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Drei Wochen waren in zwischen ins Land gezogen. Tori telefoniert regelmäßig mit Thore und hatte ihn auch schon ein paar Mal im Kinderheim besucht. Bei diesen hatte sie auch die Gelegenheit genutzt und sich mit den Erzieherinnen dort unterhalten. Alle waren sehr engagiert und kümmerten sich liebevoll um die hier wohnenden Kinder und Jugendlichen. Vielleicht hatte er ja auch keine Angst vor den Erzieherinnen sondern vor einem der anderen Kindern? Doch auch da war Tori nichts ungewöhnliches aufgefallen. Tori schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie machte sich mal wieder viel zu viele Gedanken. Wenn Thore bereit war, dann würde er schon sagen was ihn bedrückte, da war sie sich sicher. Bei den einen ging es schnell und bei den anderen dauerte es eben ein bisschen. Bei ihr hatte es damals auch länger gedauert, bis sie wieder Vertrauen gefasst hatte und sich den Erzieherinnen anvertraut hatte. Sie musste einfach abwarten.

Außerdem gab es genug andere Dinge um die sie sich ebenfalls kümmern sollte. Und zwar dem Treffen mit ihren Freunden aus Berlin. Seit ihrer Rückkehr nach Köln schrieb und telefonierte sie regelmäßig mit Kai-Uwe und Co. Auch wenn sie glücklich war wieder zurück zu sein, so vermisste sie trotzdem ihre neugewonnen Freunde aus der Hauptstadt. Daher war es schnell beschlossene Sache das ein Teil der Berliner Kollegen auf einen Besuch vorbei kamen. Zwar hatten sie noch kein konkretes Datum, doch das war egal da sich sowohl die Berliner als auch die Kölner Beamten schon sehr freuten einander nun endlich persönlich kennenzulernen. Schließlich hatten alle schon viel von dem jeweils anderen gehört und dementsprechend gespannt waren alle.

Nach ihrer heutigen Streifenfahrt mit Gino saßen die Beiden noch in einem der Büro's zusammen und schrieben ihre Berichte. „Fertig", stöhnte Tori und lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten. Gino grinste sie über den Tisch her an und nickte bestätigend. „Und hast du heute noch irgendetwas vor?", wollte der Polizeioberkommissar wissen. „Geplant habe ich nichts, aber vielleicht gehe ich mal wieder laufen. Kannst dich gerne anschließen, wenn du möchtest?" „Nee lass mal. Ich werde gleich nach Hause fahren und meine freie Zeit mit meiner Familie genießen."„Das kann ich verstehen. Dann grüß deine Family schön und wir sehen uns dann morgen", sagte Tori stand auf und ging zur Tür. Bevor sie den Raum verließ, rief Gino ihr noch hinterher: „Werde ich machen und dir viel Spaß beim Laufen. Bis morgen." Auf dem Flur angekommen sah Victoria Paul, welcher feixend Stephan und eine junge Frau, welche offenkundig mit ihm versuchte zu flirten. „Was ist denn so witzig?", fragte sie. Paul, welcher sich vor Lachen gar nicht beruhigen konnte, deutete nur mit den Kopf in Stephan's Richtung. Neugierig folgte Tori seinem Blick und erstarrte. Was sie da sah, fand sie absolut nicht lustig. Aber warum eigentlich nicht? Früher hätte sie das bestimmt genauso lustig gefunden wie Paul, doch seit Stephan's Verhaftung und den geheimen Ermittlungen hatten sich ihre Gefühle für den Polizeioberkommissar irgendwie verändert. Aber wieso? Jedes mal wenn sie darüber nachdachte, kam sie irgendwann nicht mehr weiter. Zumindest versuchte sie sich das einzureden, denn eigentlich wusste sie ganz genau was los war. Doch das wollte sie einfach nicht glauben, denn das würde vermutlich ihre Freundschaft zu Stephan gefährden und das wollte sie auf gar keinen Fall. Je länger Victoria Stephan und diese junge Frau beobachtete, desto mehr brodelte es in ihr. Bemerkte diese Frau denn nicht, das er nichts von ihr wollte? Anscheinend nicht. Ohne groß drüber nachzudenken, lief sie zu den Beiden rüber und stellte sich direkt neben Stephan. Als jener sie erblickte, huschte ein kleines Lächeln über seine Lippen und er wirkte erleichtert. Die junge Frau hingegen schien von ihrem Auftauchen alles andere als erfreut. Es schien viel mehr so, als wollte sie Tori mit ihren Blicken töten. Tori nahm dies gelassen zur Kenntnis und wand sich nun an Stephan: „Kann ich dir vielleicht helfen?" Bevor Stephan antworten konnte, platze die Frau patzig dazwischen: „Nein." Ein kurzer Blick zwischen Stephan, der Frau und zurück, dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und meinte: „Okay, dann sehen wir uns später, Schatz." Danach zwinkerte sie ihm noch kurz zu und verschwand dann Richtung Umkleide. Auch wenn sie gerne das Gesicht der jungen Frau gesehen hätte, drehte sie sich nicht noch einmal um. In der Umkleidekabine angekommen begann sie zu lachen. Heidi und Hannah, welche sich ebenfalls gerade in der Umkleidekabine befanden, sahen sie komisch an. Daher erzählte sie ihnen die Story, sobald sie sich beruhigt hatte. Hannah und Heidi hörten belustigt zu und wechselten aber immer wieder wissende Blicke miteinander. Inzwischen hatte jeder auf der Wache bemerkt, dass zwischen Tori und Stephan mehr war als nur Freundschaft. Jeder sah die Blicke die sie einander zu warfen, wenn der andere gerade nicht hinsah. Doch selbst schien keiner der Beiden zu bemerken das sie dasselbe für einander empfanden. Tja, wie hieß das Sprichwort: >>Liebe macht blind <<. Während sie ihren beiden Kolleginnen die Story erzählte, ging sie zu ihrem Spint hinüber und zog sich um. Nachdem sie alle wichtigen Sachen zusammengesucht hatte, verließ sie gemeinsam mit Heidi und Hannah die Umkleide. Im Empfangsbereich verabschiedeten sie sich von Stephan, Paul und Gino. Vor der Wache verabschiedete sie sich von Hannah und Heidi und machte sich dann auf den Weg zu ihrer Wohnung.

Nachdem Tori in der Umkleidekabine verschwunden war, sah Stephan ihr noch ein paar Minuten nach. So bekam er gar nicht mit, wie die junge Frau ihn wütend an funkelte und dann schnurstracks die Wache verließ. Ebenso bekam er den feixenden Paul nicht mit. Gino, welcher gerade aus einem der Büro's kam, beäugte das Verhalten seiner zwei Kollegen skeptisch. Als Stephan aus seiner Trance erwachte, drehte er sich um und stand vor einem breit grinsenden Paul und einem verwirrten Gino. Mit Blick auf Paul meinte Stephan: „Sag nichts" und wand sich nun wieder seiner Arbeit zu. Paul hob die Hände und zuckte mit den Schultern. „Was war denn ebenso lustig?", wollt Gino wissen und sah von Stephan zu Paul. Während Stephan nur die Augen verdrehte, berichtete Paul freudig von dem eben geschehende. Nun musste auch Gino lachen und musterte Stephan mit einem breitem Grinsen im Gesicht. „Und was machst du jetzt?", wollte Gino wissen und sah seinen Kollegen neugierig an. Verwundert drehte sich Stephan um und schaute ihn verwirrt an: „Was meinst du? Was sollte ich denn machen?" Paul und Gino warfen sich kurz wissende Blicke zu. Gerade als Gino antworten wollte, kamen Hannah, Heidi und Tori aus der Umkleide. Nach der Verabschiedung sah Stephan seiner jungen Kollegin wieder einen Moment nach. Paul und Gino verdrehten nur die Augen, schwiegen aber. Während Gino seine letzten Berichte beim DGL ab gab, widmeten sich die anderen Beiden wieder ihrer Arbeit.  

Gefühlschaos und unliebsame ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt