"Die wichtigsten Begegnungen sind von den Seelen abgemacht, noch bevor die Körper sich sehen" - Paul Coelho
Auch hier draußen hämmert mir der Beat noch in den Ohren und trotzt der frischen Luft hängt mir der Geruch von billigem Alkohol und Schweiß noch immer in der Nase. Partys sind einfach nichts für mich, denke ich, während ich den Autoschlüssel meines Bruders aus der Tasche ziehe. Wohlwissend, dass ich schnell genug von dem Lärm und den vielen Menschen bekommen würde, hatte ich mir ein Buch mitgenommen, seinen Schlüssel eingesteckt und wollte mich nun damit auf die Rückbank kuscheln. Ich wollte Mia, Dan und meinem Bruder Andrew nicht die Party versauen, also zog ich mich lieber zurück. Ich fühle mich unter vielen anderen Menschen einfach nicht wohl. Und wenn dann auch noch Alkohol im Spiel war, hatte ich noch schneller die Nase voll.
Der Parkplatz lag dunkel und verlassen vor mir und mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich total vergessen hatte, wo Andrew zuvor den Wagen geparkt hatte. Fluchend versuche ich das spärliche Licht meines Handys zu nutzen um damit einen Weg durch das Labyrinth an parkenden Autos zu finden. Im Dunkeln fühle ich mich immer unwohl und die Tatsache, dass der Akku meines Handys beinahe leer ist hilft mir auch nicht gerade das mulmige Gefühl aus meinem Bauch zu vertreiben. Ich strecke den Autoschlüssel vor mich und drücke auf den Knopf in der Hoffnung die Scheinwerfer des alten Polos in der Dunkelheit aufleuchten zu sehen. Und tatsächlich. Ganz am anderen Ende des riesigen Parkplatzes geht die Innenbeleuchtung des Autos an und wirft ein schwaches Licht auf die umstehenden Wagen, die kreuz und quer geparkt sind. Kopfschüttelnd streife ich meine High-Heels ab, in denen ich jeden halben Meter umknicke und setze meinen Weg fort. Es ist verdammt ruhig hier draußen und die einzigen Geräusche die zu hören sind kommen von der Party hinter mir, von der ich mich erfolgreich abgeseilt habe und von einer Gruppe Jungs, die direkt nach mir die Scheune verlassen haben. Die kleinen Kieselsteine drücken sich unsanft in meine Fußsohlen und nie in meinem Leben habe ich etwas stärker bereut als mit auf diese Party gekommen zu sein.
Ich hätte die Zeit so viel besser nutzen können um zu lernen und die Uni-Aufgaben für die nächste Woche zu erledigen. Aber wie immer hatte mich meine beste Freundin Mia überredet mitzukommen. Ihr sind Noten scheiß egal und im Gegensatz zu mir ist sie das geborene Partygirl, das sich mit jedem auf Anhieb versteht und sich nichts Besseres vorstellen kann, als ihre Abende in Clubs mit Unmengen Alkohol und betrunkenen College-Typen zu verbringen. Ich seufze und wünsche mit ein ums andere Mal mehr wie sie zu sein. Nicht so steif und kritisch und aufgeschlossener. Aber so bin ich einfach nicht, das weiß ich- ich habe es immerhin oft genug versucht.
Wütend versuche ich den Minirock zu bändigen und so weit wie möglich über meine Oberschenkel zu ziehen, auf denen sich eine feine Gänsehaut gebildet hat. In der Dunkelheit habe ich immer das Gefühl beobachtet zu werden. Ich bilde mir immer ein Bewegungen in meinem Augenwinkel wahrzunehmen und so ist es auch jetzt. Sofort bekommen ich Angst. Mach dich nicht lächerlich, flüstere ich mir selbst zu während ich meine Füße ermahne weiterhin einen vor den anderen zu setzen. Ich setze eine ausdruckslose Miene auf und spiele mir selbst vor keine Angst zu haben, obwohl mein Herz rast und ich den Puls laut in meinem Ohr pochen höre.
"Hey Kleine, hast du dich verlaufen?" Ich zucke zusammen und drehe mich instinktiv um. Drei Typen in Poloshirts schieben sich hinter mir durch die Lücken zwischen dann Autos und rempeln sich gegenseitig grölend an. Definitiv betrunken. Ich verdrehe die Augen und gehe weiter, ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken. "Warum bleibst du nicht kurz ich hab' da was was ich dir zeigen möchte!" Ich werfe einen angeekelten Blick über meine Schulter und versuche nicht in Panik zu geraten. Der größte der drei Typen lächelt mir anzüglich zu und stellt eine Bierdose auf einem Autodach ab. "Was sagt ihr, Jungs, die Kleine verpasst doch was wenn sie jetzt einfach wegläuft, oder?", die anderen beiden nicken und lachen, schenken ihm jedoch keine weitere Beachtung als er beginnt in meine Richtung zu gehen. Die sind nur betrunken, die tun dir nichts. Geh einfach weiter und schließ dich im Auto ein bis Mia und Andrew kommen. Ich halte es für das beste auf meine innere Stimme zu hören und gehe weiter, schneller als zuvor. Die Steine des Parkplatzes bohren sich jetzt schmerzhaft in meine Füße und Angst schnürt mir die Kehle zu. Hinter mir höre ich dumpfe Schritte und ich bin froh, dass die Autos so eng nebeneinander stehen und dem Typen die Verfolgung erschweren.
Verdammt, verdammt, verdammt. Ich habe oft genug von Mädchen gehört, die Nachts alleine unterwegs waren und überfallen, vergewaltigt und schlimmeres wurde. So werde ich nicht enden. Die letzten Meter bis zum Auto lege ich im Laufschritt zurück und höre, dass sich auch die Schritte meines Verfolgers beschleunigen. Ich schiebe mir die High-Heels unter die Achseln und taste in der Dunkelheit nach der Klinke der Autotür. Meine Hände zittern und ich merke, dass mir heiße Tränen über die Wangen laufen. Noch nie in meinem Leben habe ich vergleichbare Angst verspürt. "Aber, aber wo willst du denn hin? Wir beide werden sicher eine menge Spaß haben.", lallt der Typ hinter mir in mein Ohr und ich zucke zusammen, als eine schweißnasse Hand meinen Oberarm packt. "Lass mich los!", schluchze ich. Meine Stimme klingt ungewohnt brüchig. "Glaub mir, das ist es nicht was du willst.", flüstert er in mein Ohr. Sein Atem stinkt nach Bier und harte Bartstoppeln kratzen an meinem Hals entlang. Er presst mich gegen das Auto und schiebt sich von hinten zwischen meine Beine. "Wenn du dich nicht währst wird es dir noch mehr Spaß machen.", er lacht. Ich versuche ihn zu treten, ihn zu beißen oder irgendetwas, um mich aus seinem Klammergriff zu befreien, aber mein Körper will mir nicht gehorchen. Ich befinde mich in einer Art Schockstarre und kann mich nicht währen. "Hilfe!", schreie ich und werfe einen flehenden Blick in Richtung der beiden anderen Typen, die sich jetzt in unsere Richtung bewegen. "Helft mir! Bitte!", meine Stimme klingt panisch.
Anstatt mir jedoch zur Hilfe zu kommen und den Typen von mir zu zerren, lehnen sie sich an die Motorhaube des Autos und stoßen einander lachend an. Im drüben Licht der Innenbeleuchtung erkennt ich einen von ihnen. Dan - der beste Freund meines Bruders. Seine Augen sind glasig und die Pupillen geweitet. "Dan, bitte!", flehe ich ihn an. Wir kennen uns seit unserer Kindheit, er muss mir doch helfen. "Keiner wird dir helfen, Kleine." Der Typ hinter mir reibt sich an mir und mein Minirock rutscht noch weiter nach oben. Er presst mir seine feuchten Lippen in die Halsbeuge und seine Hand wandert von meinem Oberschenkel immer höher zwischen meine Beine. "Bitte nicht! Hilfe!" Ich schreie so laut ich kann, immer und immer wieder, bis meine Stimme nur noch ein heiseres Krächzen ist. "Keiner wird dir helfen. Hier draußen ist niemand außer uns." Ich zittere immer stärker und beginne noch heftiger zu weinen, als der Typ mich umdreht und mein T-Shirt zerreißt. "Wir zwei werden jetzt eine menge Spaß haben." Sein Lachen klingt unnatürlich verzerrt und als ich ihm in die Augen blicke fallen mir auch seine geweiteten Pupillen auf. Drogen.
Ich versuche alles um mich herum auszublenden. Nach Hilfe zu rufen hat keinen Zweck mehr. Und wehren kann ich mich nicht. Das kühle Metall des Autos hat etwas tröstliches und ich klammere mich daran, als wäre es ein Rettungsreifen.
Ich versuche die Tränen aus meinen Augen weg zu blinzeln und als ich sie wieder aufschlage fehlt das Gewicht des Typen, der sich gerade noch an mich gepresst hat und ich blicke in Augen, so schwarz wie der Himmel über uns und Wärme umfängt mich. Als sich der Nebel in meinen Gedanken so weit gelichtet hat, dass ich wieder einigermaßen gut etwas um mich herum wahrnehmen kann, sehe ich, wie sich der Typ der mich beinahe vergewaltigt hätte im Staub wälzt und sich die Hände auf die Nase presst. Von den anderen beiden fehlt jede Spur, selbst die Bierdosen haben sie mitgenommen. Und vor mir steht ein Typ bei dessen Anblick es mir erneut die Sprache verschlägt. Er ist oberkörperfrei und selbst im Dunkeln kann ich die ausgeprägten Muskeln seines Oberkörpers erkennen. Die Haare fallen ihm wirr in die Stirn und seine Lippe ist aufgesprungen. Ich realisiere, dass er mir zur Hilfe gekommen und den Typen auf dem Boden von mir weggezerrt und geschlagen haben muss.
Als ich meinen Blick von seinem Oberkörper losreiße begegnen sich unsere Blicke. Ich möchte mich bedanken, irgendetwas sagen, aber kein Wort kommt über meine Lippen und meine Sicht verschwimmt. Das Letzte was ich mitbekomme ist, dass der Fremde mich in einen Pullover wickelt und in den Arm nimmt. Ein dunkles Nichts umfängt mich und hüllt mich in eine Ruhe, wie ich sie noch nie zuvor wahrgenommen habe.
Anmerkung: Ich würde mich sehr über ein Feedback von Dir freuen und hoffe natürlich, dass dich dieses Kapitel zum Weiterlesen animiert! Ich habe mir vorgenommen ab jetzt jeden Tag mindestens ein Kapitel zu veröffentlichen. :) Danke im Voraus für Dein Kommentar!
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Dark Love - mich kannst du nicht vergessen (pausiert)
Romance~ Badboy and (not so) good girl ~ Jace Archer ist ein Badboy wie er im Buche steht. Heiß, beliebt und er lässt niemanden an sich heran. Und obwohl Ashton weiß, dass Jace Archer niemals sein Herz verliert, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. De...