8. Kapitel

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Dann spürte ich auf einmal auch noch eine große starke Hand auf meiner Schulter. Ich wusste sofort wem sie gehörte und ein angenehmes Kribbeln schoss durch meinen Körper.

David hatte sich inzwischen umgedreht und war schleunigst weggegangen. Ich glaubte, in seinen Augen Tränen glänzen zu sehen. Eigentlich wollte ich ihm hinterhergehen, doch ich war grade unfähig mich zu bewegen.

Ich versuchte, ruhig zu bleiben, doch als ich endlich aus meiner Schockstarre erwachte, ballte sich die Wut, die ich schon seit Wochen mit mir trug, mit großer Wucht in mir auf.

Mit all meiner Kraft schlug ich seine Hand weg und drehte mich um. " SAG MAL SPINNST DU JETZT KOMPLETT?!? ERST IGNORIERST DU MICH GRUNDLOS WOCHENLANG, NUR UM MIR DANN ZU VERBIETEN, MICH MIT ANDEREN JUNGS ZU TREFFEN?!? DU TICKST JA WOHL NICHT RICHTIG!", o gott war das peinlich, alle Leute beobachteten uns. Warum musste ich denn jetzt auch noch rumschreien?

"Anna reg dich mal ab, alle gucken uns schon an! Können wir nicht mal kurz reden?", versuchte Justin mich leise zu beruhigen.

"NEIN ICH REG MICH NICHT AB!! UND DAS DIE LEUTE SCHAUEN IST SICHERLICH NICHT MEINE SCHULD!! DAS HAST DU DIR SCHON SELBST ZUZUSCHREIBEN!!! UND WAG ES BLOß NICHT, MICH NOCHMAL ANZUFASSEN!!"
Mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte David hinterher.

Leider konnte ich ihn nicht finden, aber ehrlich gesagt hatte ich sowieso keine Ahnung, was ich ihm sagen wollte.

Grade als ich es mir auf einer Bank im Garten gemütlich gemacht hatte, um nachzudenken, hörte ich Polizisten die ins Haus kamen. Anscheinend hatten die Nachbarn sie wegen Ruhestörung oder sowas gerufen. Das hatte mir grade noch gefehlt.

Plötzlich kam Justin auf mich zugerannt. Ich drehte mich weg, aber er rief: "Komm schon Anna, ich bring dich nach Hause. Oder willst du etwa, das die Polizisten das tun? Du bist nämlich leider noch minderjährig."

"Nagut. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein! Ich hab einfach kein Bock, Ärger zu kriegen." Als ich zurück zum Haus wollte, um dann durch die Haustür zur Straße zu gelangen, hielt Justin mich auf.

"So läufst du ihnen doch direkt in die Arme! Wir klettern hinten über den Zaun, da steht nämlich auch mein Auto."

Ich drehte um und joggte auf den Zaun zu. Als ich dort ankam, rief ich: "Wie willst du denn da rüberkommen? Das ist ja so 'n labriger 1,5 m Zaun."

"Pscht, schrei nicht so! Ich helfe dir ja schon", antwortete er, während er sich vor den Zaun stellte und mit seinen Händen eine Räuberleiter machte. Ich stieg drauf und drückte mich mit extra viel Kraft ab, sodass Justin umfiel. Natürlich stand er mit einem kurzen Lachen direkt wieder auf, doch ich freute mich trotzdem tierisch darüber und in meinem Bauch machte sich ein triumphierendes Gefühl breit.

"Und wie kommst du jetzt rüber?", fragte ich immer noch grinsend.

"Ich springe."

Und tatsächlich, kurz darauf 'flog' er auch schon über den Zaun. Jetzt wusste ich, wofür man so etwas in der Schule lernte.
In Zukunft würde ich auf jedenfall besser im Sportunterricht aufpassen.

In seinem Auto wollte ich meine Adresse ins Navi eingeben, doch zu meinem Erstaunen war sie im Suchverlauf ganz oben, sogar vor seiner Adresse. Komisch, er hatte mich doch noch nie besucht, oder? Ich warf Justin einen misstrauischen Blick zu, doch er ignorierte es und starrte konzentriert auf die Straße.

Nach circa 10 Minuten schweigsamer Fahrt rang ich mich dazu durch, Justin endlich zu fragen: "Was sollte das vorhin? Ich meine, warum hast du das bei David gesagt." Ich spürte, wie die Wut in mir drinnen wieder entflammte, doch ich konnte sie unterdrücken. Jetzt war einfach nicht der richtige Zeitpunkt um loszuschreien.

Bis in die Ewigkeit und noch weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt