Prolog

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An einem schwül-warmen Maiabend 2003 ging Olive durch die Straßen von London.

Sie war erst vor zwei Stunden hier angekommen und hatte sich sogleich ein Zimmer im Tropfenden Kessel gebucht. Per Telefon natürlich.

Seit vier Jahren war sie nicht mehr hier gewesen.

Im Februar 1996 war sie aus England verschwunden und nach Lille gezogen. Dort hatte sie bei einer Zaubererfamilie als Kindermädchen gearbeitet.

Jedoch hatte sie es, als der Krieg vorbei und Voldemort besiegt war, 1999 für ein halbes Jahr zurück in ihre Heimat gezogen. Dort hatte sie erfahren, dass ihre große Liebe im Koma lag und ihr Vater in der Schlacht um Hogwarts gestorben war. Also hatte sie niemanden mehr hier in England gehabt.

Sie war zurück nach Lille zu der Zaubererfamilie gegangen und nun war sie hier, weil sie endlich einen Kaufinteressenten für ihr altes Familienhaus gefunden hatte. Sie würde maximal drei Monate hier verbringen und dann wieder zurück nach Lille fahren.

Sie mied ihre alte Heimat so gut es ging, denn hiermit verband sie nur Verluste.

Erschöpft von der Reise aus Lille nach London stieß sie die Tür des Zaubererpubs auf und lief zur Bar.

"Guten Abend", wurde sie sogleich von einer jungen Frau mit schwarzen Haaren und grauen Augen begrüßt.

"Bonjour", sagte sie auf französisch.

"Tu parle francais?", fragte die Frau hinterm Tresen.

"Oh Entschuldigung...Ich war bis vor vier Stunden noch dort...", entschuldigte Olive sich.

"Du kommst mir irgendwie bekannt vor...", sagte die schwarzhaarige Frau und tippte sich nachdenklich gegen ihr Kinn.

"Ich wüsste nicht woher...Das letzte Mal war ich hier vor vier Jahren", sagte die Rothaarige entschuldigend.

"Oh...Wie heißt du?", wollte die Barkeeperin wissen.

"Olive Lily Snavans", sagte sie, weil sie wusste, dass sie schlecht Snape-Evans sagen konnte.

Außerdem hatte Olive schon vor acht Jahren beschlossen, dass sie diesen zusammengefügten Namen beibehalten würde.

"Hm...Mir fällt es nicht ein...", sagte sie und sah sich nachdenklich um.

"Aha...", sagte die Rothaarige und zuckte mit den Schultern.

"Was willst du trinken?", fragte die Schwarzhaarige.

"Ginger Ale", sagte Olive sofort.

"Okay. Ich bringe es dir", sagte die Barkeeperin lächelnd.

"Olive?", hörte sie plötzlich eine ihr sehr bekannte Stimme.

Augenblicklich drehte sie sich um. Dort stand zweifelsfrei Fred Weasley.

"Fred?", fragte sie ungläubig und rutschte von dem hohen Barstuhl hinunter.

"Du erkennst mich?", fragte Olive verwirrt.

Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, hatte sie einen Tarnungstrank getrunken, aufgrund der Ähnlichkeit zu ihrer Mutter.

"Wie könnte ich dich jemals vergessen...", hauchte Fred und fiel ihr in die Arme.

"Ich dachte, du liegst im Koma?", fragte sie verwirrt, " Wegen Bellatrix Lestrange".

"Nun ja...vor vier Jahren bin ich aufgewacht...Du warst da im Krankenhaus...zumindest stand dein Name auf der Besucherliste...", sagte er und drückte sie fest an sich.

"Tatsächlich...Aber warum hast du den Todesfluch überhaupt überlebt?", fragte Olive verwirrt und sah ihn ganz genau an.

"Harry hat mir das bei sich erklärt...Er hat damals überlebt, weil seine Mutter sich für ihn geopfert hatte...Und sie ist ja auch deine Mutter...Vielleicht, dadurch, dass ihr Blut in deinen Adern fließt und du mir gesagt hast, dass du mich liebst und die Tatsache, dass du mich liebst...Habe ich überlebt...", sagte Fred und sah ihr tief in die Augen.

"Stimmt...davon hat Dumbledore mit meinem Vater geredet...", hauchte die Rothaarige und lächelte glücklich.

Also hatte sie doch nicht alles verloren.

"Du trägst den Pullover ja immer noch", sagte Fred und sah an ihr herunter.

Unter ihrem bodenlangen, schwarzen Mantel konnte man einen selbstgestrickten, schwarzen Pulli mit einem weißen O erkennen.

"Ja...ich habe ihn etwas größer gezaubert...Du bist also nicht böse auf mich?", sagte sie unsicher.

"Durch den Krieg habe ich gelernt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als Streit und Wut...Ich habe dich die ganze Zeit unendlich vermisst...Ich habe dir sofort verziehen, nachdem du mir den Brief geschickt hast...auch wenn ich ein bisschen enttäuscht von dir war, dass du einfach abgehauen bist...aber ich kann dich gut verstehen...", sagte der Rothaarige und strich Olive eine rote Strähne aus dem Gesicht.

"Du verzeihst mir also?", fragte sie und sah ihm tief in seine blauen Augen.

"Ich wäre bescheuert, wenn ich es nicht tun würde", sagte er und küsste sie.

"Ich liebe dich, Fred", hauchte sie und erwiderte den Kuss.


Zwei Stunden später beschlossen die beiden, zusammen auf Olives Zimmer zu gehen, um zu quatschen.

"Wo hast du dich eigentlich die letzten Jahre herum getrieben?", fragte Fred, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

"Ich war in einem Vorort von Lille...Dort ist es sehr schön gewesen...Ich habe auf die zwei Kinder aufgepasst...auf Jerome und Olympe...die beiden waren wirklich sehr süß...inzwischen sind sie allerdings schon erwachsen...", erzählte sie ihm, als sie auf dem Bett lagen.

"Und warum warst du in London?", fragte Fred interessiert.

"Vor vier Jahren...wollte ich zu meinem Vater und auch zu dir...doch als ihr beide nicht für mich da sein konntet, bin ich wieder zurück nach Frankreich...Heute bin ich hier, weil ich einen Interessenten für das Haus meines Vaters gefunden habe...In drei Monaten bin ich allerdings auch schon wieder weg...Olympe ist zur Zeit im neunten Monat schwanger und ich darf mich dann wahrscheinlich um ihr Kind kümmern...", erklärte Olive und lächelte.

"Warum kannst du denn nicht hier bleiben...du könntest dich auch um die Tochter von Bill und Fleur kümmern...oder um Teddy...", sagte der Rothaarige und küsste sie sehnsüchtig.

"Eigentlich möchte ich nicht mit Harry in Kontakt kommen...Ich weiß nicht, was er dazu sagen wird, wenn ich ihm erzähle, dass ich seine Halbschwester bin...", sagte ich und ließ mich von ihm auf seinen Bauch ziehen.

"Harry würde sich sicherlich freuen...", sagte Fred und streichelte ihren Rücken auf und ab.

"Muss ich mal schauen...", sagte Olive und zog ihm sein Oberteil aus.

Consequence - eine Nacht im tropfenden KesselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt