9. Kapitel

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Nachdem meine Eltern in einem Strudel aus Schwarz- und Weißtönen verschwunden waren, wandte sich Draco an uns: „Versprecht mir, dass ihr euch nicht vom Fleck bewegt! Die Zauberstäbe gehorchen euch nicht komplett. Ein Kampf wäre also viel zu riskant.", erklärte uns Draco mit eindringlichem Blick nochmals. „Außerdem..." Draco fuhr sich etwas nervös durch seine Haare. „... Hermine würde mir nie verzeihen, wenn ich euch in Gefahr bringe."

Ich grinste. „Sie hat dir ja offenbar bereits einmal verziehen." Natürlich kannte ich die Geschichten über Draco Malfoy und Mum zu Hogwartszeiten. Allerdings erkannte ich keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen dem jugendlichen Draco Malfoy und diesem Erwachsenen, der vor mir stand. Es war mir ein Rätsel, wie sehr er sich verändert haben musste. Mum musste das offenbar auch bemerkt haben, sonst wäre sie niemals zusammen mit Draco Malfoy auf der Rettungsmission ihrer Tochter und zwei weiterer Kinder.

Draco nickte schuldbewusst. „Lasst es nicht noch ein zweites Mal werden müssen." Nach diesen Worten drehte er sich um und verließ den Schuppen.

Mit verschränkten Armen und verärgertem Gesichtsausdruck blieb ich gemeinsam mit Alexander und Albus in der Dunkelheit zurück. „Ein halbes Jahr", regte ich mich über meine Mutter auf. „Ein halbes Jahr und ich bin siebzehn." Von draußen hörten wir laute Schreie, hysterische Rufe und heftige Explosionen. War Nathan auch da draußen? Ich fühlte, wie Sorge in meiner Bauchgegend aufstieg. 

„Deine Mutter kann manchmal echt übertrieben beschützerisch sein", kommentierte Albus.

„Davon lasse ich mich nicht aufhalten. Ich bleibe doch nicht hier stehen, während da draußen die Hölle los ist." Fragend sah ich Albus an. „Kommst du mit? Schließlich ist dein Vater höchstwahrscheinlich da draußen."

Albus hob geschickt eine Augenbraue. „Und du bist sicher, dass du nicht wegen Nathan zum Kampf willst?"

Ich verdrehte die Augen, obwohl Albus voll ins Schwarze getroffen hatte.

„Okay, auf geht's!", rief Albus euphorisch.

Alexander blickte mich mit seinen vor Angst schimmernden Augen an. „Rose, ich glaube, es ist am sichersten, wenn wir hier bleiben, so wie deine Mutter gesagt hat."

Albus stöhnte auf. „Das wissen wir, Alexander. Aber wir können hier doch nicht tatenlos stehen bleiben und warten, bis die Schlacht vorbei ist."

„Wir sind keine Auroren. Wir sind nicht mal fertig mit der Schule.", widersprach Alexander ängstlich.

„Du kannst ja hier bleiben, Alexander. Aber ich für meinen Teil habe schon ein bisschen Druck, da ich so einen heldenhaften Vater habe. Dass ich hier einfach stehen bleibe und nichts tue, passt einfach nicht ins Bild." Albus ging entschlossen auf die Tür zu. Ich folgte ihm, als ich Alexanders Stimme hinter mir vernahm: „Wartet!" Ich grinste in mich hinein. „Lasst mich hier nicht allein!", rief er zitternd und folgte uns schließlich nach draußen.

Auf der Wiese erwartete uns sofort ein wildes Durcheinander. Dunkle Gestalten feuerten gefährliche Lichtblitze auf die Auroren, die tapfer versuchten, alle Flüche abzuwehren. Überrascht entdeckte ich Ginny und James, die mit wild entschlossenen Blicken nebeneinander gegen zwei Todesser kämpften. Ich hatte nicht gewusst, dass sie auch hier sein würden. Albus schien diese noch nicht bemerkt zu haben. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass die Todesser alle schwarze Masken trugen und ich somit nicht erkennen konnte, wer Nathan war. Panik stieg in mir auf. Ich konnte doch nicht einfach auf irgendwelche Todesser zielen und dabei riskieren, Nathan zu treffen. Aber ich konnte auch nicht nichts tun. Verzweifelt dachte ich nach. Vielleicht den Entwaffnungszauber? Damit würde ich wenigstens niemanden verletzen. Ich suchte mir die nächste dunkle Gestalt, die ich finden konnte und murmelte leise: „Expelliarmus.". Der Zauberstab fühlte sich komisch in meiner Hand an. Mein eigener wäre mir mit Sicherheit lieber gewesen. Aber er tat, was ich ihm befohlen hatte und ein Lichtstrahl schoss auf den Todesser zu. Da er nun von zwei Seiten attackiert wurde, traf ihn bald darauf ein Lähmungsfluch von einem der Auroren. Besorgt versuchte ich irgendwie zu erkennen, ob es sich bei der Gestalt um Nathan handeln könnte, aber ich konnte nichts Bekanntes ausmachen. Aus den Augenwinkeln sah ich einen anderen Todesser, der einen Fluch auf mich schleudern wollte. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ihn mit einem Schutzzauber abwenden. Das war definitiv nicht Nathan gewesen. Ich lieferte mir eine Weile mit dem Todesser einen Zweikampf, wobei wir beide ungefähr gleich gut waren. Schließlich traf ich ihn mit einem Confundo-Zauber, was bewirkte, dass der Todesser verwirrt den Zauberstab sinken ließ. Ich schickte noch einen Entwaffnungszauber hinterher und schon hatte ich seinen Zauberstab in der Hand. Triumphierend grinste ich. Das war leichter als gedacht. Ich sah mich um und entdeckte Alexander, der von einem Todesser in die Enge getrieben wurde. Schnell trat ich an die Seite meines Freundes und feuerte sofort Angriffszauber ab, ohne mich überhaupt zu fragen, ob der Todesser Nathan war. Alexander war mein Freund. Und Freunde verteidigte ich, egal vor wem. Der Todesser schien ziemlich aggressiv zu sein und es fiel mir sehr schwer, seine Zauberstabbewegungen richtig einzuschätzen. Wir hielten uns wacker, aber ich bemerkte, wie Alexanders Aufmerksamkeit zunehmend abnahm. Mit aller Kraft feuerte ich einen Schockzauber nach dem nächsten auf den Angreifer, aber er wehrte jeden einzelnen Fluch so perfekt ab, dass wir absolut keine Chance hatten. Er konnte sich verteidigen und beinahe in der selben Sekunde den nächsten Angriffsfluch abfeuern. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber ich blieb hartnäckig.

Entführt und VerliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt