Prolog

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                                                                                           Kate

Freitag. Endlich. Einen letzten Tag musste ich noch acht qualvolle Unterrichtsstunden überleben, bevor ich wieder nach Hause durfte. Ich ging durch den Schulflur und schleppte mich zu meinem Spint. Mann, war ich müde! Nachdem ich, wie in schon fast allen Nächten seit meinem Geburtstag mitten in der Nacht schweißgebadet aufgewacht war, hatte ich einfach nicht mehr einschlafen können. Warum? Tja, daran war das beklommene, unsichere Gefühl in meinem Bauch schuld gewesen. So, wie jede Nacht. Vielleicht sollte ich vor dem Einschlafen mal Baldriantropfen nehmen...?

Bevor ich mir weiter Gedanken über meine Gesundheit machen konnte, merkte ich, wie mir ein Schüler ins Auge stach. Mir war nicht klar, was es war, das ihn besonders machte, aber ich wusste sofort, dass er es war. Denn es war nicht die Art, wie er aussah, und das tat er verdammt gut, sondern seine komplette Haltung und Ausstrahlung. Auch, wenn das jetzt vielleicht seltsam klingt, aber er strahlte nahezu eine Einsamkeit aus, dass ich sofort traurig wurde. Die meisten Leute würden es wahrscheinlich nicht sofort bemerken, aber ich mit meiner Erfahrung als Außenseiterin... Wenn man nicht zu irgendeiner Clique gehörte, egal ob beliebt oder nicht, dann bemerkte man oft Dinge, die andere eben nicht sahen. Wie jetzt zum Beispiel. Von Gesprächen, die ich zufällig mitbekommen hatte, wusste ich, dass der Junge genau wie ich einer war, der immer schief angeschaut wurde. Anscheinend hatte er irgendein Problem mit Agressions- Therapie und so...

Meinen Gedanken nachhängend, lief ich den Flur in Richtung des Klassenzimmers entlang und geradewegs in ein dunkelblaues T-Shirt hinein. Der einsame Junge starrte mich erst überrascht an, bevor seine Augen ausdruckslos wurden, um gleich darauf interessiert mein Gesicht zu mustern.

                                                                                          Matt

Sie war es. Das Mädchen von den Bildern. Heute Nacht hatte ich kein Auge zugetan und war deshalb auch wach gewesen, als es wieder passiert war. Das Einzige, was ich mir in der kurzen Zeitspanne gemerkt hatte, war das eine der zwei Mädchen die auf Fotos die kleine Lichterkette über dem Bett einnahmen. Sie war eine von beiden, nämlich die Rothaarige, die ich mir näher angesehen hatte. Und genau die fixierte mich gerade so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, sie könnte direkt in mich hineinschauen, in das Loch in meinem Herzen, das sich mit jeder Sekunde unseres Blickkontaktes weniger leer anfühlte.

Wow, ich hatte bis jetzt bei noch keinem Mädchen nach so kurzer Zeit schon das Gefühl gehabt, mit ihr verbunden zu sein. Was auch schlicht unmöglich war, denn ich hatte noch nie etwas mit einem Mädchen gehabt. Sie war die Erste. Doch ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich so zu ihr hingezogen fühlen würde, dass es so überwältigend sein würde, dieses Gefühl der Vertrautheit.

Okay, es war kompletter Schwachsinn, was ich da so dachte, aber ich konnte nunmal nichts dagegen machen. es war wie ein Reflex, ich war dem Gefühl hilflos ausgeliefert und irgendwie... irgendwie... fühlte es sich gut an.

Seelenwandler - VertauschtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt