Kapitel 8

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"Du kannst deine Augen schließen, wenn du etwas nicht sehen willst, aber du kannst nicht dein Herz verschließen, wenn du etwas nicht fühlen willst." - Johnny Depp

"Problem gelöst" Er ist mir so nahe, dass sein Atem mein Ohr kitzelt. Seine Stimme ist tief und rau und mir läuft ein wohliger Schauder über den Rücken. Er trägt mich quer über den Parkplatz zu seinem Jeep, doch das bekomme ich nur am Rande mit. Mein Körper presst sich an seinen und mein Kopf liegt an seiner Schulter. Sein Geruch steigt mir in die Nase und mein Gehirn scheint nicht mehr richtig zu funktionieren. Tannennadeln. Diesmal unverfälscht und warm. Ich kann nicht anders als tief einzuatmen und habe plötzlich ein komisch flaues Gefühl im Magen.

Mit der freien Hand öffnet er die Beifahrertür und lässt mich auf den Sitz gleiten. Er macht jedoch keine Anstalten sich von mir zu lösen und erst einige Augenblicke nachdem er mich abgesetzt hat bemerke ich, dass meine Beine noch immer an seinem Rücken verschränkt sind und er sich überhaupt nicht von mir lösen kann. Wie peinlich. Schnell mache ich mich von ihm los. Er gibt sich nicht einmal die Mühe sein schiefes Grinsen zu verstecken, bleibt zwischen meinen Beinen stehen und schaut mich an. Schaut mich wirklich an. Ich habe das Gefühl, als würde er nur mit seinem stechenden Blick meine Gedanken lesen.

"Geht es dir gut?" Auf seine Stirn treten einige Falten und ich bemerke erst jetzt, dass er ganz feine Sommersprossen hat. Seine braunen Augen sind warm und ich merke, dass es ihm wirklich ernst ist. "Ähm... ich... ja, ich denke schon." Ich bin zu verwirrt von der Flut an Gefühlen, die mich überkommt um wirklich zu wissen, wie es mir geht. "Wirst du die Typen anzeigen?" Das Braun seiner Augen verdunkelt sich unmerklich. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Natürlich wäre es mein erster Impuls gewesen 'ja' zu sagen, aber ich kannte die Typen nicht. Außer Dan. Und auch wenn er mich verletzt und hintergangen hat, konnte ich ihn einfach nicht anzeigen. Immerhin weiß ich, dass er dann noch viel größeren Ärger bekommen würde.

"Nein. Ich denke nicht." Ich ziehe mir die Ärmel des Pullovers über die Hände und lasse mich tiefer in den Lesersitz gleiten. "Übrigens danke. Ohne dich wäre ich... naja du weißt schon." Er legt seine Hände auf meine Oberschenkel und kleine Blitze durchzucken mich. Normalerweise hätte ich mich total unwohl gefühlt, wenn mich ein Typ, von dem ich nur den Namen kenne, auf diese Weise berührt. Aber bei Jace ist es etwas anderes. Ich weiß nicht, was anders ist, aber es fühlt sich einfach irgendwie richtig an. Seine Berührungen. Sein Geruch. Er beugt sich vor und angelt mein Handy aus dem Wagen. Als er sich zurückzieht streifen seine Lippen federleicht meine Wange und ich seufze auf - was mir im nächsten Moment sofort peinlich ist. Ich spüre wie ich rot werde. "Süße das war selbstverständlich." Er legt mir das Handy in den Schoß und tritt einen Schritt zurück.

"Aber wenn du dich richtig bedanken willst, sage ich natürlich auch nicht nein." Im ersten Moment bin ich zu verdattert um zu realisieren, was da sagt. Er grinst schief und fährt sich mit der Hand durch die Haare, sodass sein T-Shirt ein Stück nach oben rutscht und den Blick auf seinen trainierten Oberkörper frei gibt. Mir stockt abermals der Atem aber ich habe mich schnell wieder unter Kontrolle und lache auf. "Mia hat recht, du bist wirklich ein Arsch." Ich schiebe ihn entschieden von mir und hüpfe auf den heißen Asphalt. Mir doch egal, wenn ich mir die Fußsohlen ruiniere, aber das hier gebe ich mir nicht länger. So ein Arsch, was denkt der sich bloß? Er ist eindeutig viel zu sehr von sich eingenommen.

Ich weiß nicht, was er mit mir macht oder warum in mir solche Gefühle aufkommen, wenn er mich berührt. Er ist ein Fremder. Ich kenne seinen Namen und weiß, dass er der Schlimmste Player am Campus ist. Das war's aber auch schon. Hör auf dich lächerlich zu machen, ermahne ich mich während ich versuche so viel Raum wie möglich zwischen uns zu bringen.

"Übrigens! Schöner Pulli. Aber ohne siehst du besser aus.", ruft er mir hinterher und ich werde noch röter als zuvor. Was bildet er sich bloß ein! "Weißt du was, du hast recht!" Ich drehe mich zu ihm um und blicke ihn herausfordernd an. "Hier nimm ihn." Ich ziehe mir den Pulli über den Kopf und stehe jetzt mitten am Parkplatz halbnackt vor ihm. Ich knülle den Stoff zu einem Ball und drücke ihn ihm an die Brust. Die Sonne brennt mir augenblicklich auf der Haut und ich spüre seinen Blick auf mir, als ich über den Parkplatz zurück zu meinen Freundinnen laufe. Als ich bei ihnen angekommen bin werfe ich einen letzten Blick über meine Schulter.

Jace starrt mich an und steht wie schockgefrostet neben seinem Jeep, der Pulli liegt zu seinen Füßen. Als ob er noch nichts vergleichbares gesehen hat. Ich schenke ihm ein überlegenes Lächeln und lasse mich auf mein Handtuch gleiten. Ohne ihm oder meinen kreischenden Freundinnen weitere Beachtung zu schenken schließe ich die Augen und konzentriere mich auf das Gefühl der Sonne auf meiner erhitzten Haut.

Jace

Ich habe es versaut. Keine Ahnung, was es ist, was ich empfinde, aber als meine Lippen ihre Wange streifen und sie leise aufseufzt bringt mich das um den Verstand. Und zugegeben, ich bekommen irgendwie Angst. Angst, weil ich nicht weiß warum verdammt nochmal mein Herz schneller schlägt und mein Magen Purzelbäume schlägt. Ich will sie. Am liebsten hätte ich sie auf den Rücksitz verfrachtet und meine Fantasien Realität werden lassen. Aber das ging nicht. Ich muss mich von ihr fernhalten. Und dieses Wissen macht mich verrückt und ich stoße sie von mir, indem ich den Arschloch-Jace-Archer, Calvin-Klein-Model und Sexgott, aus mir herauslasse. Wütend stapft sie von mir weg. Der heiße Asphalt scheint ihr jetzt nichts mehr auszumachen. Verdammt, denke ich und hasse mich für das, was ich gesagt habe. Total unangebracht.

Ich will, dass sie sich noch einmal zu mir umdreht. Ich will ihre blauen Augen sehen, ein allerletztes Mal. "Übrigens! Schöner Pulli. Aber ohne siehst du besser aus." Sie bleibt stehen. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht viel mehr von ihrem Körper gesehen, als jetzt auch, aber ich wollte sie provozieren. Letzte Nacht war ich viel zu sauer und wütend auf die Typen und der einzige Gedanke, den ich hatte war ihren Körper mit meinem Pulli zu bedecken. Wahrscheinlich weil es mich total anekelte, dass der Typ ihr gegen ihre Willen die Kleider vom Leib gerissen hat.

Sie dreht sich zu mir um und sieht mich herausfordernd an. Ihre Wangen sind gerötet und ich weiß nicht ob es an der Hitze liegt oder schlicht und ergreifend daran, dass sie angepisst ist. Innerlich verfluche ich mich dafür, dass ich mein Maul einfach nicht halten kann, aber es verunsichert mich einfach, was sie mit mir macht. Und ich kenne nicht einmal ihren Namen. "Hier nimm ihn." Sie zieht sich den Pulli mit einem Ruck über den Kopf. Sie ist ...wunderschön. Der blaue Bikini, oder was auch immer das bisschen Stoff an ihr ist, schmiegt sich an ihre Rundungen und ich kann den Blick nicht von ihr abwenden.

Augenblicklich reagiert mein Körper auf sie, obwohl es sonst eigentlich mehr - viel mehr - braucht um mich auf Touren zu kriegen. Sie drückt mir den Pulli an die Brust, aber ich bin zu perplex um ihn entgegenzunehmen und kann ihr nur hinterherschauen als sie sich von mir abwendet. Ihre Haare wippen im Takt ihrer Schritte und eine Wolke Veilchenduft folgt ihr. Als sie mir einen letzten Blick über die Schulter zuwirft, bevor sie sich zu ihren Freundinnen setzt weiß ich, dass es um mich geschehen ist. Ich muss sie haben.

Dark Love - mich kannst du nicht vergessen (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt