𝖥𝖨𝖵𝖤, in which i get psychoanalyzed

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𝖢𝖧𝖠𝖯𝖳𝖤𝖱 FIVE
09. September 2020
52 Tage bis Halloween
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 September 202052 Tage bis Halloween╰── ⋅ ⋅ ── ✩ ── ⋅ ⋅ ──╯

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( 1 ) GOLDEN HOUR
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Die goldene Abendsonne malt Tae die Schatten der Eichenblätter auf die Haut, unter der wir sitzen. Ein sanfter Wind zieht vom East River zu uns hinüber und lässt die Blätter an den Ästen rascheln, als verhielten sie sich nur mühsam ein Geheimnis.

Ich beobachte ihn von der Seite, während ich ein Blatt zwischen meinen Fingern zerrupfe, das unter meiner groben Behandlung entlang seiner Adern auseinanderfällt. Die Einzelteile verteilen sich, von einer Windböe erfasst, langsam über der Bank, auf der wir Platz genommen haben.

Tae scheint von der Ansicht der Manhattaner Skyline vollkommen ergriffen, die unantastbar, malerisch, wie die hintere Schicht eines Sfumatos am Horizont aufscheint.

Die Goldene Stunde ist dezidiert seine Zeit.

Gerade die wertvollen Minuten, in denen die Sonne so tief steht, dass ihre Strahlen entlang der Atmosphäre in jeden Goldton des Farbspektrums gebrochen werden, scheint Tae auf den Leib geschrieben zu sein.

Er ist immer schmerzhaft schön – aber gerade jetzt, wo er die niedrig stehende Sonne mit flehenden Blicken bedenkt, die wohl nichts anderes als den sehnsüchtigen Wunsch bedeuten, ihn mitzunehmen, zu inkarnieren als einen der ihren – gerade in diesen Augenblicken geht mir selbst seine Substanz verloren.

Ich fühle mich ihm nie ferner wie den Augenblicken, in denen er unbeweglich, bewundernd vor der Hybridisierung menschengemachter Architektonik und naturgegebenen Segen der Sonnenstrahlen verharrt und seine Gedanken wohl voll sind mit Dingen, die er nicht mit mir teilen kann.

Ich verlagere mein Gewicht gegen den Rücken der Eiche, an der ich lehne und meine fast unmerkliche Bewegung scheint Tae aus seiner Starre zu reißen.

„Clar", deklariert er, als sei er gerade in diesem Augenblick von seinem Höhenflug in seinen menschlichen Körper zurückgekehrt und müsste sich erst mal wieder dessen bewusst werden. „Du bist so schweigsam. Ist alles in Ordnung?"

Am liebsten hätte ich gelacht. Mich beschuldigt er der Schweigsamkeit, während er hier selbst entrückt sitzt, als habe er gerade eine Vision irgendeiner Sonnenzivilisation empfangen. (Und als hätte ich mich nicht bereits zum hundertsten Mal in ihm verloren.)

In unserem Rücken kläfft Yeontan, der sich gerade mit einem anderen Zwergspitz um eine Gummiwurst zankt. Wir haben ihn für den frühen Abend in den Hundepark im Domino Park begleitet, den er am liebsten frequentiert, weil sein bester Freund, ein halbblinder Golden Retriever dort zumeist mit seiner Besitzerin unterwegs ist.

Kiwi Sprite 🥝 𝒋𝒉𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt