Forgive me

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FORGIVE ME?

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schmerzte mein Knie und draußen regnete es in Strömen. Das ist ja mal ein toller Start in den Tag. Meine Mum, Tabea und Jonathan waren schon weg. Ich schlüpfte in mein Ballettgewand und machte mich fertig. Manu würde mich wieder mitnehmen. „Morgen Kleine“, begrüßte er mich fröhlich als er mein missmutiges Gesicht sah. „Hey“, murmelte ich. „Heute mit dem falschem Fuß aufgestanden?“ Ich nickte und er lachte. „Was hast du heute noch vor?“, fragte er mich dann. „Rein gar nichts. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich heute tanzen kann“ „Hmm… Lass es lieber, wenn’s dir weh tut. Aber hey, ich hab nur eine Stunde mit den anderen, du kannst ja zusehen und wir können nachher was gemeinsam machen, wenn du willst“ Ich nickte begeistert und war plötzlich gut gelaunt. Ich kannte die anderen zwar nicht gut, aber ich hatte mit ihnen in den kleineren Klassen gemeinsam getanzt. „Gut, dann ist das abgemacht. Ich sag nur schnell Nelly Bescheid, dass du ich nicht mittanze heute“ Er nickte und parkte ein. Komisch, mit ihm verging die Zeit so schnell.

Ich blickte die zahlreichen Stufen rauf. „Muss ich da wirklich hoch?“, fragte ich misstrauisch und Manu grinste. Seufzend wollte ich mich an die erste Stufe machen, als ich spürte wie ich an den Hüften gepackt wurde und keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. „Manu! Lass mich runter“, lachte ich, aber dieser dachte nicht einmal daran. Er setzte mich erst unter den kritischen Blicken der anderen ab und wir sanken beide lachend auf den Boden. „Ist der Boden auch bequem, Manuel?“, hörte ich eine belustigte Stimme hinter uns und fuhr zusammen. „Vielen Dank der Nachfrage, Ben, sehr bequem“, witzelte dieser und ich blickte erstaunt auf. Hinter mir stand ein Mann mittleren Alters mit kurzem, blondiertem Haar. Ein neuer Lehrer wohl. Manu stand schon und zog mich an meiner Hand auf. „Ben, das ist Tamaya eine Freundin. Tamaya, der neue Lehrer Ben, kurz nach deiner Abreise gekommen“, klärte Manu mich auf und ich reichte Ben die Hand. Dann setzte ich mich auf einen Stuhl etwas Abseits. Immer mehr Leute kamen in den Raum und teilweise waren auch bekannte Gesichter dabei. Als ich den Paaren beim Pas de deux zu sah wurde ich ein bisschen eifersüchtig. Ich wollte auch wieder tanzten! Auf Spitzenschuhen durch den Raum tanzen und schwerelos aussehen, mit meinem Partner eine Einheit bilden und das Lob und die Kritik vom Lehrer einheimsen. Außerdem machte es mich innerlich fertig zu sehen, dass Manu mit einer anderen tanzte. Klar, es war logisch, er konnte nicht einfach mit dem Training aufhören, nur weil ich nicht mehr da war. In einer Hebung war Manu einen Takt zu spät. Sarah in seinen Armen sprang jedoch schon ab und er konnte sie nicht mehr festhalten. (AN: Bild der gedachten Hebung an der Seite, bin mir nicht mehr sicher wie das heißt ;) ) Mit einem lauten „Rums“ landete sie am Boden. Jetzt saß sie da wie eine kleine Maus und schaute entsetzt. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich aufgestanden war, bis ich mich neben ihr auf dem Boden wiederfand. „Alles okay?“, fragte ich vorsichtig und sie nickte. Wir standen beide wieder auf und Ben meinte: „Manuel. Du musst dich auf deine Partnerin konzentrieren. Du musst aufpassen, dass so was nicht passiert!“ „Sarah, wenn du merkst das er nicht nachkommt, lass es einfach. Ein verpatzter Auftritt fühlt sich nur an wie die Welt. Wegen einer Verletzung nicht tanzen zu können ist die Welt“, mischte ich mich jetzt freundlich ein. Als mich alle verständnislos ansahen seufzte ich. „Manu, heb mich“, wies ich ihn an. Ihm klappte der Mund auf: „Ganz sicher nicht! Du bist verletzt und wenn ich dich auch fallen lasse!“ „Mach dir nicht in die Hosen. Ich weiß sehr wohl selbst, was ich machen kann und was nicht. Ich brauche mein rechtes Knie nicht. Und außerdem…du hast mich in 13 Jahren noch nie fallen gelassen, also!“, wie ich ihn an und stellte mich zu ihm. „Drei, vier“, zählte ich laut und spürte seine Arme an meiner Taille. Ich drehte mich als ich in der Luft war von ihm weg und landete perfekt auf meinem linken Bein. (AN: Das hab ich jetzt frei erfunden – ergo würde es zu 99% in der Praxis nicht funktionieren (; ) Ich lächelte in die Runde die mich jetzt mich noch größeren Augen musterte. Ich und Manu begannen leise zu lachen, beruhigten uns aber schnell wieder. „Okay, das probieren jetzt alle aus“, unterbrach Ben fröhlich die Stille und ich grinste zu Manu, der schon wieder mit Sarah beschäftigt war.  „Woher kannst du das?“, fragte plötzlich eine Stimme neben mir und ich schreckte hoch. Als ich sah, dass es nur Ben war, musste ich lächeln. „Am Boden landen ist nicht sehr bequem, also hab ich irgendwann nach einer Lösung gesucht“

„Wie ist die Akademie in London?“, fragte mich mein bester Freund. Wir lagen gerade gemeinsam auf der Couch und quatschten ein bisschen. „Anstrengend, vormittags Schule, nachmittags Akademie, abends Training. Die Lehrer sind streng, aber man bekommt definitiv eine gute Ausbildung“ Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als es an der Tür schellte. Leichte genervt stand ich auf, humpelte unter leichten Schmerzen zur Tür und riss sie auf. Innerhalb eines kleinen Augenblicks hatte ich sie auch schon wieder zugeschlagen. Scheiße. Braune Locken, grüne Augen. Das konnte nur Harry sein. Was machte der denn hier?! Ich eilte zum Schaltkasten und schaltete die Klingel ab, denn er hatte anscheinend nicht vor aufzugeben und hatte bereits noch ein paarmal an der Tür geklingelt. Ich versuchte mich zu beruhigen und ging wieder ins Wohnzimmer zurück, wo Manu misstrauisch auf der Couch saß. „Wer. War. Das?“, fragte er mich beunruhigt. „Niemand, nur ein Klingelstreich“, stammelte ich und setzte mich wieder neben ihn. „Rede mir keinen Blödsinn ein, du weißt, dass ich das nicht haben kann“ „Aber…“ „Kein Aber. Du bist kahl weiß im Gesicht und siehst aus als hättest du gerade den Teufel persönlich zu Gesicht bekommen“ Ich schaute zu Boden. Sollte ich es ihm erzählen? „Komm Kleine, du kannst mir vertrauen, das weißt du“ Ich nickte und begann zu von ganz vorne an zu erzählen. Okay…Und was hat das mit dem Klingelsturm zu tun?“, fragte er mich schließlich. „Er ist da. Frag mich nicht wieso, frag mich nicht wie er mich gefunden hat…Manu, ich will ihn nicht sehen!“ „Sch… Ich bin mir sicher das lässt sich klären Tam“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich will nicht mit ihm reden und schon gar nicht allein. Ich hab Angst… Ich weiß nicht wieso, eigentlich weiß ich das es nur ein Ausrutscher war, aber…“, ich quasselte ohne Unterbrechung und wurde von Manu unterbrochen: „Aber wenn du nicht mit ihm redest, wird’s nicht besser werden. Vielleicht kann er es dir erklären…“ Ich nickte. Ich wusste, dass er Recht hatte, wollte es mir aber nicht eingestehen. Draußen wurde es langsam dunkel und Manu musste nach Hause. „Kannst du die Hintertüre nehmen? Bitte“ Er schaute mich mitleidig an, umarmte mich und verschwand dann aus der Hintertüre über den Zaun in seinen Garten. Ich ging in mein Zimmer und schaltete zum wiederholten Male Take me home“ ein. Ich legte mich auf mein Bett und schloss die Augen. Das heute war mir zu viel gewesen. Ich hörte unten die Schlüssel im Schloss. Bestimmt hatte sich Harry schon vom Acker gemacht. Plötzlich stand Tabea in meinem Zimmer und hüpfte zu mir ins Bett. „Hey Engelchen“, begrüßte ich sie und schloss sie in die Arme. „Maya, du hast Besuch“, teilte sie mir dann schüchtern mit. Besuch? Doch nicht etwa… „Komm, lass uns runter gehen“, meinte ich zu Tabea und nahm ihre kleine Hand. Das gab mir Mut. Zusammen gingen wir die Treppen runter und dann sah ich ihn im Flur stehen. Er unterhielt sich gerade mit meiner Mum die so ihre kleinen Probleme mit Englisch hatte, wenn sie nervös war. Als ich hörte was sie da zusammen redete musste ich mich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. Als wir unten waren versteckte sich Tabea hinter meinem Rücken. Die Kleine war so süß, wenn sie schüchtern war. Ich nahm sie hoch und sie kuschelte sie an mich. „Harry? What are you doing here?“, fragte ich ihn in perfektem Englisch. „Honey, may I talkt o you please?“ Ich ging zu Mum und drückte ihr Tabea in den Arm. „Wir sind oben“, erklärte ich ihr kurz und ging dann die Treppen hoch. Harry folgte mir und das wusste ich.

 [auf Englisch]

In meinem Zimmer schmiss ich mich auf mein Bett und Harry nahm vor mir auf dem Boden Platz. „Was willst du?“, fragte ich ihn leicht genervt, aber ich denke, man konnte meine Angst durch meine Stimme durchbrechen hören. „Ich hab Mist gebaut“, begann er. „Ich weiß“, lächelte ich sarkastisch zurück. „Es tut mir Leid, wirklich“, meinte er dann niedergeschlagen. Scheiße, er meinte das wirklich ernst. „Wieso Harry, erklär mir bitte wieso das passiert ist“, meinte ich müde. „Ich war…nun ja ich war…Ich hatte zu viel getrunken…“ „Und wieso Hazza? Kannst du mir das erklären?“ Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Dann erklär mir bitte zumindest wieso du nicht mit mir drüber geredet hast. Ich bin der Meinung, dass Alkohol nur Probleme sichtbar macht. Wenn du solche Bedürfnisse hast, warum redest du nicht mit mir?“, ich wurde leicht rot, aber das war mir im Moment egal. „Ich weiß nicht… Ich bin dein erster Freund und naja… Ich wollte dich nicht verängstigen, wenn du verstehst“ Ich nickte leicht und schaute auf den Boden. Die Erinnerungen an die Partynacht kamen wieder und ich konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne über die Wange rollte. Ich spürte wie das Bett neben mir nachgab und Harry sich neben mich setzte. Er legt einen Arm um mich, doch ich schüttelte ihn ab. Jede Berührung verursachte gegen meinen Willen ein panisches Gefühl. Ich wollte ihm vergeben, ich wollte wieder mit ihm zusammen sein, aber so... Was sollte ich bitte machen?!

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Ein bisschen mehr Dramatik in dem Kapitel. :) WOW! über 5500 reads, ihr seid Klasse ;)

Hugs Amylee

Dance to the music (1D-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt