Kapitel 14

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Xaras Sicht:

Am Morgen sahen Charlie und ich uns ein wenig in dem Gebiet um und fanden einen kleinen, verstecken Wasserfall, unter dem wir uns duschten. Dann sammelten wir Holz und dergleichen, um ein großes SOS Zeichen zu legen. Ich musste Charlie anfangs davon abhalten, die Wiese anzubrennen, um das Zeichen zu setzen. „Auch Xara" sagte Charlie in einem desinteressierten Ton. Mit einem „Hm?" blickte ich zu der Rothaarigen. „Ich heiße übrigens Charlotte Anderson. Charlie ist nur mein Spitzname." sagte sie und klang dabei so unbeteiligt, als wäre dies ein einfacher Fakt wie die Schuhgröße. „Im Ernst? Und das sagt du jetzt erst?" rief ich aus. Charlie zuckte einfach nur mit den Schultern: „Fand ich jetzt nicht so wichtig". Bei ihrer Antwort sog ich scharf die Luft ein. Doch dann hatte ich einen Geistesblitz „Lo!". Verwirrt blickte Charlie zu mir? „Bitte was?" fragte sie nach und ich grinste sie an. „Mein zweiter Spitzname für dich. Lo aus Charlotte" Charlie stöhnte genervt auf und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. „Dein Ernst? Ich hasse den Namen Charlotte. Was meinst du, warum ich mich Charlie nenne? Muss das sein?". Ich nickte heftig „Ja, du hast ja auch zwei Namen für mich. Strange kid und little X. Und ich habe Ginger und Lo. Das ist nur fair!". Ich grinste das Mädchen an und sagte: „Also komm, Lo. Wir müssen noch ein S legen" Charlie knurrte, doch erwiderte nichts weiter.

Als wir das Zeichen gelegt hatten, setzten wir uns hin und entspannten uns. Das war das erste Mal seit dem Absturz, dass wir nicht die ganze Zeit gewandert waren. Und ehrlich gesagt war das auch einmal ganz schön. Wir gingen noch einmal zu dem Wasserfall und badeten, doch horchten immer, ob Hubschrauber in der Nähe waren. Es wurde dunkel und wir legten uns wieder hin, uns hatte heute keiner entdeckt. Als ich in die Sterne sah, dachte ich an die ganze bisherige Zeit, die ich mit Charlie verbracht hatte, und an unseren Trip. Von Sümpfen, zugewachsenen Wegen, schönen Bächen und Flüssen, steilen Abhängen, Schluchten bis hin zu tollen und weniger tollen Pflanzen, Tieren und Wasserfällen: Wir hatten alles erlebt und ich war jetzt so dankbar dafür. Wenn ich überleben sollte, würde ich noch meinen Enkelkindern davon erzählen. Doch jetzt hatte ich fast alles erlebt, was ich erleben wollte. Ich hatte das Abenteuer erlebt, von dem ich immer als Kind geträumt hatte. Ich lächelte, als ich an all die Erinnerungen, die tollen Orte, die wir gesehen hatten, an die lustigen Gespräche und so viel mehr, das ich mit Charlie erlebt hatte, dachte. Ich hatte in ihr eine Freundin fürs Leben gefunden. „Charlie?" fragte ich leise. „Versprich mir, dass wir Freunde bleiben." Charlie drehte ihren Kopf zu mir und flüsterte „Versprochen" und hielt mir ihren kleinen Finger hin. Ich verhakte meinen Finger mit ihrem. „Versprochen?" Charlie nickte „Versprochen". Ich lächelte und sah in die Sterne.

Am Morgen gingen wir erneut zum Wasserfall und so langsam bekamen wir Panik, da wir kein Essen mehr hatten. Doch trotzdem ließen wir uns davon nicht den Tag vermiesen. Als ich losgehen wollte, zurück zum Zeichen, hielt Charlie mich auf. Sie holte ihr Taschenmesser aus der Tasche und ritze ein „C+" in den Baum. Charlie drehte sich zu mir und hielt mir das Messer hin. Ich ergriff es in und fügte noch ein „X" dazu. Zusammen gingen wir zurück zur Lichtung. Es wurde Mittag und dann Nachmittag und wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, heute gefunden zu werden, als wir plötzlich etwas hörten. Es waren Hubschrauber, woraufhin wir sofort anfingen zu winken und zu schreien. Und tatsächlich, die Hubschrauber begannen über uns zu kreisen und Menschen wurden zu uns hinunter gelassen.

Dritte Person:

Die Mädchen wurden sofort gefragt, ob es ihnen gut ginge und dann in den Hubschrauber gebracht. Oben wurden sie untersucht und ihre Wunden wurden notdürftig behandelt. Erschöpft blickten die beiden Mädchen aus dem Fenster und sahen, wie sie immer höher über den Bäumen flogen. „Hey, little X" richtete sich das rothaarige Mädchen an Xara. Das grünäugige Mädchen blickte zu dem Mädchen, das mit einem erschöpften Lächeln sagte: „Ist doch nur ein kleines Gewitterchen". Xara begann zu lächeln und antwortete: „Es ist immer gut, einen Freund an seiner Seite zu haben". Einer der Sanitäter sah die Mädchen fragend an. „Wie heißt ihr eigentlich und wie alt seit ihr?". „Ich bin Charlotte Andersen und bin 18." Dann zeigte sie auf Xara und fuhr fort: „Und das ist Xara Miller, sie ist 17 Jahre alt." Der Arzt wollte die Mädchen noch etwas fragen, aber Xara war schon eingeschlafen und Charlie begann auch schon wegzudämmern. Doch bevor sie einschlief, sagte sie: „Da waren so viele Leichen... Bin ich jetzt sicher?" Fragend sah sie zu dem Arzt, welcher nickte. Sie lächelte leicht: „Das ist gut. Das hier ist von einer der Leichen... Ich dachte ihr Freund wollte das gerne haben" und überreichte dem Arzt die Kette, welche sie die ganze Zeit behütet hatte. Mit den Worten „Jetzt wird alles gut" schlief sie dann auch endlich ein.

Ginger und Little XWo Geschichten leben. Entdecke jetzt