Langsam konnte ich verstehen, warum Mädchen in ihrem Zimmer so viele Lichterketten aufhängen: wenn man das Deckenlicht ausmacht, dann leuchtet der ganze Raum im warmen, schummrigen Licht, da muss man sich einfach wohlfühlen. Ganz anders als bei mir zu Hause.
Wie Kate das gestern so schön ausgedrückt hatte ich hatte keine persönlichen Gegenstände in meinem Zimmer. Natürlich außer dem Astrid-Lindgren-Buch. Aber das würde ich sie ganz sicher nicht sehen lassen, die Erinnerung, die daran geknüpft war, war nur für mich. Obwohl gestern meine Hand verbotenerweise in die Richtung davon gezuckt war, als sie danach gefragt hatte. Was macht dieses Mädel bloß mit mir?
Während ich meinen Gedanken nachhing, betrachtete ich wieder Kate's Bilder. Der Eiffelturm. Die Sagrada Família. Das Flatiron Building. Eine verschneite Straße mit denen, für New York so typischen Häusern aus braunem Stein.
Bei einem Bild von Sam und ihr blieb mein Blick hängen. Es war eindeutig ein Schnappschuss, denn Kate's Augen waren überrascht geweitet, doch sie strahlte und der Wind zerzauste ihr die roten Locken. Es war wohl irgendwann im Winter aufgenommen worden, denn ihre Wangen waren von der Kälte gerötet und sie hatte eine Mütze auf, unter der ihre Haarsträhnen sich hervorkringelten. Sam hatte Ohrenwärmer mit Pandabärenaufdruck auf, auch sie grinste breit. Bei jeder Anderen hätten die Ohrenwärmer dämlich gewirkt, doch bei ihr passten sie so natürlich ins Bild, wie als wären sie nur dafür geschaffen. Außerdem hatte sie sich mit ihrer ganzen Art schon einen ganz schönen Brocken Respekt von mir eingefangen.
Dieser ganze Gedankengang hatte nur wenige Sekunden gedauert und schon schwiff mein Blick wieder zu Kate. Die Spiegelung ihres - nun ja, im Moment meines Gesichts - sah mich aus großen Augen an und ich musste schon wieder darüber staunen, dass ich so ein hübsches Mädchen kannte. Und nicht nur das, ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie mochte - und sie mich auch.
Heyyy, na wie findet ihr das Kapi bis jetzt? :))
Sorry, dass es so spät kommt und auch nur so wenig, aber ich versuche, so bald wie möglich weiterzuschreiben :*
xoxo eure Lucy <3
Oder zumindest dachte ich das, denn wenn sie von meiner Vergangenheit wüsste, spätestens dann, würde sie mich nicht mehr mögen. Sie würde mich entsetzt aus ihren wunderschönen Augen anschauen, geschockt und erstarrt von dem, was sie erfahren hatte. Wie Worte aus meinem Mund ihr Angst gemacht hatten.
Ich könnte ihr niemals wehtun, nicht absichtlich, aber wenn meine Gefühle oder besser, meine Agressionen wieder mit mir durchgehen würden, könnte ich für nichts garantieren. Ich wollte ihr nicht wehtun, aber es würde sich nicht vermeiden lassen, denn irgendwann würde ich keine Tabletten mehr gegen das Gefühlschaos in meinem Kopf nehmen können. Ich würde es aus eigener Krapft schaffen müssen, dagegen anzukämpfen. Gegen die Stimmen in meinem Kopf, die sich ständig Kämpfe lieferten. Ich würde versuchen müssen, die wütende Stimme, die alles und Jeden zusammenschlagen wollte, zu übertönen. Ich müsste es in den Griff bekommen und das war schwer. Es war verdammt schwer. Es wäre viel leichter, mich gehen zu lassen, wie in den letzten Monaten.
Aber es war nicht unmöglich... und für Kate würde ich ganz vielleicht versuchen, den Kampf, der für alle Anderen unsichtbar war, zu gewinnen. Trotzdem müsste ich mich von ihr fernhalten, ich durfte sie nicht so nah herankommen lassen lassen, dass sie wieder Erinnerungen wachrief, die mich wütend werden lassen könnten. Die mich ihr wehtun lassen könnten.
Und genau deswegen fasste ich einen Beschluss. Ich würde nicht zulassen, dass ich ihr wehtun könnte. Ich würde mich von ihr fernhalten. Nun ja, soweit das ging. Denn wenn ich das tat, konnte ich ihre Gefühle nicht beeinträchtigen und das war gut so, denn meine waren unberechenbar.
Und ich durfte nicht zulassen, dass sie welche für mich entwickelte, ich würde ihr zu arg wehtun, denn ich würde sie abweisen müssen, weil ich ihr das nicht antun konnte. Ich konnte ihr mich nicht antun. Meine Welt war nichts für sie, sie war zu scheinheilig, zu skrupellos, zu brutal für sie.
***
Meine Gedanken wurden von einem schabenden Geräusch unterbrochen. Kate schob das Fenster hoch und kletterte ins Zimmer. Sie hatte viel zu viel Schwung genommen, denn sie machte Huch und purzelte mir vor die Füße. Ich schmunzelte, half ihr hoch und ging zum Fenster um es wieder zu schließen.
Es war schon seltsam, mir selbst gegenüberzustehen, aber zu wissen, dass es doch nicht ich war, den ich da sah. Gedankenverloren schob ich das Fenster nach unten und sprang vor Schreck zurück, als es laut quietschte. Kate lachte.
"Wie hast du das vorhin so leise hingekriegt?", fragte ich.
Sie zuckte mit den Schultern: "Übung."
"Also machst du das öfter? Krass, bis jetzt dachte ich echt, du bist so ein Mädchen, das alles richtig macht und immer brav ist," rutschte es mir heraus. "Tut mir leid, tut mir leid. Ich hab's nicht so gemeint," ruderte ich sofort zurück, als ich ihren verletzten Gesichtsausdruck sah.
"Weißt du, nur weil du bis jetzt diesen Eindruck von mir hattest, heißt das nicht, dass du das richtig interpretiert hast," kam es scharf zurück. "Vielleicht solltest du mal erkennen, dass du nicht immer Recht hast, es würde dir zum Beispiel auch helfen, mit deinem Dad besser auszukommen."
Autsch. Der hatte gesessen. Kate seufzte. Sie hatte ja recht mit den Vorurteilen, aber was das mit Dad anging - sie wusste nichts und es war klar, dass sie es nicht nachvollziehen konnte. Ich seufzte auch.
"Sorry", sagten wir beide gleichzeitig und ich musste lachen. Kate versuchte ernst zu bleiben, aber ihre Mundwinkel zuckten und ich konnte ihr ansehen, dass sie mir nicht mehr böse war.
Ich spürte ein vertrautes Ziehen in der Magengegend und wappnete mich für den Tausch.
" Es geht los", hörte ich meine Stimme noch aus Kate's Richtung. Dann verschwamm alles vor meinen Augen und ich fand mich der richtigen Kate wieder gegenüber, als ich plötzlich ein Geräusch vom Fenster hörte und auf dem Fensterbrett einen weißen Zettel liegen sah.
"Was war das?" hörte ich Kate fragen. Ihre Stimme zitterte und sie rückte ein Stück näher an mich heran.
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Seelenwandler - Vertauscht
FantasySeit Kate sechzehn ist, häufen sich seltsame Vorkomnisse. Als sie an mehreren Morgen in einem anderen Bett aufwacht, weiß sie, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Ist es etwa möglich, dass sie mit jemandem den Körper tauscht?! Was hat ihr, bislang...