11. Kapitel

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Es dauerte mehrere Stunden, bis der Großmeister mit seinen Beisitzern zu einem Urteil gekommen war. Ich hatte beim Mittagessen kaum einen Bissen herunterbekommen, so aufgeregt war ich.

„Urteilsverkündung in der Gerichtsverhandlung vom 18. August. Gegenstand sind Straftaten, begangen von Nathan Lestrange, wohnhaft in rue de la Poste Nummer 12 in Lyon, Frankreich. Das Verhör führten der Großmeister Archie Lodge, die Staatsanwaltschaft Matthew Cornfoot und die Verteidigung Betty Bell. Nach mehrstündiger Beratung lautet das Urteil von Mr. Lestrange: eine dreijährige Bewährungsstrafe. Sollte der Angeklagte in dieser Zeit nochmals negativ auffallen, wird aus dieser Bewährungsstrafe eine Gefängnisstrafe."

Alle Anspannung fiel von mir. Ich war so erleichtert, wie schon lange nicht mehr. Nathan war frei. Er musste nicht nach Askaban. Tief atmete ich durch.

Mit einem Wink des Zauberstabs löste Mr. Lodge die Eisenfesseln, die sich um Nathans Hand- und Fußgelenke geschnürt hatten. Mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck rieb er sich die betroffenen Hautstellen. Dann... endlich nach Stunden, in denen er den Kopf gesenkt gehalten hatte, schaute er mir das erste Mal in die Augen. Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Es kam Bewegung in den Saal. Die Ministeriumsangestellten erhoben sich und verließen den Saal. Einige blieben noch und unterhielten sich miteinander. Nathan stand auf und streckte sich. Dann ging er zügig auf den Ausgang zu. Ich stolperte an Albus vorbei. „Ich bin gleich wieder bei dir!", rief ich ihm hektisch zu und rannte Nathan hinterher. Ich musste einfach mit ihm sprechen. Hoffentlich holte ich ihn noch ein. Ich betrat den langen Flur. Und ganz am Ende des Ganges sah ich, wie er sich unschlüssig im Kreis drehte.

„Nathan!", schrie ich laut.

Er drehte sich zu mir um.

Schnell überbrückte ich den Abstand und blieb vor ihm stehen.

„Rose", sagte er ruhig und seine Stimme allein reichte, um mir eine Gänsehaut zu verschaffen. „Danke für deine Aussage. Du hast bis zum Schluss an mich geglaubt.", stellte er fest und lächelte mich warm an.

Meine Knie wurden weich. Merlin, war ich aufgeregt.

„Es war sehr mutig von dir, dich nochmal zu Wort zu melden, obwohl deine Aussage schon vorbei war." Seine braunen Augen glänzten und ich konnte nicht verhindern, dass ich sofort darin versank. Verlegen lächelte ich. War jetzt der Moment gekommen, in dem ich meine Gefühle gestehen musste? Ich glaubte schon. Sonst sah ich ihn nie wieder.

„Nathan, ich muss dir was sagen", fing ich an.

Er schaute mich überrascht an.

„Ich... ich glaube... also..." Oh man, ich war zwar mutig genug, vor dem Gericht aufzustehen, aber zu feige, um ihm meine wahren Gefühle zu sagen?! „Ich habe mich in dich verliebt", gestand ich ihm schließlich mit leiser Stimme.

Nathans Augen wurden groß und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Rose, ich..." Er zögerte kurz und ergriff dann meine rechte Hand. An der Stelle, an der er mich berührte, kribbelte meine Haut. Hoffentlich konnte er meinen schnellen Herzschlag nicht hören.

„Ich mag dich auch. Sehr sogar.", sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch dann verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. „Aber... ich brauche jetzt erst einmal Zeit, das alles hinter mich zu lassen."

In meiner Bauchgegend fühlte ich einen schmerzhaften Stich.

„Mein Vater sitzt in Askaban und gegen meine Cousine wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ich muss erstmal mit mir selbst klar kommen und mir ein neues Leben aufbauen.", erklärte er mir.

Entführt und VerliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt