16.04.2020
»Mom, Dad! Ich bin weg!«, rief ich durch unser großes Haus und schlüpfte in meine schwarzen Vans. Dann schnappte ich mir noch schnell meinen Windbreaker vom Haken, nahm den Hausschlüssel und trat ins Freie.
Ohne eine Antwort von meinen Eltern zu bekommen, wie zum Beispiel »Viel Spaß, mein Schatz.« oder »Vergnüg' dich schön.«, zog ich die Tür mit vielleicht etwas zu viel Schwung hinter mir zu und ignorierte die laute Stimme meines Vaters, die mir sagte, ich solle keine Türen knallen.Mit schnellen Schritten ging ich unsere Straße entlang und bog bei der nächsten Kreuzung nach rechts ab, um kurz danach in einem kleinen Wald zu verschwinden. Ich schloss meine Augen, um den Vögeln und dem leichten Blättergeraschel zuzuhören und meine Schultern, sowie mein ganzer Körper, entspannten sich, obwohl ich nicht mal bemerkt hatte, dass er verspannt war. Diese gewisse Ruhe ließ mich von meinem täglichen Stress fliehen, ähnlich wie die Podcasts. Allerdings ließ mich dieser Wald auch Schmerz empfinden und mich an Sachen erinnern, die ich normalerweise immer erfolgreich verdängen kann. Ich nahm einen tiefen Atemzug der von dem nächtlichen Regen noch immer feuchten Waldluft.
Ich liebte diesen Duft von nasser Erde und den Bäumen. Dieser erinnerte mich an meine Kindheit. Früher war ich oft mit meinen Eltern in diesem Wald. Wir haben nach Pilzen gesucht. Wir haben verstecken gespielt. Wir haben oft Picknicke auf dem Hügel gemacht und die Dreisamkeit genossen.
Wir hatten Spaß - anders als jetzt.Jetzt sahen wir uns kaum. Jetzt stritten wir gefühlt nur noch oder gingen uns aus dem Weg, bis die nächste Sitzung stattfand, an der ich teilnehmen musste, um den Schein zu wahren, dass wir eine glückliche Familie waren. Dabei waren wir genau das Gegenteil einer glücklichen Familie. Wir hatten mehr Probleme, als andere Familien. Wir hatten mehr Geheimnisse, als andere Familien. Wir waren alles andere, als eine glückliche Familie.
Das war allerdings mal anders. Bis vor drei Jahren war es noch so. Bis vor drei Jahren waren wir noch glücklich.
Ich schreckte aus meinen Gedanken wieder auf, als ich gegen einen Baum stieß. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich weitergegangen bin und blickte nach oben. Ein Seufzen entwich mir. Es muss aufhören.
Über mir befand sich eine Art kleine, quadratische Plattform, die allerdings auf einer Seite eine Wand mit einem runden Fenster hatte. Mit einer Strickleiter konnte man auf diese Plattform gelangen was ich in dem nächsten Moment auch tat.
Sobald ich oben angekommen war, blickte ich mich um und seufzte erneut, als ich die Blätter, Stöcker und Nüsse sah. Ich war lange nicht mehr hier und das sah man auch. Es war total verwüstet von Wind und Regen. Ich hatte einige Arbeit vor mir.Ich bückte mich und fing an mehrere Stöcke in die Hand zu nehmen, um sie über die Plattform zu werfen. Diese Tortur führte ich mehrere Male durch, sodass ich irgendwann nicht mehr mitzählte. Danach sah es auf jeden Fall schon besser aus. Allerdings fehlten noch die Blätter und die anderen Sachen, die sich noch hier oben befanden. Ich hätte mir einen Besen mitnehmen sollen, damit wäre es einfacher und schneller. Woher soll ich aber wissen, dass es hier so schlimm aussah?
Ich streckte mich und drückte den Rücken durch, der ein verdächtiges Knacken von sich gab, weswegen ich erneut seufzte und mich danach wieder an die Arbeit machte. Mit meinem Fuß kickte ich die Nüsse und Steine weg, ehe ich mich den vielen Blättern widmete.
Nach geschlagenen fünf-und-vierzig Minuten war ich fertig und setzte mich an den großen und dicken Baum, an dem die Plattform befestigt ist. Meinen Kopf ließ ich vor Erschöpfung dagegen fallen und schloss wieder die Augen. Mittlerweile müsste es gegen vier Uhr sein, also blieben mir noch ungefähr drei Stunden, bis ich wieder zuhause sein musste, um zum Abendessen dazu sein.
Eine Weile blieb ich genau so sitzen und genoss die Stille, die ich zuhause nie hatte - außer vielleicht nachts. Zuhause war immer was los. Es waren immer irgendwelche Geschäftspartner zum Essen eingeladen oder es wurde eine Party zum Anlass einem neuen Konzern, der meine Eltern unterstützte oder sonst irgendwelche Treffen, die immer bei uns im Haus stattfinden mussten - warum auch immer.
Weitere zehn Minuten waren vergangen, in denen immer noch genau so saß. Mein Kopf an dem Stamm des Baumes gelehnt, meine Augen geschlossen und meine Beine lang vor mir ausgestreckt. Allerdings wurde es auf Dauer unbequem und ich setzte mich wieder auf. Meine Augen öffnete ich wieder und ich drehte mich einmal um 90 Grad, sodass ich seitwärts zu de Baum saß. Meinen Blick wendete ich dem Baum zu, wobei er viel eher einer Einritzung in dem Baum galt. M + A - umrundet von einem etwas krüpplig aussehendem Herz.
Ganz vorsichtig und leicht ging ich mit meinen Fingern diese Einritzung nach und spürte wie mir die Tränen in die Augen stießen. Mein Herz zog sich zusammen, wie als wäre da eine unsichtbare Hand, die mein ohnehin schon leicht angeknackstes Herz zusammendrückte. Mir fiel plötzlich das Atmen schwerer und probierte krampfhaft mehr Luft durch meine Lungen zu pumpen.
Ich musste weiterleben . Ich durfte jetzt nicht aufgeben - für Ava. Für Ava. Für Ava. Ich wiederholte es wie ein Mantra und merkte, wie langsam wieder die Luft in meine Lungen strömte und wie die unsichtbare Hand wieder ihren festen Griff lockerte. Sofort nahm ich einen tiefen Atemzug und entfernte meine Finger von der Einritzung, um sie danach in meinen Haare zu vergraben und leicht daran zu ziehen, damit diese Schmerzen in meinem Inneren zu verdrängen.
Als ich mir vor lauter Überforderung mit der Situation mit meinen Händen über mein Gesicht ging, bemerkte ich erst, dass ich geweint haben musste, denn meine Wangen waren feucht. Voll automatisch wischte ich mir die Tränen und das Nasse schnell weg und blickte mich um, ob das jemand gesehen hat, denn meine Eltern hatten mir schon so oft eingetrichtert, dass es schwach ist zu weinen oder generell anderen zu zeigen, dass man sich schlecht fühlt. Ich bin eine Lopez, ich muss stark sein - egal wann.
Aber es war niemand zu sehen. Niemand, außer einer dunklen, kräftigen Gestalt, die mir immer näher kam. Ich konnte aber auf die Entfernung noch nicht sagen, wer oder was es war. Es könnte ein Tier oder ein Mensch sein. Da Menschen hier allerdings sehr selten herkamen, tippte ich auf ein Tier.Desto näher dieses Tier jedoch kam, desto mehr erkannte ich, dass es doch ein Mensch war. Ich formte meine Augen zu schlitzen, um die Person besser erkennen zu können und weitete sie im nächsten Moment wieder.
Was macht der denn hier?
•••
ok zu aller erst: i'm so sorry, dass ich solange nichts hochgeladen habe, aber tbh meine motivation war einfach weg. ich weiß nicht, warum - sie war einfach weg. heute hab ich mich allerdings ein bisschen gezwungen wieder etwas zu schreiben, da es schon ein monat her ist, ups xd
dann: hab ich ein neues cover von @mondlichtregen bekommen. an dieser stelle: danke <3
wie findet ihr es?
ich werde allerdings die cover immer mal wieder wechseln, weil ich ein mensch bin, der abwechslung braucht - naja normalerweise, wenn man bedenkt, dass ich bei meinen anderen büchern, die cover schon lange habe lolund zu letzt: wie hat euch das kapitel gefallen? was glaubt ihr, hat diese einritzung und diese plattform zu bedeuten? wer glaubt ihr ist ava? und wer glaubt ihr ist gerade gekommen?
das war's haha

DU LIEST GERADE
podcasts
Teen FictionDAS IST EINE NORMALE GESCHICHTE, KEIN PODCAST ODER ÄHNLICHES HAHA "she's got bite marks on her tongue from the things she never said." Mayla Lopez hat kein einfaches Leben. Von allen Seiten wird erwartet, dass sie immer 110% gibt. Egal, ob ihre Elte...