5. Kapitel

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Als der übliche Schwindel nachließ, öffnete ich meine Augen. Malfoy und ich standen in einem Wald nahe einer Siedlung. Zwischen einigen Bäumen schimmerte das Wasser eines kleinen Sees hervor. Ich packte das Buch, das als Portschlüssel gedient hatte, in meine Tasche. „Wow, das ist echt schön hier", bemerkte ich. „Wo sind wir?"

„In einem der Vororte von Lyon", antwortete Malfoy und sah auf seine Unterlagen, die er noch immer in der Hand hielt. Er räusperte sich. „Wir müssen zur 9 rue du lieutenant colonel Girard."

Für einen Moment schaute ich ihn verblüfft an. Seine Aussprache klang in meinen Ohren sehr akkurat und einfach nur unheimlich schön.

Seine grauen Augen trafen meine. „Was, Granger?!"

„Nichts", sagte ich schnell. „Also, wo müssen wir lang?", versuchte ich schnell das Thema zu wechseln.

„Ich glaube, hier lang." Ich folgte Malfoy bis zum Ende des Waldstückes. Dann drehte er sich suchend um. „Da hinten."

Nach einigen Minuten blieb Malfoy vor einem prunkvoll geschmückten Haus stehen. Die Villa war gelb gestrichen und besaß drei Etagen. Die Fenster bestanden aus großen Doppelflügeln und die grünen Fensterrahmen harmonierten gut mit der gelben Fassade. Über und unter den Fenstern waren kunstvolle Verzierungen, die die Villa ein wenig wie ein kleines Schloss aussehen ließen.

Malfoy klopfte an der grünen Tür, die im Vergleich zu den Fenstern eher klein wirkte. Einige Zeit später öffnete eine etwas ältere Frau, die vielleicht Mitte vierzig war. Ich warf Malfoy einen irritierten Blick zu.

„Guten Tag. Draco Malfoy und Hermine Granger vom britischen Zaubereiministerium. Wir haben Grund zur Annahme, dass Claire Roux gegen die magischen Gesetze Großbritanniens verstoßen hat. Ist sie da?" Draco Malfoys Stimme klang ernst und ruhig.

Die Frau, die bisher keinen Ton von sich gegeben hatte, nickte langsam und bedeutete uns einzutreten.

Nach ein paar Treppenstufen im Eingangsbereich führte uns die Frau in ein hübsch eingerichtetes Kaminzimmer und bedeutete uns auf dem einladend aussehenden Sofa Platz zu nehmen. Dann verschwand sie. Vermutlich, um Claire zu holen. Das hoffte ich zumindest. Die Tapete bestand aus einem Stoff, der mit grünen kunstvollen Elementen bestickt war. Der Kamin füllte fast die Hälfte des Raumes aus, so groß war er. Auf dem Kaminsims standen viele Gefäße, einige bunt verziert, andere wirkten bereits verrostet. Es brannte ein kleines Feuer und tauchte den Raum in ein romantisches Licht.

Ich sah zu Malfoy, der etwas ertappt den Kopf wegdrehte. Offenbar hatte er mich beobachtet.

In diesem Moment betrat ein Mädchen den Raum. Sie wirkte noch recht jung und trug ihr blondes Haar in einem Dutt, aus dem einige Strähnen heraushingen. Mit einem freundlichen Lächeln erhob ich mich. 

„Hallo", begann ich die Konversation, „ich bin Hermine Granger und das ist Draco Malfoy." Ich deutete mit einer Handbewegung auf Malfoy, der sich nun auch erhoben hatte.

„Wir sind beide vom britischen Zaubereiministerium und haben einige Fragen an dich", erklärte ich mit ruhiger Stimme. Ich wollte sicherstellen, dass sie keine Angst haben musste, verhaftet zu werden.

Claires Gesichtsausdruck verdunkelte sich trotzdem bei meinen Worten.

Malfoy hatte sich inzwischen neben mich gestellt und übernahm jetzt das Sprechen. Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Immerhin war ich die stellvertretende Zaubereiministerin.

„Hallo, Claire. Warst du vor den Sommerferien in England?", fragte er sie und sie nickte schüchtern.

Während Malfoy das Mädchen befragte, ging ich zögernd auf den Kamin zu. Ich hatte vom Sofa aus einige interessante Gefäße auf dem Kaminsims entdeckt, die ich mir näher anschauen wollte.

Entführt und VerliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt