Kapitel 2

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„Du und ich: Wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen." - Mahatma Gandhi

Meine Lieder sind unglaublich schwer und mein Körper fühlt sich unnatürlich fremd an. Ich weiß nicht wo ich bin und bin im ersten Moment verwirrt, weil alles um mich herum dunkel zu sein scheint. "Hey." Eine fremde Stimme flüstert mir ins Ohr und ich spüre wie mir jemand sanft das Haar aus der Stirn streicht. Ich seufze genüsslich und schmiege mich enger in die Umarmung, die mich umfängt. Ich könnte wirklich ewig so liegenbleiben, überlege ich. Aber wo bin ich? Fieberhaft suche ich nach einer Antwort, ohne den Moment zu zerstörren, indem ich meine Augen aufschlage.

Und auf einmal durchzucken die Erinnerungen meinen Körper wie ein gleisender Blitz. Ich bekomme Panik und zucke zusammen, während ich meinen Augen befehle sich schlagartig zu öffnen.

Ich starre in braune Augen. Unendlich warme Augen, durchzogen von goldenen Sprenkeln. "Fass mich nicht an!" Ich schlage seine Hand zur Seite und versuche die Autotür zu öffnen um zu entkommen. Aber sie ist verschlossen. "Ich tu dir schon nichts." Sein Lachen lässt meinen gesamten Körper vibrieren, so tief ist seine Stimme. Die dunklen Haare fallen ihm wirr in die Stirn und sein gesamtes Erscheinungsbild hat etwas Dunkles und Bedrohliches an sich. Er streckt seine Hand aus und legt sie auf meinen Handrücken. Sein Daumen streicht sanft über meine Finger und hinterlässt ein angenehmes Prickeln auf meiner Haut. Ich blicke auf und sehe in seinen Augen etwas aufblitzen. Etwas, dass mir sofort das Gefühl gibt wie ein verängstigtes Kaninchen flüchten zu müssen. Er zieht seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt. "Beruhig dich. Ich bin nicht wie die Arschlöcher von vorhin." Er wirft mir ein schiefes, arrogantes Lächeln zu. "Außerdem bist du alles andere als mein Typ." Er lässt einen Blick über meinen Körper gleiten, der mir verrät, dass er mehr von mir gesehen hat, als mir lieb ist. So ein Arschloch.

Ich blicke ebenfalls an mir herab und bemerke, dass ich in einem unbekannten, schwarzen Kapuzenpullover stecke. Er muss meinen verwirrten Blick bemerkt haben, denn er sagt: "Deine Kleidung war komplett ruiniert. Diese Typen hätten wirklich mehr verdient als zusammengeschlagen zu werden." Er rümpft die Nase und wirft einen angeekelten Blick durch die Windschutzscheibe. Ich sitze auf dem Beifahrersitz eines Autos. Durch die Fenster sehe ich, dass wir noch immer auf dem Parkplatz vor dem Club stehen, nur, dass sich die Reihen allmählich gelichtet haben und nicht mehr so viele Autos kreuz und quer parken. "Du warst ohnmächtig. Ich war drauf und dran dich ins Krankenhaus zu bringen." Seine ebenmäßige Stirn legt sich in nachdenkliche Falten. "Danke.", krächze ich. Meine Kehle schmerzt und fühlt sich unglaublich wund an.

"Soll ich jemanden anrufen?" Er schwenkt sein Handy vor meiner Nase. Ich taste nach meinem eigenen Handy, aber es hat keinen Akku mehr. Verdammt ich kannte keine einzige Nummer auswendig. Innerlich verfluche ich mich selbst für meine Unfähigkeit mir Zahlen zu merken und lege das Handy achtlos in die Mittelkonsole. Aber wen hätte ich auch anrufen können? Andrew ist bestimmt schon mit irgendeinem Collegegirl abgehaun und Mia ist wahrscheinlich so betrunken, dass sie sich nicht einmal mehr erinnert, dass sie mich mit auf die Party geschleppt hat. Und Dan...

Eigentlich ist es immer Dan, der mich nach einer Party schon vor Mitternacht nach Hause bringt. Er war es, der immer auf mich aufgepasst hat, mich von den Betrunkenen ferngehalten hat und jeden der mich dumm anmachte zusammenschlug. Ich wusste, dass er seit mehreren Jahren in mich verschossen ist, aber ich wollte nie etwas von ihm. Aus diesem Grund hielt ich es für das beste seine Annäherungsversuche einfach zu ignorieren. Er ist schließlich nicht nur Andrews, sondern auch mein bester Freund. Er hat dir nicht geholfen. Flüstert eine hämische Stimme in meinem Kopf. Er hat dich verraten und hätte tatenlos dabei zugesehen, wie dich ein fremder Typ vergewaltigt.

Meine Augen fangen an zu tränen. "Nein, ich möchte einfach nur nach Hause." Mit dem Ärmel des Kapuzenpullis wische ich mir über die Augen. "Kannst du mich ins Studentenwohnheim bringen? Bitte."

Anstatt ihm in die Augen zu blicken starre ich aus dem Fenster ohne etwas zu sehen, während er langsam vom Parkplatz rollt. Wir schweigen. Ich fühle mich unendlich traurig und müde. "Alles wird gut, Süße." Ich merke wie er zögert, als er eine Hand auf meinen Oberschenkel legt und mit seinem Finger kleine Kreise malt. Er weiß genauso wenig wie ich, was er sagen soll. Schweigen sitzen wir da, bis er den Radio lauter stellt und ein paar Tasten drückt. Keane - Somewhere only we know - wie passend. Genau die perfekte musikalische Untermalung. Schweigend höre ich mir den Song an und als die letzten Töne verklingen, weine ich wie ein Wasserfall.

Zu meinem Glück kommen wir genau in diesem Augenblick am Studentenwohnheim an und ich rutsche vom Beifahrersitz und steige barfuß aus dem noch rollenden Auto. "Danke.", flüstere ich über meine Schulter hinweg ohne ihn noch einmal anzusehen. Ich möchte nicht, dass er mich weinen sieht und sich noch unwohler fühlt, als er es sowieso schon tut. "Pass auf dich auf, Süße."

Es ist kalt draußen und das einzige Geräusch kommt vom Herbstlaub, dass über den aspaltierten Parkplatz geweht wird. Der Boden fühlt sich kalt und feucht unter meinen Fußsohlen an und ich kann es nicht erwarten unter die heiße Dusche zu schlüpfen und gleich darauf in mein warmes Bett.
Als ich am Eingang des Wohnheims ankomme werfe ich einen letzten Blick in Richtung des schwarzen Jeeps und fange den Blick seiner geheimnissvollen Augen auf, die mich beobachten. Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken als ich mich abwende und im Wohnheim verschwinde.

Anmerkung: Ich freue mich natürlich über jedes Feedback und jede konstruktive Kritik! :) Wie gefällt Dir die Story bis jetzt?

Dark Love - mich kannst du nicht vergessen (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt