7. Kapitel

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Es war dieses Gefühl. Die Stromschläge, wenn er mich berührte und die Schmetterlinge wenn er mich ansah, mit mir redete und lachte . Diese Gefühle fehlten mir, das wurde mir auf einmal klar. Aber vielleicht brauchten sie bei David und mir auch einfach ein bisschen länger und kamen später.

Der Nachmittag war auf jedenfall sehr schön, doch am Abend erinnerte ich mich an meine Gedanken von vorhin und wurde wieder traurig.

Ich musste zugeben, mit der Zeit vermisste ich Justin immer mehr und das zerriss mich von innen. Mein Gehirn wusste zwar, dass es besser war wenn wir getrennte Wege gingen, doch mein Herz musste ich erst noch davon überzeugen.

Ich entschied mich, wieder zu meiner Anfangs-strategie zurückzukehren und verschanzte mich in meinem Zimmer. Ich kam nur noch zum Essen, zur Schule oder wenn ich auf Toilette musste raus.

Eva probierte, mich so gut es ging aufzuheitern. Das klappte oft auch ganz gut, sie hat echt Talent für sowas.

Nur in der Schule versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen.

1. Weil meine Mitschüler nur noch mehr Gründe hätten mich auszulachen (wobei das in den letzten Wochen sowieso abgenommen hat, vermutlich wegen Eva).

2. Justin sollte bloß nicht denken, dass es mir was ausmachte oder das ich ihn vermisse oder so. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben.

Um mich abzulenken schrieb ich ab und zu mit David. Er wusste nichts von Justin und mir, was vermutlich auch besser so war. Am nächsten Freitag werde ich mit ihm und Eva zu einer Party gehen. Ich freute mich schon darauf, weil ich in den letzten 2 Wochen fast nur Zuhause war und so meine Jugendzeit verschwendete.

Dabei sollen das ja die besten Jahre des Lebens sein. Also wenn das, was grade passiert, die beste Zeit meines Lebens ist, will ich den Rest gar nicht erleben. Wobei man sagen muss, dass ich vor 3-4 Wochen echt glücklich war. Da war mein Leben nahezu perfekt.

Als ich heute aus der Schule kam, warteten meine Eltern schon im Wohnzimmer auf mich. Ich wusste, das ich mich auf ein Verhör bereit machen musste, denn ich hatte ihnen noch nichts von alldem erzählt.

Dabei hätten sie das eigentlich echt verdient , denn ich war in letzter Zeit fast immer schlecht gelaunt, motzte rum, schloss mich in meinem Zimmer ein u.s.w. Trotzdem waren sie sehr verständnisvoll und taten viel dafür, dass es mir wieder besser geht. Ich denke mal, die kennen sowas selbst aus ihrer Teenagerzeit.

"Hi Mom, hi Dad", begrüßte ich sie und hoffte auf das Beste.

"Hallo Anna. Weißt du, ich weiß jetzt nicht genau wie ich es sagen soll, aber du verhältst dich in letzter Zeit echt komisch. So kennen wir dich gar nicht. Deine Mutter und ich wollten dir anfangs etwas Zeit geben, dich zu öffnen aber langsam warten wir wirklich auf eine Erklärung. Möchtest du es uns nicht vielleicht erzählen? Ich meine, sonst reden wir doch auch über alles.", erklärte mein Dad.

Ich überlegte. Eigentlich hatte er recht. Ich hatte eine enge Bindung zu meinen Eltern und teilte fast alle meine Geheimnisse mit ihnen. Zumindest bis jetzt. Ich hatte mich irgendwie einfach nicht bereit dazu gefühlt. Doch nun entschied ich mich dazu, sie einzuweihen.

Nachdem ich alles erzählt hatte, nahmen sie mich erst mal in den Arm und trösteten mich, da ich wieder angefangen hatte zu weinen. Dann bedankten sie sich dafür, dass ich es ihnen erzählt hatte.

Sie gaben mir noch ein paar Tipps und redeten von Geschichten von früher, die unter anderem echt interessant und im Nachhinein gesehen sogar lustig waren. Dann meinten sie, dass sie immer für mich da sind und mich überall unterstützen werden.

Da fällt mir ein, ich habe vollkommen vergessen, euch von Eva und Will zu erzählen. Ich finde, sie passen echt gut zusammen und mein Bruder kommt uns in ein paar Wochen auch besuchen. Er überlegt sogar, ob er dann gleich hier bleibt, weil er dann nicht mehr getrennt von Eva ist. Vielleicht ziehen die beiden dann sogar schon zusammen, sobald Eva 18 wird (das ist noch ca. 1 Jahr hin)

Ich weiß das ihr jetzt denkt: 'die sind doch erst seit 3 Wochen zusammen und kennen sich erst seit ca. 6 Wochen, ist das nicht etwas früh?', aber ich kann euch versichern, es ist nicht zu früh. Ich glaube, die zwei sind die Liebe ihres Lebens und werden für immer zusammen bleiben. Keine Ahnung wieso, aber das habe ich irgendwie im Gefühl. Und auch Eva hat mir erzählt, dass es zwischen ihr und Will etwas ganz anderes als bei ihrem Ex.

Da mein Bruder sich nach der Schule direkt als Schriftsteller selbstständig gemacht hat, spricht eigentlich auch nichts gegen einen Umzug.

Eine Woche später fuhr ich zu Emily, um mich bei ihr für die Geburtstagsparty fertigzumachen. Wir waren etwas in Eile, da David uns schon in einer halben Stunde abholen wollte.

"Sag mal Anna, was fühlst du eigentlich für David?", fragte Eva plötzlich.

"Was meinst du?", antwortete ich überrascht.

"Naja, ich meine ob du auf ihn stehst oder so."

"Ne, ich glaube nicht. Wie kommst du überhaupt darauf?", antwortete ich.

"Ich hab irgendwie das Gefühl, dass du ihm falsche Hoffnungen machst."

"Hoffnungen worauf?"

"Bist du blind? Er ist voll in dich verknallt und wenn du dich dann mit ihm triffst, denkt er vielleicht, das-"

Weiter kam sie nicht, da ich laut losschimpfte. Ich hatte mir nämlich vor Schreck einen großen schwarzen Punkt Mascara auf die Nase gemalt.

"Argh, verdammte scheiße!! Jetzt muss ich das alles wegmachen und nochmal neu auftragen. Kannst du mir mal Abschminktücher oder so geben? Jetzt mach schon und lach nicht so dumm!!
Und zu deiner Frage vorhin: ich hab keine Ahnung was da zwischen uns ist. Ich meine, ich versteh mich echt supergut mit ihm und er ist süß und hübsch und nett und intelligent und humorvoll und..."

"jaja ok ich habs schon verstanden!", japste Eva, immer noch lachend.

Dann klingelte es und wir verdoppelten unser Tempo. David musste trotzdem noch 5 Minuten warten, aber Eva's Mutter ließ ihn immerhin schonmal ins Wohnzimmer rein.

Als wir dann bei der Party ankamen, sah ich Justin. Oje, das konnte ja heiter werden. Ich war doch extra hergekommen um ihn zu vergessen.
Egal, ich probierte einfach ihn zu ignorieren, damit er mir nicht meine gute Laune nahm.

Als erstes spielte ich mit Eva und ein paar anderen Bier Pong und aß ein bisschen was vom Buffett.
Später tanzte ich mit Eva und David.
Meine Freundin war aber schon nach kurzer Zeit so erschöpft, dass sie mich und David alleine ließ.

Wir tanzten noch ein bisschen, wobei mir auffiel, das Justin uns mal wieder beobachtete. Das war mir aber egal! Naja, zumindest versuchte ich mir einzureden, das es mir egal sei. Als wir genug vom Tanzen hatten, gingen wir nach draußen und beobachteten den Sternenhimmel.

Plötzlich fing David an zu reden: "Du Anna, ich hab mal ne Frage...", seine Stimme klang ziemlich schüchtern und nervös.

"Ja, was ist denn?"

"Ähmm..., hättest du vielleicht Lust, mit mir auf ein Date zu kommen?"

Okay warte, darauf war ich jetzt nicht vorbereitet. Vielleicht hatte Eva vorhin ja doch recht gehabt.

Ich wollte gerade antworten, als ich eine tiefe Stimme hinter mir hörte:
"Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber sie hat einen Freund."

Bis in die Ewigkeit und noch weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt