Er musste tanken. Er musste sogar ziemlich dringend tanken, denn der Pfeil, der ihn eigentlich schon vor mehreren Meilen hätte warnen müssen, berührte schon beinahe den letzten Strich, den roten Strich, der ein sofortiges Ende ihrer Reise vorhersagte.
Wie sehr er es doch hasste. Er hasste Reisen. Er hasste Autos und er hasste sich dafür, dass er sich schon beinahe auf diesen Ausflug gefreut hatte.Er hatte es noch rechtzeitig an eine Tankstelle geschafft und stampfte fröstelnd auf die Raststätte zu, um zu zahlen und schnell wieder weiterfahren zu können. Anders als die normalen Tankstellen, die vereinzelt neben der Straße aufpoppten war diese ein wahres Tankparadies.
Ein großes Holzhaus stand mitten auf der Einfahrt und machte mehr den Eindruck einer Jagdhütte, als einer Tankstelle. Erleichtert atmete er aus, als er durch die Holztür trat, die einem Saloon ähnlich war. Es war warm und gemütlich im Inneren und vereinzelt saßen, meist Männer, an einem der Tresen oder auf den Sofas, die ohne wirkliche Anordnung im Raum herumstanden.Sein Blick schweifte umher und suchte nach der Kasse, an der er zahlen und schnell wieder weiterfahren konnte. Er wollte Elli nicht zu lange alleine lassen und so schnell wie möglich wieder verschwinden.
Irgendwann erblickte er schließlich das Schild, das über einer der Theken hing und nur schwer zu erkennen das Wort „Kasse" aufgemalt hatte. Anscheinend war auch er nicht mehr ganz bei der Sache.„Wenn sie wollen, können Sie sich auch noch eine Weile hinsetzen und einen Kaffee trinken, bevor Sie wieder weiterfahren. Das würde Ihnen bestimmt gut tun.", lächelte ihn die brünette Kassiererin an. Sie hatte einen komischen Ring in den Lippen und eine bunt bemalte Schulter. Er kannte diese Art von Kunst, doch er hatte nie viel dafür übrig gehabt. Eigentlich wusste er nicht einmal, wie es überhaupt genannt wurde. Soweit er wusste, konnte man dieses Gekritzel niemals wieder abwaschen. Man müsste sein ganzes Leben damit klarkommen. Was für eine grauenvolle Vorstellung, fand er.
„Nein, danke. Ich muss zurück zu meiner Frau. Sie wartet im Auto auf mich. Aber danke für das Angebot." Er lächelte höflich und nahm das Wechselgeld entgegen.
„Wenn sie wollen, können Sie sie auch holen. Es würde ihnen bestimmt nicht schaden eine kleine Pause zu machen und sich ein wenig zu erholen."
„Nein danke, sie schläft gerade und ich möchte sie nicht aufwecken und außerdem will ich nicht, dass sie später aufwacht und ich nicht da bin. Aber trotzdem vielen Dank für ihr Angebot." Er lächelte der Frau noch einmal höflich zu und wendete sich dann zum Gehen.
„Eine schöne Reise wünsche ich Ihnen.", hörte er sie noch hinter sich rufen, als er durch die Tür trat.
Schließlich stand er draußen und spürte, wie sich die Kälte einen Weg durch seinen Körper bahnen wollte.
Schnellen Schrittes überquerte er den zugestellten Parkplatz, bis er sein Auto erreicht hatte und stieg hastig ein. Er startete fröstelnd den Motor.Kurze Zeit später befanden sie sich wieder auf der Straße.
Ein Blick auf das Straßenschild verriet ihm, dass sie schon knapp eineinhalb Stunden unterwegs waren. In einer halben Stunde würden sie Springfield erreichen und dann ging es weiter Richtung Albany. Laut seinen Berechnungen würden sie dort eine Viertelstunde vor Mitternacht ankommen und damit hätten sie schon die Hälfte ihrer Reise hinter sich.„...von Albany fahren wir über Rochester und von da sind es nur noch eineinhalb Stunden bis wir da sind. Das heißt, insgesamt werden wir mehr als sieben Stunden unterwegs sein und außerdem müssen wir schon am Abend los, um am nächsten Morgen früh dort zu sein. Dann können wir den Sonnenaufgang noch rechtzeitig sehen. Traust du dir das wirklich zu?" Er stand im Garten und beobachtete Elli, wie sie auf den Knien vor einem kleinen Loch saß und frische Zwiebeln einsetzte. „Das ist doch fantastisch. Wenn wir also um Acht losfahren, müssen wir um sieben dort sein, dann haben wir noch ein bisschen mehr als zwei Stunden Zeit, um irgendwo ein paar Pausen einzulegen." Er konnte die Euphorie in ihrer Stimme beinahe in der Luft vibrieren spüren.
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BLAU
RomantizmEr ist alt und schlecht gelaunt. Doch er möchte seiner Frau eine letzte Freude machen und beschließt mit ihr eine mühsame Reise zu unternehmen um seiner großen Liebe ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Eine emotionale Reise beginnt und die Vergangenhe...