Kapitel 18
Nach unzähligen Versuchen hatte Theo es endlich geschafft das Auto zum Laufen zu bringen, das uns nun zu der Firmenfeier seines Vaters chauffieren sollte. Im Autospiegel versicherte ich mich darüber, dass mein schnell aufgetragenes Make-Up doch gar nicht so schrecklich aussah, wie ich es im gelblichen Licht des Badezimmers angenommen hatte. Der gestrige Abend hatte mir wirklich zu schaffen gemacht und hielt mich einige Stunden wach, sodass ich nun mit knapp drei Stunden Schlaf die wundervolle Feier von Theos Firma überleben durfte. Unweigerlich musste ich also auch Theos Eltern wiedersehen, da sein Vater der Gründer der Softwareentwicklungsfirma war, was meine Stimmung nicht gerade erhellte.
Anders erging es Theo, der sich dank seiner Beförderung, die er vor ein paar Tagen erreicht hatte, nur noch begeisterter war. Ich wünschte, ich wäre auch in der Lage, so von meinem Beruf zu sprechen, doch dem war leider nicht so. Stattdessen quälte ich mich jeden Tag aufs Neue zwischen Bergen von Bürokram, Zahlen und dem aufgesetzten Lächeln meiner Vorgesetzten durch, bevor ich pünktlich um 18 Uhr zügig meine Sachen packte und mich in die Straßenbahn quetschte, wenn mich Theo nicht gerade mit seinem neuen Firmenwagen von der Arbeit abholte.
„Meine Eltern freuen sich schon total darauf dich wiederzusehen", startete Theo ein Gespräch. Doch mir war gerade wirklich nicht nach Reden zu Mute. Und schon gar nicht war mir danach, seinen Eltern ins Gesicht blicken zu müssen und so zu tun, als ob ich ihren Sohn liebte.
„Ja, ist auch schon lange her, dass ich sie gesehen habe", antwortete ich neutral und blickte aus dem Fenster. Die vorbeiziehenden Häuser und die gepflegten Grünflächen hatten nun nicht mehr eine verzaubernde Wirkung auf mich, viel mehr spielten sich jedes Mal Noahs Worte in meinem Kopf ab. Wie eine Endlosschleife, die immer ausgelöst wurde, wenn ich einen Blick in diese perfekte Stadt warf. Meine Gedanken wanderten zu Artur. Würde ich ihn nun treffen, würde ich sofort zu ihm rennen, fragen was mit ihm passiert ist und was das Verfahren mit ihm gemacht haben musste, aber ich hatte meine Chance vertan.„Ist alles okay Juliette? Du wirkst so abwesend seit ein paar Tagen", besorgt schaute mich Theo an, „das ist doch hoffentlich nicht wegen Janine, oder?"
„Nein, mach dir bitte keine Sorgen, ich denke nur viel über meinen Job und Naomi nach.
Ich habe das Gefühl, es ist irgendwie nicht mehr so wie es mal war", somit log ich ihn nicht an, ließ aber das wichtigste aus. Die Anderen.„Du hattest doch gerade erst einen Zuschuss bekommen, weil du so gute Leistungen erbracht hast", antwortete er und blickte konzentriert auf die Straße, welche von vielen Autos bedeckt wurde.
Am liebsten hätte ich ihm erklärt, dass gut in einer Sache sein, nicht sofort implizierte, dass man auch Spaß an der Sache hatte. Dass etwas, was oberflächlich gesehen passte, nicht gleich passen musste. Aber wahrscheinlich hätte ich mich damit nur noch verdächtiger gemacht und ich hatte heute wirklich nicht die Kraft dazu, mich klug auszureden, geschweige denn mich meinen Gefühlen zu stellen. Vielleicht sollte ich zumindest heute wirklich mal dem Rat der Regierung folgen. Nicht zu viel über eine Sache nachdenken, die einen unglücklich machte.Angekommen am Veranstaltungsplatz, der liebevoll mit blauen Luftballons und schönen Pavillons geschmückt war, kam auch schon Maggy, Theos Mutter, freudig auf mich zugelaufen.
„Juliette, endlich sehen wir dich wieder. Wie geht es euch?", ihr lag ein herzliches Lächeln auf den Lippen, während sie mich neugierig musterte. Ihretwegen wechselte ich meine Zombie-Fassade, mit der ich eigentlich vorhatte den Tag zu überbrücken, zu der perfekten Schwiegertochter-Fassade und hoffte inständig, dass das Gespräch bald enden würde.Nach vielen Ansprachen, inhaltslosen Smalltalks und Ehrungen ergab sich endlich die Chance für mich für eine kurze Zeit ins Badezimmer zu flüchten. Ich wollte nach der kurzen Toilettenpause gerade das Badezimmer verlassen, als mich plötzlich eine Person abrupt packte und gegen die kalten Fliesen drückte. Mein Kopf prallte schmerzhaft auf und es dauerte einen Moment, bis ich eine klare Sicht wiederfand.
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Perfect Lie
Science Fiction„Schade, ich habe echt angefangen dich zu mögen. Wobei das wahrscheinlich niemals mit dem zu vergleichen war, was du für mich empfunden hast", er grinste und machte eine bedeutungsvolle Pause, „oder immer noch empfindest", hauchte er mir ins Ohr, wa...