V

1.4K 81 61
                                    

Langsam und möglichst leise öffnete ich die Tür noch ein Stück, so, dass ich den Raum betreten konnte. Es war dunkel und das Fenster war auf. Wer hatte es aufgemacht? Ich hatte es doch geschlossen, da war ich mir sicher.

Aufmerksam sah ich mich im Raum um, doch ich konnte keine Person entdecken. Vielleicht war sie auch schon längst weg, da sie mich gehört hatte. Hoffentlich. Dann wanderte mein Blick zum Schreibtisch.

Die Kette, sie war weg!

Ich wollte mein Handy rausholen, um mein Vater oder die Polizei zu rufen, als mir eine Hand vor den Mund gehalten wurde und mir ein gedämpfter Schrei entwich. Panisch riss ich meine Augen auf und legte meine Hände an die des Fremden. Der Versuch etwas zu sagen oder um Hilfe zu schreien, scheiterte jedoch kläglich.

Die Hand drückte nur noch fester zu und ich wurde an eine harte Brust hinter mir gedrückt. „Sei leise und entspann dich, dann ist alles gut", flüsterte die Person hinter mir ins Ohr und augenblicklich erstarrte ich. Ich kannte diese Stimme. Es war die aus meinem Traum, Darryl!

Doch ich tat nicht was er sagte und wehrte mich weiter. Er hielt mich allerdings fest, als wäre ich nur ein kleines Kätzchen, welches sich aus seinem Griff zu winden versuchte. Nach einer Weile gab ich dann doch auf, er war einfach viel stärker als ich. Verzweifelt seufzte ich, ein Zeichen, dass ich aufgab. Meine Muskeln erschlafften und meine Arme sanken nach unten. So, dass ich entspannt, aber immer noch ängstlich in seinen Armen hing.

„Wenn du jetzt leise bist, lass ich dich los", flüsterte er wieder, augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut.

Ich nickte leicht, dann löste sich seine Hand von meinem Mund und ich konnte mich umdrehen. Nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander und ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um in seine Augen sehen zu können.

Sie waren stechend grün, so schön hell und schienen schon fast zu leuchten. Wie Katzenaugen. Seine eine Gesichtshälfte wurde durch den Mond angeleuchtet und die andere wurde in völlige Dunkelheit gehüllt. Seine Kette lag hingegen silbern leuchtend und ruhig auf der sich bewegenden Brust.

„Woher?", brachte ich nur verwirrt heraus. Woher wusste er wo ich wohne und, dass ich die Kette hatte?

„David", antwortete er knapp. Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Er musste meinen verwirrten Blick bemerkt haben, denn schnell meinte er, „Er hat sie gesehen, als er dich zum Sommerfest eingeladen hat."

Dann hörten wir unten, wie sich die Haustür öffnete und der Schlüssel auf die Kommode geworfen wurde. Mein Vater war wieder da! Darryl zuckte leicht zusammen und wollte zum Fenster, doch ich hielt ihm am Handgelenk fest. Ich wollte ihm noch so viele Fragen stellen.

Er drehte sich kurz um und sah mich an. Dann riss er sich los und sprang aus dem Fenster. Ich befreite mich aus meiner Schockstarre, hastete zum Fenster und sah nach unten. Doch er war schon weg. Das Letzte was ich sah, war ein dunkler Schatten, der im Wald verschwand.

Wie war er die Fassade hochgekommen? Und wie runter, ohne sich zu verletzen?

Naja, jetzt war er weg und die Kette auch. Danke Vater! Ich seufzte wieder und schloss das Fenster. Es war schon 2:21 Uhr. Ich sollte definitiv noch etwas schlafen.

Also legte ich mich wieder hin und schloss die Augen. Zwar konnte ich endlich einschlafen, doch es war kein schöner Schlaf. Immer wieder wälzte ich mich hin und her, träumen tat ich diese Nacht seltsamerweise nicht. Mir war abwechselnd warm und kalt und als mein Wecker klingelte, fühlte ich mich, als hätte ich kein Auge zugemacht.

Mühselig quälte ich mich aus dem Bett und verließ das Haus nach meiner Morgenroutine. Ich freute mich schon total auf morgen, dann wäre Sara wieder da. Langsamer als sonst lief ich zum Bus. Die Musik ließ ich heute weg, aus Angst ich würde dabei einschlafen.

His Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt