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Harry P.O.V.

Sie hat die ganze Fahrt nicht mehr mit mir gesprochen und nur starr aus dem Fenster geguckt. Klar kam der Kuss unerwartet, aber es war eine willkommene Abwechslung um ehrlich zu sein. Man muss auch einfach sagen, dass Crystal eine sehr schöne Frau ist. Ich habe schon so viele Frauen gesehen Stripper, Mädchen die an mein Geld wollten und dämliche one night stands, aber keine hatte so ein Temperament und Selbstsicherheit wie Crystal. Ein Teil von mir war enttäuscht, dass sie von dem Kuss weggezogen hat, aber was war schon zu erwarten. Ich habe damit gerechnet das der Plan funktioniert und sie so schnell versucht von mir wegzukommen wie es nur geht. Es war süß wie sie im Auto versucht hatte ihre rot gewordenen Wangen zu verstecken, aber mir sind sie dennoch aufgefallen. Mir ist auch aufgefallen, dass sie die Fahrt über mit ihrem Zeigefinger immer nervös auf ihren Oberschenkel tippt, wahrscheinlich weil sie schnell aus dem Auto wollte. Noch nie in meinem Leben hatte mir jemand, vor allem eine Frau, so die Stirn geboten wie sie. Jedes mal wenn ich ihre Nähe spürte war es wie ein Adrenalinkick und ich wartete gespannt darauf was als nächstes passieren würde.

Auch als wir am Haus ankamen, stieg sie ohne etwas zu sagen aus und verschwand in ihrem Gästezimmer. Die Art wie sie peinlich gerührt war, war fast schon zu süß. Ich ging in mein Büro und tätigte einige Anrufe bezüglich einer Kokain Lieferung die in den nächsten Tagen aus Mexiko eintreffen sollte. Mein Vater hatte zu Lebzeiten einen Deal mit der mexikanischen Polizei ausgehandelt, welcher uns erlaubt dort Drogen herzustellen und zu exportieren und im Gegenzug bekommt die Polizei 15% der Einnahmen als "Spende". Erstaunlich, viele Cops in Mexiko waren korrupt, was das aushandeln von Geschäften so viel leichter machte. Mein Fokus lag jedoch darauf die Geschäfte nach Europa auszuweiten und noch mehr Einnahmen zu machen. Viele denken immer Drogendealer sind böse, aber ich verkaufe nur den Stoff und zwinge niemanden es zu nehmen, höchstens die Leute die auf meinen Stühlen der Wahrheit sitzen. Diese Stühle sind die Folterstühle in alten Kellern und Fabriken und es ist erstaunlich wie schnell die Wahrheit ans Licht kommt wenn man jemanden darauf setzt. Ich erledige noch restlichen Papierkram, beende danach die Arbeit und bereite mich für das Dinner vor.

Crystal P.O.V.

Ich sitze mittlerweile seit Stunden auf meinem Bett und ich habe mich kein Stück gerührt. Warum habe ich ihn geküsst? Hat es ihn gestört? Sollte ich mich nie wieder blicken lassen? Es hat sich für einen Bruchteil so richtig angefühlt... wahrscheinlich hatte ich einfach für viel zu lange Zeit keinen Freund mehr und ich bilde mir das Alles nur ein. Oder auch nicht? Und während ich so in meinen Gedanken versinke merke ich nicht einmal wie ich langsam einschlafe.

,,Crystal! Bist du hier drin?" Höre ich durch die Tür und öffne langsam die Augen. Wie lange habe ich geschlafen? Mein Blick geht zur Uhr. 20:00 Uhr. Oh Gott ich habe sechs Stunden geschlafen. An der Tür klopft es erneut:,, Hey, alles gut bei dir?" ,,Eh ja ja alles gut." brülle ich aus dem Zimmer, während ich zur Tür laufe. Meine Hand greift nach dem Türgriff und ich mache die Tür auf und wer sonst außer Harry könnte vor der Tür stehen. Er trägt ein schwarzes, lockeres T-Shirt, welches in seinen Hosenbund gestopft ist. Seine Kreuzkette liegt über dem T-Shirt und seine braunen Locken fallen ihm leicht auf die Stirn. Er guckt leicht zu mir runter:,, Hi ich wollte dich fragen, ob du mit mir essen möchtest. Unten im Garten gibt es gleich Dinner. Also wenn du möchtest kannst du dich gerne dazu setzten." ,,Ja gerne, ich sterbe sonst gleich vor Hunger." erwidere ich nur und er nickt zustimmend. Ich lächle und schließe vorsichtig dir Tür. Das war ja zum Glück überhaupt nicht komisch. Bevor ich runter gehe ziehe ich mir etwas vernünftiges an und wasche mir das Gesicht. Ich hoffe einfach nur, dass das Essen gleich nicht seltsam oder schweigsam wird, sonst kann ich mich auch gleich im Boden vergraben.

Der große Tisch im Garten ist wunderschön gedeckt. Der Himmel schon leicht pink und orange von dem bevorstehenden Sonnenuntergang. Auf dem Tisch stehen Früchte, Kerzen also so ziemlich alles was das Herz begehren könnte. Harry sitzt schon an dem einen Ende und als er mich sieht steht er auf, wie ein echter Gentleman:,, Du siehst gut aus." Ich muss schmunzeln und setzte mich ihm gegenüber an den Tisch:,, Danke für die Einladung." sage ich grinsend:,, Es ist mittlerweile ja auch schon fast dein Haus also brauchst du dich nicht zu bedanken." Die kurze Stille verunsichert mich und ich suche verzweifelt nach einem Gesprächsthema:,, Also, du bist ja jetzt der Kopf von Urraca. Wie ist das so?" ,,Ach, ich denke ich bekomme das ganz gut hin. Ich meine es war nie wirklich mein Traum Beruf, aber mein Vater hätte gewollt, dass ich es so mache." ,,Was wäre denn dein Traumberuf?" harke ich nach:,, Du musst mir versprechen, dass du nicht lachst!" ,,Ich lache nicht versprochen." ,,Ich wollte mal als ich klein war Musiker werden, aber das hätte nie funktioniert." Die Vorstellung war mir so fremd, dass Harry auch eine musikalische oder sogar sanfte Seite haben könnte:,, Ich habe sogar in meiner Kindheit Gitarre gespielt, habe damit aber schnell wieder aufgehört." ,,Warum das denn?" ,,Meine Eltern fanden es nicht so gut, dass ich mir ein solches Hobby gesucht hatte und ich musste meine Gitarre wieder abgeben." ,,Das tut mir leid." Harry wirke auf einmal so bedrückt, aber ich konnte nicht sagen warum, ob es an dem Gitarren spielen lag oder etwas mit seinen Eltern zu tun hatte.

,, Ich wollte dich noch etwas fragen.." setzte ich an und er spitze sichtlich die Ohren:,, Du hattest gesagt ich hätte die Möglichkeit mit die zusammen zuarbeiten. Wie stellst du dir das vor?" ,,Naja, also eine Geschäftsfrau wäre eigentlich nicht so schlecht. Vor allem wenn wir uns jetzt nach Europa ausbreiten wollen. Ich könnte eine zusätzliche und vertrauenswürdige Person gut gebrauchen." Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich von der Tatsache geschmeichelt, dass er mich als vertrauenswürdig einstufte und schon wieder wurde meine Wange leicht rot:,, Warum willst du unbedingt nach Europa, wenn die Geschäfte hier noch nicht perfekt laufen?" ,,Mehr Kunden auf der Welt heißt mehr Macht und das heißt mehr Geld. Ich sollte dir aber noch etwas sagen." Er stoppt kurz und räusperte sich:,, Es gibt Probleme mit einer anderen Drogengang in LA und ich wollte in zwei Tagen dort hinfliegen um das Problem zu beheben." ,,Wenn du Problem beheben sagst, was meinst du dann damit?" Ich setzte mich gerade hin und lege ein Bein über das andere:,, Das weiß ich jetzt noch nicht es kommt ganz darauf an wie kooperativ die anderen sind." ihm fährt ein lächeln über die Lippen. Auch wenn ich erst vor ein paar Tagen gesehen hatte, habe ich es dennoch vermisst. Mittlerweile ist es dunkel geworden und alles was noch Licht bot waren die brennenden Kerzen und die Sterne die den Himmel zierten. Leise Musik lief im Hintergrund und es sah so aus als würde das Feuer an den Kerzen zur Musik tanzen. Harry stand auf und kam mir entgegen. Mein Herz fing unkontrolliert an zu rasen. Er reichte mir seine Hand:,, Würdest du mir diesen Tanz schenken Prinzessin." Ich bekam kein Ton raus und nickte nur. Seine Hände waren sanft, obwohl ich mit rauen und trockenen Händen gerechnet hatte. Er zog mich an sich ran und legte einen Arm um meine Taille. Wir wippten langsam, passend zu der Musik, von dem einen auf das andere Bein. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und guckte zum Horizont hinaus. In der Sekunde flitze eine Sternschnuppe über das Himmelszelt:,, Du darfst dir jetzt etwas wünschen." flüstere er leise und ich schloss die Augen, doch bevor ich mir etwas wünschen konnte spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen. Es war wie ein Feuerwerk der Gefühle. Auf der einen Seite war es irgendwie nicht richtig, aber dennoch fühlte es sich so gut und echt an. Seine Hände trafen auf meine Wangen und meine verschwanden in seinem braunen Haar. Der Kuss wurde intensiver und unser atmen wurde lauter. Er ließ von mir ab und guckte mir tief in die Augen:,, Was machst du nur mit mir?" fragte er mich leise und ich lächelte einfach nur. Wir tanzten weiter und ich genoss einfach nur seine Nähe.

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