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Flo! Wer hieß denn schon Flo? Was für ein bescheuerter Name war das denn. Ganz sicher eine Kurzform von Florian. Das, machte es allerdings auch nicht viel besser.

Hallo, ich bin der Flo, ich mach die Laura ja so froh.

Seit ich das erste Mal den Namen von ihm Dessen-Name-eigentlich-nie-genannt-werden-dürfte gehört hatte, sang immer wieder eine kleine fiese Stimme diesen dummen Reim in meinem Kopf.

Hallo, ich bin der Flo, ich mach die Laura ja so froh. Passend dazu stellte ich mir einen kleinen Kobold mit roten Haaren vor, der auf meinen Nerven eine Polka tanzte und seinen Singsang endlos fortführte. Wie Pumuckl, nur in grantig.

Nach deiner Hiobsbotschaft wollte ich die komplette Party direkt wieder absagen. Aber dafür war es bereits zu spät gewesen. Also schlug ich Ben vor, dass ich einfach nicht kommen würde. Doch sein Einwand, dass ich schließlich so eine Art Gastgeber sei, also derjenige, der für den Großteil des Alkohols sorgen würde, überzeugte mich. Auch, weil ich nicht der Arsch sein wollte, der alle hängen ließ.

So stand ich also am Samstag umringt von meinen Freunden, welche lautstark und vollkommen schief Happy Birthday für mich sangen am Ufer des Sees. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, als die Flaschen am Ende des Liedes erhoben wurden und klirrend aneinanderschlugen. Es wurde mir von den Jungs auf die Schulter geklopft und von einigen Mädchen erhielt ich eine Umarmung. Von Kathleen sogar ein Küsschen auf die Wange. Doch meine Stimmung blieb im Keller. Insgeheim verfolgte ich bereits den Plan, mich alsbald möglich aus dem Stab zu machen.

Die Traube an Menschen löste sich schließlich langsam auf und zurück blieb ich mit einem Cola-Bier-Mix, der mir nicht einmal wirklich schmeckte. Dennoch nippte ich immer wieder an dem viel zu süßen Biergemisch. Schwerfällig ließ ich mich in das hohe Gras fallen und starrte auf den See, welcher sich völlig ruhig vor mir erstreckte. Die Partystimmung im Hintergrund hatte ich völlig ausgeblendet, sodass ich erst mitbekam, dass Ben sich zu mir gesetzt hatte, als er mich bereits ansprach.

„Willst du jetzt den ganzen Abend Laura hinterhertrauern?", hatte er mich direkt gefragt, worauf ich nur zurückfeuerte, ob er nicht lieber an Nadine rumbaggern wollte, anstatt mich in meiner schlechten Laune zu stören.

Meine miese Stimmung prallte wie Schmutz auf Telefon bei meinem Kumpel ab. Stattdessen erklärte er mir, dass Nadine den ganzen Abend an ihrem Handy kleben würde. Ich drehte mich in ihre Richtung und musste tatsächlich feststellen, dass Ben nicht gelogen hatte.

„Mit wem schreibt sie denn?"

Nadine wirkte völlig vertieft in ihr Handy und schien die Außenwelt gar nicht mehr wahrzunehmen. Etwas, das ich von ihr bis dato gar nicht kannte. Ben neben mir brummte etwas von „vielleicht ein Freund aus dem Turnverein". Sie wollte ihm anscheinend nicht verraten, mit wem sie schrieb, als er sie danach gefragt hatte.

„Geh da hin und lenk sie ab", riet ich ihm.

„Ausgerechnet von dir soll ich Flirt-Tipps annehmen?" Mein bester Freund sah mich wenig überzeugt von meinem Vorschlag mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Ja gut, er hatte ja recht. Ich hatte nicht sonderlich viel Erfahrung im Umgang mit Mädchen. Bestes Beispiel war mein Umgang mit dir gewesen. Absolut nicht geeignet für einen Ratgeber, allenfalls für eine Fotolovestory in der BRAVO. Aber rumsitzen und Trübsal blasen konnte Ben auf Dauer nicht weiterbringen. Das wusste sogar ich und das sagte ich ihm auch.

„Wenn du so viel Ahnung hast, du Dr. Sommer für Arme, warum sitzt du dann hier rum und starrst ins Leere?"

Ben hatte mich kalt erwischt. Seine Worte sorgten dafür, dass ich kurz zusammenzuckte.

Es kotzte mich schließlich selbst an, dass ich wegen meiner sinnlosen Schwärmerei für dich ständig nur noch schlecht drauf war. Ich war von mir und meinen verdammten Gefühlen für dich genervt. Obwohl ich mir dessen absolut bewusst war, konnte ich nichts dagegen tun.

Du wolltest mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich hatte soviel Hoffnung in diese Party gelegt. Im Grunde war es mir sogar egal gewesen, wie es am Ende ausgegangen wäre. Natürlich hatte ich gehofft, dass wir uns gut verstehen würden, oder wir uns näherkommen würden. Ach, scheiß drauf, ich hatte verdammt nochmal auf einen Geburtstagskuss von dir gehofft. Trotzdem, egal ob es diesen ersehnten Kuss gegeben hätte oder nicht, am Ende wollte ich einfach nur Klarheit.

Aufschluss darüber, ob etwas aus uns werden konnte, oder nicht. Aber da du lieber bei Flo, der dich ja so froh machte, warst, war mein Kopf weiterhin damit beschäftigt, sämtliche Szenarien mit dir in allen möglichen Universen durchzuspielen.

„Laura ist nicht da. Nadine aber schon", stellte ich das Offensichtliche klar.

Ben sah erneut in die Richtung seiner Angebeteten und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Ein weiteres Mal forderte ich ihn auf, zu deiner besten Freundin zu gehen, bis er plötzlich einen Deal vorschlug.

„Wenn du Kathleen zum Tanzen aufforderst, dann geh' ich zu Nadine und mache dasselbe mit ihr." Auffordernd hielt er mir seine Hand zum Besiegeln des Paktes hin.

Skeptisch sah ich ihn an, um gleich darauf Kathleen in der Menschenmenge zu suchen. Auf einer Decke gemeinsam mit ein paar anderen Leuten fand ich sie. Unsere Blicke trafen sich und sie schenkte mir ein vielsagendes Lächeln.

„Sie steht auf dich", flüsterte mir Ben zu und augenscheinlich schien er damit absolut recht zu haben. Noch immer sah mich Kathleen unverwandt an.

Doch ich spürte nichts. Während ein Blick von dir Stromschläge durch meinen Körper jagte, die mein Herz ins Stolpern brachten, fühlte ich bei Kathleen gar nichts. Also schlug ich auf diesen Deal ein. Was sollte schon schief gehen?

Da mir dieses Mädchen nichts bedeutete, war ich auch nicht nervös und würde aus diesem Grund keinen meiner blöden Auftritte darbieten. Ben schien verwundert über meinen Mut.

Gerade als ich bei meiner Tanzpartnerin auf Zeit angekommen war, wurde YEAH! von Usher. Glücklich darüber, dass es ein schneller Song war und kein langsamer, fragte ich mich, warum das Schicksal es nicht so gut meinte, wenn es um dich ging.

Zuvorkommend half ich Kathleen von der Decke aufzustehen und geleitete sie zu den wenigen Tänzern in unserer Runde. Hauptsächlich waren es Mädchen, die mit Schritten, die wohl sexy aussehen sollten, versuchten, die anwesenden Jungs auf sich aufmerksam zu machen.

Gerade als ich meine legendären Tanzmoves präsentieren wollte, sah ich, wie Ben Nadine ansprach. Aus der Entfernung war es mir nicht möglich zu verstehen, was sie miteinander geredet hatten. Am Ende der Unterhaltung stand Nadine allerdings mit einem Kopfschütteln auf, um zu ihrem Fahrrad zu gehen und davonzufahren.

Zurück blieb mein bester Freund. Allein!

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Hallo. Auf eure lieben Kommentare antworte ich nach dem Urlaub. Versprochen. Bis dahin, lasst es euch gut gehen.
Anni

How We LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt