VIII

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Noch eine kleine Weile lag ich einfach so da und starrte die Decke an. Mein Handy lag neben mir und ich wusste schon lange nicht mehr, wie spät es eigentlich war. Erst als ich den Schlüssel im Schloss hörte, schreckte ich auf und sah zur Haustür. Herein kam mein Vater mit einigen Tüten und einem fetten Lächeln.

„Hey Schatz, ich bin wieder da!", rief er und kam mit großen Schritten ins Wohnzimmer. Die Tüten landeten neben mir auf der Couch und mein Vater zog mich an der Hand noch oben und umarmte mich.

Ich erwiderte die Umarmung nur allzu gerne. „Wieso bist du so früh? Hast du etwa Zwangsurlaub, oder was?", scherzte ich.

„Nein, zum Glück nicht. Ich dachte mir, dass ich heute einfach mal etwas eher komme und wir zusammen essen", lachte er und zeigte stolz den Inhalt seiner Tüten. „Wollen wir zusammen kochen?"

Ich fing an zu strahlen. „Na klar", kam es wie aus der Pistole geschossen. „Was gibt's denn?"

„Lasagne", antwortete er und ging voraus in die Küche. Es tat gut mal wieder etwas zusammen mit ihm zu machen und nicht allein zu sein. Dennoch stimmte etwas nicht. Aber ich wollte mir keinen Kopf darüber machen, sondern einfach den Abend genießen.

Als die Lasagne fertig war, deckte ich schon mal den Tisch. Nur dieses Mal für zwei und nicht für einen. Es schmeckte einfach besser, wenn man nicht allein war.

„Und wie waren die letzten Tage so? Wir haben uns ja kaum gesehen."

„Ja alles super. Wir haben jetzt zwei neue Mitschüler und Sara kommt morgen auch wieder", berichtete ich ihm und schob mir eine neue Gabel Lasagne in den Mund. Den Rest mit Ben und den Träumen verschwieg ich ihm nach wie vor.

Er lächelte. „Ach ja, wie heißen sie denn? Kommst du gut klar mit ihnen?"

„Darryl und David Akshara. Mit Darryl hatte ich noch nicht so viel Kontakt und David scheint ganz okay. Sara und ich gehen am Wochenende mit ihnen zum Sommerfest", sagte ich und freute mich jetzt schon.

Mein Dad verschluckte sich und fing an heftig zu husten. „Akshara?!", stieß er schockiert heraus, während er sich wieder gefasst hatte und mich erschrocken ansah.

„Ähm ja?", meinte ich verwirrt und sah ihn fragend an.

Mein Dad wandte den Blick ab und zog die Augenbraue zusammen. „Das ist unmöglich, sie müssten tot sein", murmelte er und pure Angst spiegelte sich in seinen Augen.

„Was meinst du damit?", hackte ich nach und wurde nervös. Woher kannte er sie und warum sollten sie tot sein?

Er fuhr hoch und der Stuhl fiel um. „Nichts, Laila! Aber versprich mir, dass du dich von ihnen fernhältst und ihr werdet auch nicht zusammen auf das Fest gehen!", knurrte er bestimmend und verließ eilig den Raum.

„Was?! Aber-", schrie ich, doch er war schon weg. Das war es wohl mit dem Familienabend. Ich hörte nur noch, wie er mit jemanden telefonierte und die Haustür zu knallte. Dann Stille. Traurig und enttäuscht ließ ich mich gegen die Stuhllehne sinken. Mein Kopf fing an zu dröhnen und füllte sich wieder mit tausenden Fragen.

Irgendwann stand ich auf und räumte den Tisch ab, mir war der Appetit vergangen. Doch die Fragen und Unwissenheit ließen mir keine Ruhe und so beschloss ich mir endlich Antworten zu beschaffen. Mein Vater war weg und würde so schnell wohl nicht wieder kommen.

Mit leisen Schritten ging ich in Richtung seines Arbeitszimmers, fast so als würde ich etwas Verbotenes tun. Naja, irgendwie tat ich das ja auch. Schon als kleines Kind, durfte ich nie in sein Zimmer. Meine Finger legten sich auf den Türknauf und ich betrat das Zimmer, zum ersten Mal. Zum Glück war nicht abgeschlossen. Die gegenüberliegende Wand war komplett mit Zetteln beklebt und ein riesiger Holztisch stand in der Mitte des Zimmers. Zu meiner Verwunderung gab es keine Fenster, nur eine Stehlampe und eine kleine Glühbirne an der Decke. Deswegen war der Raum auch ziemlich dunkel.

Auf dem Tisch waren einige Papierstapel, ein Computer und ein... Familienfoto. Offenbar meine Mutter, mein Vater und ich lächelten in die Kamera und wir waren wahrscheinlich im Urlaub, da mir die Gegend nicht bekannt vorkam.

Vorsichtig nahm ich es in die Hände. Ich hatte schon lange kein Bild mehr von uns gesehen und wenn dann ohne meine Mutter. Ich kannte nicht mal ihren Namen.

Nach einer Weile stellte ich es wieder auf den Tisch und sah mich weiter um. Ich sah mir die ganzen Zettel, Bilder und Papiere an, sowie einige Formulare und Briefe.

Dabei fiel mir einer ganz besonders auf. Er war ziemlich zerknittert und wurde wohl schon oft gefaltet und gelesen, zudem fehlte die ganze obere Hälfte, als hätte ihn jemand zerrissen. So wusste ich weder den Anfang, worum es geht oder an wen er geschrieben wurde.

...erneuten Mord am Morgen. Ich bin mir sicher, dass es Zusammenhänge gibt. Es war dieselbe Waffe, dieselbe Uhrzeit und dieselbe Art und Weise. Das bedeutet wir hatten die ganze Zeit recht. Malcom Coyne ist nicht der, für den er sich ausgibt und die Aksharas könnten auch zum Problem werden. Wir brauchen nur noch handfeste Beweise und dann hat der Spuck endlich ein Ende. Vielleicht kann ich ja nächstes Wochenende zu euch kommen.

Bis bald, Annabella

Malcom Coyne. Der Name kam mir bekannt vor. Stimmt, es war der Name, der hinten auf Darryls Kette stand. Das konnte doch kein Zufall sein. Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht! Mein Vater wusste offenbar mehr als er zugab und meine Träume hatten die ganze Zeit über eine Bedeutung!

Dennoch brachte der Brief mich nicht wirklich weiter. Er warf nur weitere Fragen auf. Welcher Mord und wer war Annabella? Vielleicht meine Mutter? Nur mit Malcom Coyne wusste ich etwas anzufangen. Es gab anscheinend eine Verbindung zwischen ihm, meinem Vater und den Aksharas. Nur welche?

Laila lauf!, ertönte es wieder in meinem Kopf. Langsam fing ich an die Stimme ernst zu nehmen und hastig drehte ich mich um. Mein Vater stand im Türrahmen. Sein Blick lag erst auf mir und fiel dann auf den zerrissenen Brief, den ich in der Hand hielt.

„Ich kann Das erklären!", meinte ich schnell, doch er unterbrach mich.

„Ich habe dir gesagt, du sollst diesen Raum nie betreten! Doch du scheinst mir ja zu misstrauen!", schrie er und kam eilig auf mich zu. Den Brief riss er mir aus der Hand und legte ihn zurück auf den Tisch. Dann zog er mich grob am Arm aus dem Raum.

„Lass mich los! Du tust mir weh!", motzte ich ihn an und versuchte mich loszureißen, doch er verstärkte seinen Griff nur.

„Du hast dich nicht an die Regeln gehalten, also sei bloß still!", schrie er nur, während er mich nach oben in mein Zimmer schleifte. Dort schubste er mich auf den Boden und verließ mit einem letzten kalten Blick den Raum und sperrte die Tür zu.

*****

Hey, was denkt ihr, was der Brief zu bedeuten hat? Wer ist Annabella und woher kennt Lailas Vater die Aksharas? Schreibt es in die Kommis, freu mich auf eure Antworten.💗

Bedanken wollte ich mich nochmal bei Rosenkuss, Helen1526, naki22, fenja_N und AureliaLiora fürs Lesen, kommentieren und Voten❣️

His Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt