Kapitel 13
Charlies Sicht:
Der Morgen war nicht weiter spannend, außer dass Xara sich über Mücken aufgeregt hat, die sie gestochen hatten. Ich war auf der einen Seite schadenfroh, auf der anderen Seite war ich schon besorgt, ob das jetzt nicht schlimme Nebenwirkungen hätte. Heute hatten wir uns dafür entschieden, dass wir nicht nur versuchen wollten zu überleben. Wir hielten jetzt explizit Ausschau nach hohen Punkten, um von dort nach Hilfe zu suchen. Also marschierten wir wieder durch den Wald, doch diesmal hatten wir ein klareres Ziel. Auf dem Weg unterhielten Xara und ich uns über Gott und die Welt und spielten WWoP, wobei Xara immer zu feige war, um Pflicht zu wählen. Also endete es damit, dass wir einander nur noch Fragen stellten. Plötzlich blieb Xara ruckartig stehen. „Hört du das?" fragte sie mich und bei genauerem Hinhören hörten wir ein Plätschern. Wir waren uns einig, dass eine Pause nicht schlecht wäre und gingen auf das Geräusch zu. Es endete an einem weiteren Wasserfall. Es war erstaunlich, ich hatte schon einige tolle Wasserfälle hier gesehen, doch jeder raubte mir aufs Neue den Atem. Wir schwammen eine Zeitlang in dem klaren Wasser herum und ich genoss einfach diesen Augenblick. Doch wie alles musste auch dies enden und wir mussten weiter. Wir trockneten uns ab und setzten unseren Weg fort. Doch wie ich schon oft erwähnt hatte, es gab hier keine Wanderwege, was bedeutete, dass wir uns unsere Wege selber suchen mussten. Genau wie in den letzten Tagen mussten wir oft abbrechen und woanders weiter gehen. Als wir erneut an einer Schlucht auskamen, stampfte Xara frustriert auf den Boden und schrie auf: „Ach komm schon, Gott. Was soll das?" brüllte sie. „Komm runter, little X. Vielleicht müssen wir hier bleiben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir immer an der gleichen Schlucht hinausgekommen sind, nur an anderen Stellen. Wir sollten nun weiter gehen, wir sind ja eigentlich schon recht hoch, vielleicht haben wir hier bessere Chancen entdeckt zu werden." überlegte ich und Xara blickte mich entgeistert an. „Bist du von allen guten Geistern verlassen, Charlie? Hast du vergessen, dass du beim letzten Mal fast gestorben bist? Kommt nicht in Frage!" zeterte sie und verschränkte ihre Arme. Ich verdrehte meine Augen: „Strange kid, von uns beiden bin ja wohl ich die ältere. Ich lasse mich doch nicht von einem Grünschnabel herumkommandieren." erwiderte ich und Xaras Mund klappte auf. „Wie bitte?!" zischte sie, doch ich ging gar nicht darauf ein. „Ich gehe jetzt hier weiter, was du machst, ist dir überlassen. Wenn du also im Wald weiter latschen willst, bitte. Doch ich will hier nicht verrecken. Komm mit oder lass es!" und mit diesen Worten ließ ich Xara stehen und setzte meinen Weg stur fort. Natürlich hatte ich meinen Fastabsturz nicht vergessen und mir war, ehrlich gesagt, schon recht mulmig hier herzugehen, doch das würde ich vor little X nie zugeben. Aber ich wollte hier weg und ich würde lieber in die Tiefe stürzen, als jahrelang hier zu leben und Tarzan 2.0 zu werden. Nein danke. „Charlie, warte" rief Xara und ich grinste gewinnerisch, da ich gewusst hatte, dass sie mir folgen wird. Ob sie es nun wollte oder nicht. Als Xara außer Atem neben mir zum Stehen kam, sah ich sie grinsend an. „Na, deinen Stolz überwunden? Und pass auf, ich bin nicht lebensmüde. Ich weiß, dass ich aufpassen muss." Xara antwortete nicht und so gingen wir schweigend nebeneinander her, darauf konzentriert, nicht auszurutschen.
Ich sah besorgt zum Himmel, als es dunkel wurde und ein paar Minuten später fielen schon die ersten Tropfen vom Himmel. Aber nein, wir konnten ja kein Glück haben, der Regen verwandelte sich in eine regelrechte Dusche. Wir wussten, dass das zu gefährlich wurde und suchten Schutz im Wald. Nicht nur, weil wir kaum noch sehen konnten, wo wir hingingen, sondern auch, weil der Boden rutschig war und wir unser Leben nicht unnötig riskieren mussten. Wir setzten uns also auf den Boden und spielten auf der Erde Tic-Tac-Toe und Hangman. Als das zu langweilig wurde, ging es mit Pantomime und Schnick-Schnack-Schnuck weiter.
Wir gingen dann, obwohl es noch regnete, im Wald weiter. Dies taten wir für eine gute Stunde, bis es aufgehört hatte. Wir blieben noch eine Zeit lang im Wald, da es an der Schlucht bestimmt noch zu rutschig war. Es wurde dunkel, doch wir weigerten uns aufzugeben und gingen zum ersten Mal in der Dunkelheit weiter. Und wie es so kommen musste, stieß ich prompt gegen einen Baum. War ja klar. Xara hielt sich an dem Baum, gegen den ich gestoßen war, fest, da sie so sehr lachte. Wütend blickte ich die Silhouette von little X an. „Halt die Klappe, Xara!" zischte ich und begann weiterzugehen. Ich sah bestimmt total bescheuert aus, mit meinen ausgestreckten Armen, doch ich wollte um alles in der Welt verhindern, dass ich erneut gegen einen Baum knallte. Ich hörte immer noch Xaras Gekicher, doch dieses stoppte plötzlich abrupt, gefolgt von einem dumpfen Klang. Nun war es an mir zu lachen. „Tja Xara, pass lieber selber auf" doch als Antwort erhielt ich nur ein „Sei leise, Ginger". Verwirrt sah ich nach vorne, wo es heller zu werden schien. Ich lächelte erleichtert, als ich begriff, worauf wir uns zu bewegten. „Xara, hör auf zu jammern. Da vorne ist eine Lichtung. Da können wir auf Hilfe hoffen." Nach ein paar Metern erreichten wir die Lichtung auch schon und ich ließ mich erschöpft auf den Boden fallen, was Xara mir gleichtat. Erschöpft lagen wir auf der Wiese und lauschten unserem Atem. Wir bauten dann schließlich schnell unser Lager auf, jedoch ohne Dachplane, da wir diese erstens nicht wollten, zweitens dafür keine Kraft mehr hatten und drittens auf der Lichtung keine Sträucher waren, welche wir dafür hätten benutzen können. So lagen Xara und ich auf der Plane und der Kleidung, Arm in Arm und schliefen unter den Sternen ein.
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Ginger und Little X
Teen FictionZwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die sarkastische und grobe Charlie, welche von dem anderen Mädchen sehr genervt ist und die aufgeweckte und neugierige Xara, welche am liebsten alles über Charlie wissen will. Im Flugzeug sitzen...