The Wreck

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'K':

Von Osten her waren gerade die ersten Sonnenstrahlen zu sehen als ich aufwachte. Müde streckte ich mich so gut es ging auf dem Rücksitz meines Pick ups. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch einige Stunden Zeit hätte bis meine erste Schicht im 'The Wreck', einem Lokal in der South Side von Outer Banks beginnen würde. Müde krabbelte ich aus dem Wagen. Statt der stickigen, warmen Luft im Auto umfing mich nun ein eisiger Wind, der mich frösteln ließ. Um diese Uhrzeit war es immer kalt. Die Wärme des Tages war noch nicht vorhanden. Eilig lief ich zur Beifahrerseite. Im Fußraum lag neben meiner Tasche, aus der ich mir einen Pullover zog, mein Beautycase in welchem ich meine Kosmetikartikel aufbewahrte. Ich zog meine Zahnbürste und die Zahnpasta hervor. Zähneputzen war für gewöhnlich das Erste was ich nach dem Aufstehen tat. Noch nicht wirklich wach sah ich mich um. Gestern hatte ich diesen Stellplatz ausgesucht, um möglichst weit abseits vom Schuss zu sein. Der Strand war keine fünf Minuten Fußmarsch von hier entfernt. Auch mein neuer Arbeitsplatz lag ganz in der Nähe. Lediglich von der Southside, in der ich mich befand, zum Reichenviertel müsste ich später fahren, da ein Mann mich als Surflehrerin für seine 11-jährige Tochter engagiert hatte. Als ich mich vergewissert hatte, dass weit und breit keine Menschenseele zu sehen war erleichterte ich mich in die Büsche. Was sollte man auch machen, wenn man keine Toilette zur Verfügung hatte. Eilig zog ich mich im Auto um. Im Neoprenanzug schnappte ich mir mein Surfbrett und meine Autoschlüssel. Den Schlüssel trug ich wie sonst auch an einem Band, um mein Handgelenk. Die Wellen an diesem Morgen waren nicht die Besten, doch ich wollte es mir dennoch nicht nehmen lassen zumindest schwimmen zu gehen. Ich ließ mein Board am Strand, versteckte es in einer der Dünnen ehe ich ins Wasser sprang. Es war eiskalt, doch die Kälte weckte mich endgültig auf. Die Zeit verging wie im Flug und ich wusste, dass ich bald aus dem Wasser müsste, als ich aufhörte die Temperatur wahrzunehmen. Vermutlich war meine Haut inzwischen ebenso frostig wie die See.
Zurück am Wagen bestätigte sich meine Vermutung. Mir blieb kaum noch eine Stunde. Ich kämmte meine feuchten Haare durch, wechselte vom Bikini in arbeitstaugliche Alltagskleidung. In langen Jeans und einem schlichten türkisen Shirt machte ich mich auf den Weg zu meiner neuen Arbeitsstelle.

Der Laden hatte noch nicht geöffnet, doch durch die Fensterfront erkannte ich einen Mann der Stühle von den Tischen auf den Boden stellte. Ich straffte meine Schultern und trat ein. Im Versuch den Anschein zu erwecken möglichst viel Selbstbewusstsein zu haben steuerte ich auf den Mann mittleren Alters zu.

"Entschuldigen Sie bitte?", machte ich mich bemerkbar.

Der Kopf des Mannes fuhr zu mir herum. Abwartend was ich von ihm wollte sah er mich an.

"Mein Name ist Kahlen Backfort. Ich wollte heute anfangen für sie zu arbeiten.", stellte ich mich vor. Mit einem freundlichen Lächeln hielt ich ihm die Hand entgegen.

Erkenntnis blitzte in seinen dunklen Augen auf.

Er ergriff meine Hand mit einem kräftigen Händedruck.

"Mike Carrera. Freut mich, Miss Backfort!"

"Bitte, Kahlen reicht aus, Mr. Carrera!"

"Gut! Dann hoffe ich, dass Sie sich gleich an die Arbeit machen können Kahlen."

"Natürlich, Sir! Sagen Sie mir was ich tun kann!"

Zum ersten Mal erschien ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht.

"Diese Einstellung gefällt mir! Zunächst könnten Sie für mich die Stühle runter stellen. Die ersten Gäste kommen voraussichtlich in einer halben Stunde zum Frühstück. Sie sind die Erste. Der Koch sollte eigentlich schon hier sein, aber er scheint sich zu verspäten. Bitte bereiten Sie in der Küche alles vor damit er direkt anfangen kann. Eine Liste mit allen Zutaten, die Sie aus dem Vorratsraum holen sollten hängt an der Pinwand. Haben Sie soweit alles verstanden?"

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