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„Vielleicht sollten wir sie wecken?"

„Oder wir lassen sie einfach noch ein bisschen schlafen, sie hatte schließlich eine lange Nacht."

„Du hast vermutlich recht. Die Beiden sehen wirklich süß zusammen aus, findest du nicht?"

„Stimmt."

Auch wenn Tori noch nicht richtig wach war, konnte sie die Stimmen trotzdem gut verstehen. Aber was meinten die Stimmen mit langer Nacht? Erst langsam kamen ihre Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. Jetzt bemerkte sie auch den warmen kleinen Körper nehmen sich, welcher sich an ihren gekuschelt hatte. Zaghaft öffnete sie ihre Augen und musste erstmal ein paar Mal blinzeln, bevor sie es schaffte die Augen offen zu lassen. Als sie sich im Zimmer um sah, entdeckte sie Stephan und Paul, welche mit einem Lächeln hinter dem Bettende standen.
„Morgen ihr Beiden", begrüßte sie ihre Kollegen und versuchte sich so gut es ging zu strecken. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, da Thore sich an sie klammerte.

„Morgen Sonnenschein. Gut geschlafen?", wollte Paul mit einem breiten Grinsen wissen.

„Naja geht so. Und was treibt euch hier her? Wie spät ist es eigentlich?"
Stephan sah kurz auf seine Uhr und beantwortete dann ihre Fragen.

„Kurz nach 9 Uhr und wir sind hier weil wir mal nach euch beiden schauen wollten. Außerdem wollten wir dir noch wegen der Änderung des Dienstplanes Bescheid geben."
„Das ist aber nett von euch", meinte Tori, sah aber die ganze Zeit nur zu Stephan. Dieser starrte sie ebenfalls an und es war als wären die Zwei in einer ganz anderen Welt. Paul beobachtete das Spektakel mit einem breiten Grinsen.

„Ich störe euch zwei ja nur ungern, aber wie geht es dem Kleinen denn?"

Durch diese Ansprache kam wieder Leben in Tori und Stephan. Einen Moment sahen sie sich noch in die Augen, dann wanden sie ihre Aufmerksam wieder auf Paul und Thore.

„Den Umständen entsprechend gut. Er hat eine Platzwunde an der linken Augenbraue, welche vermutlich durch einen Sturz hervorgerufen wurde. Durch die Platzwunde, in Kombination mit dem Sturz, hat er eine leichte Gehirnerschütterung. Zudem noch mehrere Prellungen und Hämatome, welche vermutlich durch Schläge verursacht wurden."

„Das klingt ja nicht so gut. Hat er was gesagt wie er zu den Verletzungen gekommen ist?"

„Nein leider nicht", Tori warf dem Kleinen einen traurigen Blick zu. Sie würde ihm gerne helfen, doch wenn er nichts sagte waren ihr die Hände gebunden.
„Vielleicht erzählt er es uns ja noch", meinte Stephan.

„Ja vielleicht. Aber was sagt jetzt eigentlich der Dienstplan?" Neugierig sah sie zu ihren beiden Kollegen. Diese warfen sich einen kurzen Blick zu und dann beantworte Paul ihre Frage:

„Klaus war natürlich nicht begeistert, aber als er hörte warum du heute nicht kannst, war alles gut. Er hat ein bisschen gedreht und du hast morgen die Frühschicht."

„Okay danke fürs Bescheid sagen. Und bei Klaus sollte ich mich auch noch bedanken."
„Ja das solltest du vielleicht", stimmte Paul ihr zu und ergänzte dann, „Tut uns leid aber wir müssen jetzt weiter, sonst bekommen wir noch Ärger mit Klaus. Und das will keiner."
„Da hast du recht. Danke nochmals fürs Bescheid sagen und ruhige Schicht euch."

„Man sieht sich."

Nachdem ihre beiden Kollegen gegangen war, gelang es Tori sich langsam von Thore zu lösen und aufzustehen. Sie ging hinüber ins angrenzende Badezimmer. Dort spritzte sie sich erstmal etwas Wasser ins Gesicht um richtig wach zu werden. Gerade als sie sich das Gesicht abtrocknete, vernahm sie Geräusche aus dem Nebenzimmer. Zügig machte sie sich auf den Weg zurück zu Thore, um nach zu sehen woher die Geräusche kamen. Anfangs hatte Tori die Geräusche nicht identifizieren können, doch jetzt wo sie nur ein paar Meter vom Bett entfernt stand, erkannte sie sie. Thore lag immernoch im Krankenhausbett, jedoch schlief er nun mehr ruhig und friedlich, nein er wälzte sich von einem Ende zum anderen und murmelte immer wieder vor sich hin. Als Tori näher getreten war, entdeckte sie das der Kleine im Schlaf weinte. „Nein......Mama......Papa......", vernahm sie seine leise und ängstliche Stimme. Ohne groß darüber nachzudenken legte sie sich wieder nebenden kleinen Jungen und zog ihn eine Umarmung. Erst schien Thore gar nicht darauf zu reagieren, doch dann klammerte er sich wieder an sie. Nur langsam beruhigte er sich, schlief aber weiter. Tori hielt ihn einfach nur fest und streichelte ihm Gedanken verloren über den Rücken. Der Anblick von Thore, wie er im Schlaf anscheinend erneut den Tod seiner Eltern erlebte, rief schlechte und traurige Erinnerungen bei der jungen Polizisten hervor. Am liebsten hätte sie sie einfach vergessen oder wie immer verdrängt, doch es gelang ihr nicht wirklich.

Gefühlschaos und unliebsame ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt