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Noch total in meinen Gedanken verließ ich das Haus und sofort schien mir die warme Sonne ins Gesicht. Kurz schloss ich meine Augen und wollte einfach mal für den Moment vergessen, dass ich ja eigentlich zur Schule musste. Doch der Wunsch wurde mir nicht gewährt, denn eine laute und mir nur allzu gut bekannte Stimme ertönte und ließ mich meine Augen wieder öffnen. 

„Laila! Hey!", schrie Sara.

„Hi!", lachte ich und umarmte sie fest als sie bei mir war. „Was machst du denn hier? Du wohnst doch ein paar Straßen weiter", fragte ich noch immer etwas verdattert.

Sie warf ihre schulterlangen braunen Haare mit einer Kopfbewegung nach hinten und sah mich mit großen, ebenso braunen Augen an. „Tja, ich wollte dich eben abholen, damit wir zusammen laufen können!"

Ich seufzte. „Endlich muss ich nicht mehr allein zur Schule."

„Hast mich ja ganz schön vermisst", kicherte sie und legte einen Arm um meine Schulter.

Ich grinste. „Und wie. Es war der Horror ohne dich", meinte ich und lief langsam los. Sara neben mir.

„Naja, so ganz allein warst du ja nicht", sagte sie, während sie mich mit diesem komischen Blick ansah und ihre Augenbrauen nach oben zog. Verwirrt sah ich sie an. Sie konnte doch nicht etwa Darryl und David meinen. „Ach Laila, ich mein natürlich deine stillen Begleiter."

„Meine stillen Begleiter? Also wirklich, kann ich doch nichts für, wenn ich von ihm träum und das mit der Stimme und der Rettung war nur Zufall", versicherte ich ihr, obwohl ich meine Worte langsam selbst anzweifelte. 

„Ja, rede es dir ruhig weiter ein. Wir wissen beide, dass es da eine Verbindung gibt. Und ich kann es schon kaum erwarten sie kennenzulernen. Allerdings sollten wir auch vorsichtig sein. Schließlich wissen wir noch nicht so viel über sie." Ihre Stimme wurde wieder ernster und in ihrem Blick lag Sorge. Die war auch berechtigt.

Ich nickte nur. „Wir werden auf jeden Fall herausfinden, was das Ganze zu bedeuten hat. Zusammen." Mit entschlossenem Blick sah ich sie an und sie bestätigte meine Aussage.

Es dauerte nicht lange, da waren wir auch schon bei der Bushaltestelle und während der Fahrt erklärte ich ihr, was sie verpasst hatte. Zwar hatte ich ihr die Sachen geschickt, aber ich war mir sicher, dass sie nichts davon nachgeholt hatte. 

Also würden wir das wohl auch zusammen machen.

Gemeinsam stiegen wir aus und liefen zur Schule. Sara war im Gegensatz zu mir immer sehr selbstbewusst und ließ sich von keinem was sagen. Nur vor Ben hatte sie ordentlich Respekt. Als wir im Klassenzimmer ankamen liefen wir auch sogleich zu meinem Platz. Zwar saß ich neben David, aber Sara saß eine Bank vor uns. 

Doch der Braunhaarige war noch nicht da und Darryl eben so wenig. „Und, wo sind sie denn?", fragte sie an mich gewandt, während sie mit dem Stuhl nach hinten gerutscht kam und wir nun gegenübersaßen.

„Keine Ahnung", antwortete ich nur und sah mich im Klassenzimmer um. Der Lehrer war auch noch nicht da. 

Anschließend drehte ich mich wieder um und wir unterhielten uns noch ein bisschen. Sara zeigte mir dabei noch ein paar Urlaubsfotos.

Auf einmal wurde der Stuhl neben mir weggezogen und ein schwarzer Rucksack landete darauf. „Hey Laila", murmelte David noch etwas verschlafen, nebenbei packte er seine Sachen aus. Sara und ich sahen ihn derweil verwundert an. Als sein noch müder Blick auf uns fiel, weiteten sich seine Augen und kurze Zeit später lag Verwirrung auf seinem Gesicht. „Oh hi, und du bist?"

Sara wollte gerade ansetzen, doch ich unterbrach sie mit scharfem Blick. „Das ist meine beste Freundin Sara."

Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. „Ah, Sara. Ich bin David. Dann kommst du also auch mit zum Sommerfest?", fragte er an sie gewandt und jetzt war er wieder voller Energie. Wie als wäre er nie müde gewesen. Doch Sara antwortete ihm nicht, sondern sah ihm unentwegt in seine blauen Augen. 

Ich wusste nicht was ich tun sollte, also stieß ich sie kurz mit dem Arm an.

Sie zuckte kurz zusammen und mit leicht geröteten Wangen drehte sie sich kurz weg. „Ähm ja. Ich hätte Laila sowieso dahin geschleift", reimte sie zusammen, bevor sie dann etwas schüchtern wieder zu David hochsah. So, dass ich schon Angst hatte, sie würde anfangen zu sabbern. 

Konnte es etwa sein, dass sich Sara eben verkuckt hatte? So viel zum Thema, wir sollten vorsichtig sein.

Davids Augen leuchteten auf und er klatschte kurz in die Hände. „Dann sind wir ja jetzt schon zu viert!", meinte er noch und stellte seinen Rucksack ab. Als dann aber Darryls Stimme erklang, sah er uns entschuldigend an und ging zu ihm.

Sara sah ihm die ganze Zeit hinterher und lächelte verträumt. „Du hast ja nie gesagt, dass sie so gut aussehen", schwärmte sie und ihr Blick lag noch immer auf ihm.

„Was war das denn gerade? Du musst dich mal im Griff haben", seufzte ich. „Wir wollten doch aufpassen und das geht nicht, wenn du dich Hals über Kopf verliebst!"

„Ich? Verlieben? Niemals! Er sieht nur gut aus und ist total niedlich, wenn er so verpennt aussieht. Außerdem nehme ich mal an, dass das da drüben Darryl ist", sagte sie und mit ihrem Finger zeigte sie in die Richtung der Aksharas. Die beiden Brüder unterhielten sich, aber Darryls strenger Blick zeigte, dass David wohl etwas verbrochen hatte.

Meine Arme verschränkte ich vor meiner Brust. „Ja, ist er." Weiter kam ich nicht, denn der Lehrer kam rein und wir setzten uns alle wieder auf unsere Plätze.

Auch David kam zurück und wirkte etwas niedergeschlagen. Dennoch schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen, als er uns sah. „Wollen wir in der Mittagspause heute zusammen essen?"

„Ja klar, warum nicht?", kam es sofort von Sara und ich sah sie mit meinem Mörderblick an.

Doch sie lächelte nur und David klopfte mir auf die Schulter. „Tja, jetzt ist es wohl entschieden", sagte er dramatisch. „Aber du kannst natürlich auch mit dem werten Herrn da hinten essen", schlug er mir vor und wir beide sahen nach hinten, wo sich Darryls grüner Blick in meinen Bohrte. 

Am Ende würde noch sonst etwas passieren. Darryl und Messer? Nein Danke. Aber auch er sah etwas müde aus. Was hatten die gestern bitte gemacht?

„Nein Danke", entgegnete ich knapp und wir drehten uns wieder um.

David holte ein Blatt raus. „Wie du meinst." Dann holte er einen Stift. „Aber dann darfst du ihn trösten, wenn er traurig ist, weil er allein Essen muss", stellte er fest und fing an zu schreiben.

Fassungslos sah ich ihn an. „Ich glaub er kommt ganz gut allein zurecht", murmelte ich nur und verfolgte dann den Unterricht. 

Doch in meinen Gedanken war ich beim Sommerfest. Auch wenn mich Sara jedes Jahr dazu gezwungen hatte, so war es doch immer schön gewesen. Und jetzt hatten wir sogar Begleitung, wenn auch nicht besonders harmlose. Aber mein Vater hatte es mir verboten, dieses Jahr daran teilzunehmen. Naja, irgendwie würde ich es schon schaffen.

Mein Vater arbeitete, da könnte ich mich ja unbemerkt rausschleichen und Sara könnte mich mitnehmen. Wenn das aber rauskommen würde, wäre Ärger garantiert. Ich schüttelte kurz meinen Kopf und schloss meine Augen, um mich wieder konzentrieren zu können. Geschichte war zwar nicht mein Lieblingsfach, musste aber sein.

His Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt