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Jeongguk

Als ich mich etwas beruhigt hatte, löste Jimin langsam seine Arme und legte sie stattdessen auf meine Schultern. Aus verweinten Augen sah ich ihn an. Sein Blick war voller Trauer, ich wusste dass er meine Situation voll und ganz nachvollziehen konnte. Ich hätte nie gedacht dass unsere Begegnung so dermaßen nach hinten losgehen würde. Natürlich hatte ich mich mental auf eine Abfuhr vorbereitet, denn immerhin hatte er sicher nicht ohne Grund den Kontakt abgebrochen, wie mir mittlerweile klar war. Doch dass er mich so...herzlos behandeln würde...

Was war nur passiert? Was hatte ich getan?

Erneut drohten mir die Tränen zu kommen. Verdammt Kooks, sei doch nicht so eine Memme! Schnell wischte ich mir mit meinem Ärmel übers Gesicht und sah dann wieder Jimin an, welcher Anstalten machte aufzustehen. Er hielt mir die Hand hin und zog mich mit hinauf, sodass wir nun aufrecht voreinander standen. Ich hatte Schwierigkeiten nicht sofort wieder zusammen zu sacken so weich waren meine Knie. Scheinbar hatte mein Körper den Schock noch nicht wirklich verarbeitet. Ich seufzte. Wieso hatte das alles so eine Wirkung auf mich? Natürlich, Taehyung war der wichtigste Mensch in meinem Leben, aber wieso konnte ich nicht damit abschließen, wenn ich doch wusste dass ich es nicht für ihn war? Und scheinbar nie gewesen bin...

In Erinnerung an sein Worte zog sich mein Herz zusammen. Ich konnte mir seine Fürsorge, seine Umarmung, sein Lachen...oh verdammt dieses Lachen....doch nicht einfach eingebildet haben? Nein, irgendwas verheimlichte er. Irgendetwas musste passiert sein! Und ich würde herausfinden! 

Jimin schien zu merken, dass es mir ein wenig besser ging und ich wieder klar denken konnte und nahm seine Hände von meinen Schultern, bevor er mir bedeutete mitzukommen. Wir setzten uns auf ein Sofa, welches in der Ecke stand und er sah mich erwartungsvoll ab. Ich wusste was er hören wollte. "Ich erwarte eine Erklärung. Denn auf wenn Taehyung seit ich in seine Familie gestoßen bin nur als einen gleichgültigen Idioten kennengelernt habe...so habe ich ihn noch nie erlebt." bestätigte er meine Vermutung. Verwirrt dachte ich über seine Worte nach. Gleichgültiger Idiot? Doch nicht Taehyung! Wobei...das Gegenteil hatte er ja grad eben auch nicht wirklich bewiesen...Erschöpft seufzte ich auf und fuhr mir schweigend durch die Haare. Meine Augen trafen Jimins und ich spürte das seltsame Gefühl von Vertrauen. Und ich wusste sofort, dass ich ihm alles sagen konnte. Und wollte. Und so fing ich an ihm alles zu erzählen. Von unserer gemeinsamen Kindheit an, bis hin zu dem Tag an dem er wegzog. Als ich fertig war, wartete ich ungeduldig auf eine Reaktion. Ein paar Sekunden war es totenstill im Raum, bis seine Augen sich plötzlich zu Schlitzen verengten. Er knirschte wütend mit den Zähnen und sprang ohne Vorwarnung vom Sofa auf. Oh nein...

"KIM FUCKING TAEHYUNG ICH WERDE DICH UMBRINGEN DU KLEINES MISTSTÜCK!" Brüllte er wutentbrannt während er zielstrebig auf die Tür Richtung Flur zusteuerte. 

Doch er wurde je gestoppt, als diese plötzlich aufging und Taehyungs Manager Mr.Kim eintrat. Er hob besänftigent eine Hand vor die Brust und hielt so Jimin in seinem Sturmangriff auf. "Nicht nötig, ich habe bereits mit ihm geredet." meinte er ruhig. "Er meint er würde demnächst auf seinen Umgang mit unserem Frischling achten." "DARAUF ACHTEN?! ER SOLL SICH GEFÄLLIGST ENTSCHULDIGEN, SO WIE DER SICH BENOMMEN HAT!" tobte der deutlich kleinere hemmungslos weiter. Die Szene sah so seltsam aus dass ich nicht anders konnte als leise zu Kichern. Überrascht sahen die beiden mich an und mein Lächeln schien Jimin zu beruhigen, denn lächelte erleichtert zurück. Ich wollte ihnen keine Sorgen mehr bereiten...Da fasste ich einen Entschluss. Ich würde mit Taehyung reden und das ganze ein für alle mal klären! Entschlossen erhob ich mich und lief an den Beiden vorbei. Bevor ich den Raum verließ sah ich mich zu Jimin um, welcher mich besorgt musterte. Doch ich nickte nur mit sturem Blick und gab ihm smit zu verstehen, dass ich das ganz allein packen würde. Er schien mir zu glauben, den er nickte ernst zurück und hob den Daumen."3. Etage, fünfte Tür links." War das letzte was ich hörte bevor ich aus dem Raum verschwand.

Kim Taehyung. Auf dem Weg zu seinem Zimmer konnte ich an nichts anderes denken als daran, was mit ihm passiert sein könnte seit er damals weggezogen war. Er hatte sich so verändert, und dass definitiv im negativen Sinne. Das einzige was von ihm geblieben war, war sein unglaublich anziehenden Aussehen. Es war unbeschreiblich wie  männlich und hübsch in seinem Äußeren verschmolzen. Ich hätte nie gedacht, dass das so überhaupt möglich war, doch er verkörperte sowohl den Engel als auch die Sünde...Er war einfach atemberaubend...heiß.

Oh Gott, was zum- NEIN! Schnell schüttelte ich den Kopf um diese Gedanken wieder loszuwerden. Natürlich war ich mir bewusst dass ich seit damals einen kleinen Crush auf ihn hatte, aber ich hatte mir immer eingebildet, dass es einfach freundschaftliche Anziehung war...dass ich die Liebe die ich von meinen Eltern nie bekommen hatte bei ihm gesucht habe. Doch so wie ich mich gerade von ihm angezogen fühlte wurde mir bewusst dass es scheinbar mehr als das war. Bei dem Gedanken wurden meine Wangen ein wenig heiß und ich klatschte mir schnell mit den Händen drauf. Jetzt nicht ablenken lassen. Viel wichtiger war es jetzt herauszufinden was passiert war. Wenn Taehyung dachte, dass ich so leicht aufgeben würde, dann konnte er sich aber auf was gefasst machen! Wild entschlossen stampfte ich die Treppen und Gänge entlang, bis ich die gesuchte Tür fand. Und scheinbar, wie alle anderen. Und dennoch wusste ich das dahinter ein Mann wartete, der mich möglicherweise wie Dreck behandeln würde. Nun wurde ich doch ein wenig nervös, doch dass hielt mich nicht davon ab, meine Faust zu heben und ans Holz zu klopfen. Das Klopfen war mindestens genauso laut wie das meines Herzens. Hoffentlich konnte ich herausfinden was los war. Denn bevor ich das nicht wusste, sollte ich ihn lieber nicht in meine schon seit damals weilenden Gefühle einweihen...
Oh. Was wenn er es herausgefunden hatte? Was wenn er mich deshalb hasste. Zweifel kamen in mir hoch und brachten mich dazu ein paar Schritte rückwärts zu gehen. Doch gerade als ich mich umdrehen wollte um der Situation doch noch zu entfliehen, öffnete sich die Tür und mir fiel die Kinnlade runter.

Whatever It TakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt