Ein Sturm zieht auf

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"JB! MACH HINNE! DU BIST SEIT EINER HALBEN STUNDE DA DRINNEN! ICH MUSS AUFS KLO!", mit meiner Faust trommelte ich gegen die Badezimmertür.

Keine Reaktion. Ich hörte nur weiterhin das Wasser auf den Keramikboden der Dusche prasseln. Die Augen verdrehend hämmerte ich weiterhin gegen die Tür. Hinter mir vernahm ich ein Glucksen. Mit dem Kopf fuhr ich herum. JJ stand mit einem Apfel in der Hand an eine Wand gelehnt und schien sich prächtig über meine Misäre zu amüsieren.

"Hör auf zu lachen!", fuhr ich ihn gereitz an.

Ich musste wirklich dringend auf die Toilette. Mit einer vollen Blase war mein Gedultsfaden quasi gar nicht vorhanden. John B hatte nicht übertrieben, als er meinte ich hätte von nun an zwei Mitbewohner. JJ wohnte praktisch mit uns zusammen und auch wenn er mir oft auf die Nerven ging war es okay für mich, denn wenn er hier war bedeutete das, dass er nicht bei seinem Vater war.

Er biss in seinen Apfel hinein. Ich war erst gestern einkaufen gewesen. JJ schien eine Schwäche für Äpfel zu haben, denn von den Vieren, die ich besorgt hatte war nun keiner mehr übrig.

"Da kannst du lange warten! Wahrscheinlich schüttelt er sich einen von der Palme.", behauptete er schmatzend.

Ich verzog das Gesicht.

"Das musstest du mir jetzt nicht wirklich sagen."

JJ hielt die Arme in die Luft.

"Hey, ich sag nur wie es is."

"Und was denkst du soll ich machen? Soll ich in den Sumpf pinkeln?", fragte ich mit in die Hüfte gestemmten Hände.

"So mache ich es immer."

"JJ!"

"Was?! Was is schon dabei? Sieht doch sowieso keiner."

Leicht verzweifelt starrte ich die Holztür vor mir an. Mir missfiel der Gedanke tatsächlich draußen meine Blase zu entleeren, aber wenn JB nicht bald rauskommen würde...

"Grr... Na schön! Aber du bleibst solange hier im Haus! Im Wohnzimmer."

"Schon gut, schon gut! Reg dich ab, Kätzchen! Ich werde dir schon nicht zuschauen."

Mit einem letzten misstrauischen Blick verließ ich das Schloss, wie John B sein Haus immer bezeichnete. Die ganze Zeit rechnete ich mit einem Streich, oder dergleichen, doch alles ging gut. Erleichtert kehrte ich zurück und wusch meine Hände in der Küche.

"Besser?", JJ mampfte schon wieder.

"Ist das mein Joghurt?", fragte ich empört. Es war mehr eine rhetorische Frage, da ich die Verpackung eindeutig erkannte.

Er zuckte lediglich mit den Schultern und löffelte den Becher unbehelligt weiter aus.

"Stand im Kühlschrank."

"Schreib doch einfach auf die Liste was du willst, dann bringe ich es mit. Eigentlich könntest du auch hin und wieder einkaufen gehen. JB und ich zahlen hier das ganze Essen, aber du isst am meisten davon."

"Sei nicht so knauserig, K!"

"Ich bin nicht knauserig! Ich würde nur gerne das Essen was ich kaufe auch essen und nicht jeden zweiten Tag vor leeren Schränken stehen."

"Dann musst du halt schneller sein!"

Ich stapfte auf ihn zu, schnappte mir vom Sofa ein Kissen und warf es nach ihm. Lachend wehrte er es ab. Daraus entwickelte sich eine wilde Kissenschlacht durch das ganze Haus. Die Kissen wichen Küchenutensilien mit denen wir uns in einer Art Fechtkampf duellierten, mein Kochlöffel aus Holz gegen JJs Plastiksalatgabel. Ich stellte mich gut an. Ich war flink und wendig. Zu seiner Verteidigung musste ich sagen, dass JJ nichts von meinen Fechtsunden hatte wissen können. Lachend fielen wir in mein Bett. Schwer atment hielt ich mir den Bauch.

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