13. Kapitel - Kate

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"Das musst du nicht", bemerkte ich spitz.

Und wusste nach einem Blick in Matt's Gesicht sofort, dass ich es noch schlimmer gemacht hatte. Ich verstand ihn einfach nicht. Ich glaubte, immer sofort seine Stimmung zu spüren, aber die Gründe dafür - für seine plötzlichen Stimmungswechsel - die kapierte ich einfach nicht.

Mal war er lieb und fürsorglich und aufmerksam und dann, im nächsten Moment schaltete er auf unbeteiligt und gefühlskalt und verschlossen um.

Ich glaube, wir waren beide tief in Gedanken versunken, uns in die Augen starrend. Der Sturm in Matt's Augen - diesen tiefgründigen, mit Sternen gesprenkelten Augen - machte diese dunkel und stumpf.

Plötzlich platzte es einfach aus mir heraus: "Stimmt es, dass du in Therapie warst?"

Ruckartig schnellte Matt's Kopf nach oben, den er gerade abgewandt hatte.

"Du weißt davon?"

     Ein zittriges Schulterzucken: "Ich hab's mal in der Schule aufgeschnappt. Also stimmt es." Das war keine Frage mehr, sondern eine nüchterne Feststellung.

"Nein."

        Ich schaute noch verwirrter drein, als gerade eben.

"Ich bin in Therapie. Eigentlich."

        Groß und fragend blickten meine Augen zu ihm auf. Er seufzte.

"Eigentlich müsste ich mindstens einmal pro Woche zu meinem Therapeuten - Alexej. Aber ich gehe nicht. Ich schwänze, obwohl er eigentlich kein schlechter Kerl ist. Ich tue es nicht, um ihn zu nerven. Sondern wegen meinem Vater. Er soll endlich einsehen, dass er es ist, der schuld an diesem ganzen Chaos ist. Nicht ich. Und dass er mich zu jedem Therapeuten der Welt schicken kann, ich aber nie normal sein werde, wenn er sich nicht auch mal bemüht. Wenn er mal keine Affären hat, die man nicht mehr an einer Hand abzählen kann. Wenn er nicht wenigstens versucht, sich mit Mom zu versöhnen. Wenn er sich einmal um mich kümmern würde. Wenn er einmal fragen würde, wie mein Tag war oder warum ich nie Freunde mit nach Hause bringe. Wenn er einmal bemerken würde, wie gerne ich einfach nur normal sein würde. Denn das bin ich nicht."

    Mit Tränen in den Augen trat ich einen Schritt auf ihn zu. "Ich finde auch nicht, dass du normal  bist. Im Gegenteil."

Matt wurde mistrauisch, das sah ich ihm ganz genau an.

    "Du bist absolut nicht nomal. Du bist der charmanteste, aufrichtigste, witzigste, fürsorglichste und zuvorkommendste Junge, der mir je untergekommen ist."

    "Und der hübscheste", fügte ich etwas leiser hinzu.

Es war so schön, die Veränderungen in seinem Gesicht zu sehen. Zuerst war da Ungläubigkeit, dann wurden Matt's Augen hell und klar und die goldenen Sprenkel waren wieder zu sehen, dann zuckten seine Mundwinkel und schließlich war da ein ausgewachsenes Strahlen in seinem Gesicht, das in mir ein warmes, prickelndes Gefühl verursachte.

Achja und habe ich das Funkeln in seinen Augen erwähnt? Das Funkeln, dass mich nervös werden ließ und mich trotzdem gefühlt zwei Zentimeter wachsen ließ. (Und hey - zwei Zentimeter sind für eine 1,63 Meter große Person sehr viel!)

"Ist das so?" fragte er amüsiert.

    Ein bisschen - naja, ziemlich - rot im Gesicht, nickte ich.

"Das mit dem Aussehen auch?" bohrte er mit einem spitzbübischen Grinsen nach.

     Ich verdrehte die Augen: "Ja, das auch."

Seelenwandler - VertauschtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt