Kapitel 3

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"Mum. Wir gehen. Kommst du?", ich brauche einige Sekunden um zu verstehen, dass Chantal mich mit Mum meint. Nein. Ich kann nicht weg von meinem Körper. Was, wenn ich nicht mehr zurück kann? Vielleicht sollte ich aber mir den Spaß gönnen. " Ähh. Ja, ich komme.", zum Abschied streichelt mir meine Mum die Wange, von meinem Körper und ich spüre die vertraute Gänsehaut, diesmal aber in Glendas Körper. Wir steigen in das Auto von meiner Mutter und darüber bin ich heilfroh, denn nochmal würde ich nicht fahren, auch nicht als Glenda. Auf der Fahrt durchstöbere ich ihre Erinnerungen.  Eine Welle der Erinnerungen droht mich zu überollen, aber ich lasse es zu. " Komm jetzt! ", schreit ein breitschultriger Mann Glenda an. " Ne-nein. ", versucht Glenda sich zu schützen. Ich kenne den Mann. Er war vor Jahren mal der Mann von Glenda. Wir durften nie mit ihm reden und ich kenne bis heute nicht seinen Namen. Er kommt immer näher und Glenda stößt mit dem Rücken gegen den Tisch bei dem Versuch nach hinten zu flüchten. Mit einem brutalen Stoß liegt Glenda auf dem Tisch und er reißt ihr einhändig die Bluse vom Körper. Mit der anderen fummelt er sich an seinem Gürtel. Ich kämpfe gegen diese Gedanken an. Ich will das nicht sehen. Meine Lunge droht zu zerspringen. Ich schwimme immer höher, aber ich höre noch immer das rhythmische Stoßen und Glendas Wimmern. Endlich. Ich tauche auf. Die rhythmischen Stöße verklingen. Ich kann Glenda's Verhalten jetzt nachvollziehen, schließlich hat er sie des öfteren vergewaltigt. So etwas will ich nie wieder machen. Doch erneut zieht mich eine Flutwelle der Gedanken nach unten. Die Sonne ist untergegangen und ich sehe Glenda auf einem Stuhl sitzen mit angezogenen Knien um sich Halt zu geben. Er tritt die Tür ein. In Glenda's Hand reflektiert etwas das letzte bisschen Licht. Ein Messer! Er kommt immer näher auf sie zu und sie lässt es zu, dass er sie begrapscht. Mit einem Schwung zieht sie die Klinge über sein Gesicht. Mit unverständlichem Grunzen geht er nach mehreren Schupsen zu Boden. Glenda zielt auf sein Herz. Wenn er je eins hatte wird es gleich zweigeteilt. Tränen strömen die Wangen von ihr runter und beim Zustoßen schreit sie als wäre es ihr Herz, das zweigeteilt wurde. Ein letztes Zucken ging durch seinen leblosen Körper. Ich sehe nur noch Bruchstücke: Glenda hat eine Mülltüte über die Schulter und steuert auf eine Müllpresse zu. Im nächsten Moment wird die Tüte zerstückelt und hier und da blitzte Fleisch auf und lässt darauf schließen, dass sie die Leiche entsorgt. Während ich höher schwimme, höre ich das Malmen der Knochen. Mein Kopf taucht auf und ich hole tief Luft. "Glenda? Ist dir nicht gut?", reißt mich meine Mum aus der schrecklichen Erinnerung. "Nein. Nein, alles gut. Ich habe nur Kopfschmerzen. Ich lege mich gleich hin." Morgen würden wir wieder zu meinem Körper fahren und hoffentlich ja hoffentlich komme ich dann hier raus und in ihn rein... "Nein Mum! Das kannst du nicht machen. Wir müssen doch gleich auf das One direction Konzert!", vor Verzweiflung kreischt Chantal schon. "Jaja.. ist ja gut. Dann nehme ich gleich eine Tablette und dann fahren wir zu eurem Konzert." Ich will nicht sagen, dass ich ein Fan von 1D bin. Ich mag die Gruppe nur ich würde jetzt auf kein Konzert gehen, wäre ich noch ich. Aber hey? 'Nem geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul. Warum sollte ich das nicht ausnutzen? Höhö

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