6. Kapitel

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Als sie vor uns stehen blieben, wollte Will anfangen zu reden, aber er wurde von Emily unterbrochen, die das ganze kurz und schmerzlos wollte.

"Seid ihr zusammen?!?"

Will seufzte: "Ja, sind wir."

Ich wünschte, mich würde auch mal jemand so ansehen, wie er es bei Eva tat. Diesen Ausdruck in seinem Gesicht hatte ich noch nie bei ihm gesehen. So zärtlich und liebevoll und als wäre sie das Wertvollste, was er je gesehen hatte.

Auch Eva sah so glücklich aus wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ihre Augen strahlten und sie konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann wieder nach Hause. Will und Eva brauchten mehrere Minuten, um sich zu verabschieden. Sie küssten sich die ganze Zeit und versprachen, sich gegenseitig zu besuchen und zu telefonieren u.s.w. Das nervte zwar ein bisschen, aber ich gönnte es ihnen und ich freute mich von ganzem Herzen für die beiden.

Auch mir viel der Abschied schwer, aber Emily und Will meinten, sie kommen uns bald mal besuchen. Ich freute mich jetzt schon darauf.

Wieder zuhause angekommen sollte ich eigentlich meinen Koffer auspacken, aber darauf hatte ich grade echt kein Bock. Ich wollte Justin anrufen und ihn fragen, warum er nicht antwortete, aber er ging einfach nicht ans Telefon.

2 Tage später waren die Ferien dann auch schon vorbei und ich musste wieder zur Schule. Das fand ich aber nicht mehr so schlimm wie früher, da ich ja jetzt Eva hatte.

Eigentlich wollte ich Justin noch vor dem Unterricht zur Rede stellen, doch ich konnte ihn einfach nicht entdecken. Naja, dann musste das halt noch warten.

In den ersten zwei Stunden hatte ich Mathe. Es war eines meiner Lieblingsfächer, was aber nicht an dem Fach allgemein, sondern an der Lehrerin lag. Frau Scarett war nämlich eine der einzigen, die mich wirklich mochte. Sie blamierte mich nicht, half mir und bot an mit mir zu reden, wenn ich jemanden brauchte. Ich glaube, sie hat das alles gemacht, weil sie über meinen schlechten Stand in der Klasse Bescheid wusste.
Vielleicht konnte sie selbst sich ja auch damit identifizieren.

In der ersten Hofpause konnte ich Justin wieder nicht finden. Langsam machte ich mir echt Sorgen. Doch nach dem Unterricht sah ich ihn endlich, wie er grade den Schulhof verließ. "Justin! Bleib mal stehen!", rief ich so laut ich konnte und ich konnte sehen wie er zusammenzuckte.

Aber anstatt stehenzubleiben, ging er einfach weiter und ignorierte mich. Hä?!? Ich verstand einfach nicht, was das jetzt sollte. Noch vor drei Wochen hatten wir uns so gut verstanden und viel geschrieben und jetzt ignorierte er mich komplett.

Am nächsten morgen kam ich extra früh zur Schule und wartete vor dem Schultor auf ihn. Er bemerkte mich erst im letzten Moment und ich stellte mich vor ihn, sodass er nicht weitergehen konnte.

"Was soll das?!", schnauzte er mich mit gefühlsloser, kalter Stimme an. Er hatte dicke Augenringe unter den Augen.

"Hallo?! Das wollte ich dich grade fragen! Warum ignorierst du mich einfach? Wir haben uns so gut verstanden!"

"Was für 'gut verstanden'. Das mit dir hab ich doch nur zum Spaß gemacht. Aber das ist jetzt vorbei. Du kannst ruhig zu deinem Prinzen David zurückgehen. Ich brauche dich nicht mehr!"

Mir stießen Tränen in die Augen. "Nur zum Spaß?", flüsterte ich traurig und enttäuscht

"Jap, und jetzt verpiss dich, ich muss los", ich glaubte, in seinen Augen einen Funken Schmerz zu sehen, aber der war genauso schnell wieder weg wie er gekommen ist. Wahrscheinlich hatte ich ihn mir nur eingebildet.

Als Eva endlich kam, erzählte ich ihr alles und sie meinte, er wäre es nicht wert und das ich zu gut für ihn bin.
Eigentlich wusste ich das ja auch. Warum viel es mir bloß so schwer, daran zu glauben?

Die nächsten Tage versuchte ich, Justin zu vergessen, aber es war einfach nicht möglich. Ich verschanzte mich nachmittags die meiste Zeit in meinem Zimmer und blieb im Bett, telefonierte mit Emily oder traf mich mit Eva.

Abends weinte ich oft. Ich war so dumm gewesen. Ich hatte mir geschworen, mir von diesem Idioten nicht das Herz brechen zu lassen. Und ich bereute es, auf seine Masche reingefallen zu sein. Aber jetzt war es zu spät. Auch meine Eltern fragten mich, was denn los sei, doch ich erzählte es ihnen nicht. Ich war einfach noch nicht bereit dazu.

Nach einer Woche war es dann nicht mehr so schlimm. Immer wenn ich in der Schule an Justin vorbei ging, ignorierte er mich und blickte starr grade aus. So machte ich das mittlerweile auch. In den Pausen erwischte ich ihn manchmal wie er mich beobachtete, aber das tat er wahrscheinlich bei allen, um sein nächstes "Opfer" ausfindig zu machen.

Ich schrieb auch ab und zu mit David und wir verabredeten uns für nächsten Dienstag bei ihm Zuhause.
Ich ging direkt nach der Schule mit ihm mit. Wiedereinmal beobachtete Justin uns aber inzwischen war mir das egal. Sollte er doch gucken, wenn es ihm Spaß macht.

Auch David wohnte in einer Villa, auch wenn seine nicht ganz so groß war wie Justin's. Aber darauf kommt es ja auch nicht an. Als erstes aßen wir etwas, dann zeigte er mir das Haus, weil ich gerne eine Roomtour wollte. Die Zimmer waren fast so schön wie bei Justin. Danach spielten wir Tischtennis (ja, er besitzt eine Tischtennisplatte) und ich verlor das erste Spiel. Beim zweiten gewann ich ganz knapp, aber auch nur weil er mich gewinnen ließ. Das fand ich unglaublich süß von ihm, weil Justin das ganz bestimmt nicht machen würde.

Warte stopp!! Warum verglich ich ihn die ganze Zeit mit Justin. Es waren doch zwei komplett unterschiedliche Personen und mit Justin war es sowieso vorbei.

Aber irgendwie musste ich trotzdem immer an ihn denken, was mir ganz schön zu schaffen machte.

Den restlichen Nachmittag schaffte ich es aber, Justin ganz zu vergessen, was ja immerhin schonmal ein Fortschritt war. David und ich spielten dann noch mit seiner Switch.
Das machte ziemlich viel Spaß, auch wenn ich echt schlecht war.

Nach der Zeit hatte ich aber den Dreh raus und David meinte, ich sei ein Naturtalent. Am Ende gewann ich sogar eine Runde und diesmal hatte ich es mir selber verdient. Das glaube ich zumindest, weil David die ganze Zeit mitgefiebert und geschimpft hatte. (Was übrigens auch ziemlich süß war)

Trotzdem fehlte zwischen mir und ihm etwas. Ich wusste nicht was es war, bis es mir auffiel.

Bis in die Ewigkeit und noch weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt