhr. Die Uhr steht auf genau 6 Uhr" rief ich das Bild wieder auf. „Exzellent. Es braucht bei Yang keine Übung, eine Entladung auszulösen, aber du musst die Bedeutung der Symbole kennen. Höre auf deine Intuition, den siebten Sinn. Was könnten die Symbole bei mir bedeuten?" fuhr er fort.
„Die Uhr steht vermutlich für deine Zeitmagie und als Heiler trägst du den Äskulapstab. So würde ich die Symbole interpretieren" fasste ich zusammen. „Exzellent. Morgen früh gehen wir zu Mistaké. Es wird länger dauern, vermutlich bis in den Nachmittag. Geh ruhig schlafen" schickte er mich auf mein Zimmer. Ich lächelte nur und machte mich bettfertig.
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Kodokuna, Kuraiko, Krux
Fanfiction(Fortsetzung von Zeit und Wind, Kuraiko und Morro, Teil 1 nicht aus ihrer Sicht beschrieben, Warnung vor finsteren Gedanken) Teil 1: Wieder einmal ist Kuraiko dem Tod im letzten Moment entkommen. Geschwächt von dem Kampf gegen das Ultra-Böse und der...