Kapitel 27

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Tatsächlich hatte ich noch die eine oder andere Stunde schlafen können. Doch jetzt war ich putzmunter, verdammt nervös und ich konnte einfach nicht ruhig an Ort und Stelle stehen bleiben. Ich dachte ja, dass es ziemlich einfach werden würde. Wir gehen hinaus in die Steppe, steigen auf unsere Motorräder und spielen Fußball. Tja, nur leider war das alles nicht ganz so einfach. Natürlich war es das was wir tun mussten, aber...
Dieses Mal ging es um mehr! Wir waren nicht hier um einen Pokal zu gewinnen, sondern um Marlon zurück zu bekommen und dieser hässlichen Tattowiermaschine zu entgehen. Dass das unsere Strafe werden würde, sollten wir verlieren, jagte mir auch immer wieder unangenehme Schauer über den Rücken.

Meine Aufregung von vor einer Stunde war wie weggeblasen, stattdessen hatte sie Entschlossenheit und Ehrgeiz Platz gemacht. Und den würde ich hier auch brauchen. Die Silberlichten benutzten - wie zu erwarten- unfaire Vorteile, um zu gewinnen. Das Ganze fand auch noch auf unseren Motorrädern statt, was ein weiterer Nachteil für uns war und noch dazu war das hier ihr Gebiet, also hatten die Silberlichten auch noch den Heimvorteil. Kurz gesagt; unsere Chancen zu gewinnen standen schon ziemlich klein. Umso mehr mussten wir alle zusammen halten und -ganz wichtig- Leon durfte keinen Egotrip abziehen, dass würde den Gegenern nur in die Karten spielen. Und das tat er auch nicht, im Gegenteil, Leon spielte mehr in Team als je zuvor. So wie wir alle!

Am Anfang spielten wir nur zu sechst. Leon, Markus, Maxi, Raban, Isabel und ich, genauso wie wir es geplant hatten. Als Marlon den Ball ins Tor katapultieren wollte, sprangen Vanessa und Joschka aus dem -von uns gebuddelten- Loch und wirbelte dabei soviel Staub auf das Marlon den Ball in irgendeine Richtung schoss. Dass wiederum hatte Markus genug Zeit verschafft, um den Ball abzuwehren.
"Markus das war Weltklasse!", rief Leon ihm zu und schon ging es weiter.
"Clary, das ist deiner!", wurde über den Platz geschrien. Sofort beschleunigte ich das Tempo und fuhr auf den Ball zu. Ich nahm ihn aus der Luft heraus  an und schoss ihn weiter zu Maxi, Richtung Tor. Lächelnd sah ich zu wie er den Ball im Tor versenken wollte, als... Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass Horizon geradewegs auf mich zu fuhr und sie schien auch nicht anhalten zu wollen. Schnell versuchte ich mein Motorrad wieder in Gang zubringen, doch es war schon zu spät. Ein Schlag traf mich und ich schlitterte -mitsamt dem Rad- über den Boden und als ich endlich Halt fand, kippte das Motorrad um und landete geradewegs... Ja, auf mir.

Keuchend versuchte ich es anzuheben, um wieder Luft zu bekommen, aber es war zu schwer. Die Anderen um mich herum schienen die Luft angehalten zu haben, denn es herrschte eine gruselige Stille. Erst als die riesige Last von meinem Körper verschwand, konnte ich hustend nach Sauerstoff japsen. Dankbar nahm ich Leon's Hand und ließ mich von ihm auf die Füße ziehen.
"Passt gefälligst auf und spielt weiter!", schrie ich den Anderen zu und sie gehorchten sofort. Markus besorgter Blick lag zwar immer noch auf mir, doch ich versuchte ihm zu vermitteln, dass es mir gut ging. Und das tat es, naja immerhin war nichts gebrochen. Ich konnte meine Arme, als auch meine Beine, noch bewegen auch wenn es weh tat. Das einzige was sich als schwierig erwies war das Atmen. Es tat höllisch weh sobald ich versuchte Luft zu holen. Enttäuscht stellte ich fest wie Horizon triumphierend auf Marlon zu fuhr und sich mit ihm abklatschte. Zwar sah er nicht mal halb so begeistert aus wie sie, aber das was er da tat reichte mir auch schon.

Trotz dieses "kleinen" Zwischenfalls spielten wir tapfer weiter und Markus ließ keinen Ball rein, leider erzielten wir aber ebenso wenige Tore bei unseren Gegnern. Auch hatten wir eingesehen, dass es sinnlos war weiter auf den Bikes zu spielen, wenn wir es doch gar nicht konnten. Wir spielten also wieder so wie wir es gewöhnt waren und wie es uns passte, ein Vorteil mehr für uns. Jetzt spielten wir richtig Fußball!

Der nächste Schuss sollte an Leon gehen, doch auch Marlon fuhr zielsicher hinter dem Ball her.
"Leon, hinter dir!", versuchte ich ihn zu warnen aber da hatte Marlon unseren Bruder schon unsanft zu Boden gestoßen. Schnell war ich bei ihm und half ihm wieder auf die Beine.
"Das war ein Faul!", schrien die Jungs aus unserer Mannschaft. Natürlich interessierte das die Silberlichten nicht, auch Marlon schien total unbeeindruckt.
"Das sind die Regeln: Es ist alles erlaubt!", rief er zurück und fuhr weiter.
"Was stimmt den nicht mit dir?!", schrie ich ihm hinterher doch er drehte sich nicht mal um.

'Mach weiter so Marlon, dann brichst du noch ein Versprechen und verlierst mich wirklich!', dachte ich grimmig.

Er hielt an und stieg von seinem Motorrad ab.
"Das war das Zweite Mal das ich besser war als du!", rief er und wollte sich den Ball schnappen doch Leon hatte sich schon wieder gefasst.
"Am Ende gewinnt immer nur einer!", rief er und rannte auf ihn zu.
"Und das bist diesmal nicht du! Gewöhn dich schon mal ans verlieren Verräter!", höhnte Marlon zurück.
"Marlon, Leon bleibt sofort stehen!", schrie ich und rannte ihnen hinterher.
"Du bist der Verräter!", rief Raban doch auch diesen schubste er grob aus dem Weg. Maxi hielt Jaromir in Schach, während wir uns um die anderen kümmerten. Horizon wollte gerade zu Marlon rennen, als ich sie aus dem Weg stieß. Ich machte mich schwer und stütze mich auf ihrem Rücken und sie zappelte wie ein Fisch auf trockenem Boden unter meinem Gewicht.
"Isa ich brauch deine Hilfe!", rief ich als Horizon begann sich zu befreien.
"Ich bin schon da!", rief sie zurück und half mir das Mädchen in Schach zu halten. Marlon rannte weiter aufs Tor zu, Leon ihm hinter her.

Plötzlich blieb er jedoch stehen. Aus unserer Mannschaft ertönte empörtes Rufen, doch er ignorierte es gekonnt. Ich sagte nichts dazu , Leon wusste schon was er tat.
"Willst du das wir verlieren?", rief Vanessa wütend.
"Ich hab schon verloren", sagte er und blickte zu mir rüber. Ich nickte ihm aufmunternd zu, vielleicht war bei dem Schwachkopf doch noch was zu retten. Marlon blieb stehen und er hörte Leon aufmerksam zu.
"Hörst du mich Marlon?", fragte Leon unnötiger Weise, "Du bist besser als ich... Aber nur weil ich ohne dich spiel"
"Hör nicht auf ihn!", rief Jaromir doch Maxi hielt ihn weiter in Schach.
"Klappe!", bekam er meine Antwort und Leon fuhr fort.
"Und das gilt auch für dich und auch für unsere Schwester verflixt nochmal! Deine Schwester", sagte Leon eindringlich. Sofort huschte Marlons Blick zu mir und Isa herüber, kaum merklich veränderte sich etwas in ihm. Er schien langsam zu begreifen, auf welcher Seite er stand und auf welcher er stehen sollte.
"Marlon... Du bist mein Bruder. Ohne dich hab ich alles verloren, doch mit dir zusammen haben die keine Chance.", machte mein Zwilling weiter.
"Marlon noch ist es nicht zu spät das Richtige zu tun!", rief Isa verzweifelt. Überrascht sah ich sie an, sie hatte ihn doch noch nicht aufgegeben! Und sie hatte Recht, noch war es nicht zu spät, das wäre es wahrscheinlich erst wenn wir unter der Tattowiermaschine liegen würden.

Lächelnd sah ich zu meinen Brüdern, Marlon hatte sich entschieden. Er warf Leon den Ball zu und zusammen rannten sie los.
"Und jetzt schießen wir die Silberlichten auf den Mond!", schrie ich und rannte ebenfalls los.
"Markus Marlon braucht deine Hilfe!", rief Leon und Markus rannte zu seinem Motorrad. Sie wollten doch nicht... Marlon sollte fliegen? Warum er? Was wenn was passiert, immerhin war es nicht mal sicher ob er sicher wieder auf dem Boden landen würde! Aber es ging wohl nicht anders, dadurch dass das Tor der Silberlichten von Fangspießen beschützt wurde, konnten wir anders nicht gewinnen.
"Denk dran, einer von uns muss fliegen", sagte Markus und übergab Marlon sein Motorrad.
"Was?", rief dieser verwirrt.
"Ruf einfach nach Klette und Nerv!", antwortete Markus und lief zu uns. Jaromir stellte auf Kommando von Horizon die Fangspießen auf, so wie wir es vorrausgesehen hatten. Klette und Nerv sprangen aus dem Loch und bauten die Rampe vom Kart auf.
"Flieg, Marlon! Flieg!", schrie Leon. Marlon fuhr geradewegs auf die Rampe zu und...

Er schaffte es! Er hatte es tatsächlich geschafft! Marlon hatte unser Siegestor geschossen! Erst herrschte eine Stille in der wir nur fassungslos zum Tor starrten, bis der Tumult ausbrach. Wir freuten uns so wie noch nie, jubelnd umarmte wir uns stießen und  Freudensschreie aus.
"Du warst aller erste Klasse!", rief ich lachend und fiel Markus in die Arme. Er drückte mich fester an sich und ich konnte ein leises zischen nicht unterdrücken, meine Seite tat noch immer weh.
"Und du erst!", gab er zurück und musterte mich besorgt.
"Mir geht es gut!", beteuerte ich fröhlich, "Besser als Gut!" Lächelnd legte ich meine Lippen auf seine. So sollte es immer bleiben!

Marlon fuhr von der Stelle aus, wo er gelandet war, wieder hinauf auf den Hügel.
"Das war fantastisch Brüderchen!", rief Leon ihm zu.
"Und?", fragte Marlon höhnisch, "Sind wir jetzt gut genug das du mit usn feierst?" Doch Horizon drehte bloß beleidigt ab. Wieder musste ich lachen. Es fühlte sich unglaublich gut an das wir alle wieder zusammen waren.

Vielleicht standen manche hier *hust* ich und Isa *hust* noch im Streit mit Marlon, aber fürs erste reichte es mir das er wieder bei uns war.

Hey,
ich lade heute mal zwei Kapitel auf einmal hoch ☺️
Dieses Buch neigt sich so langsam dem Ende zu und da soviele gefragt haben:
Ja es wird noch ein Buch geben 🥳,
nämlich dann zum fünften Teil
Bis dahin!

Eure Alina 🌹




DWK ~ und die Schwester der Masannek BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt