Er sieht noch immer so aus wie ich ihn von damals in Erinnerung hatte.
Ein wenig größer ist er vielleicht und seine dunkel blonden Haare sind jetzt braun.
Aber all diese Kleinigkeiten haben keinen Einfluss auf seine weichen Gesichtszüge, welche er wohl schon immer gehabt haben muss."Wade!" ich schreie fast und meine Stimme überschlägt sich.
Seit dem Kampf im Wald habe ich keinen der anderen Gefangenen wiedergesehen und hatte praktisch jede Hoffnung aufgegeben dass noch jemand überlebt hat.Er braucht nur den Bruchteil einer Sekunde um zu verstehen wer hier vor ihm sitzt.
Ich kann den Funken in seinen Augen praktisch aufleuchten sehen, als er mich erkennt.
Sofort springt er nach vorne und löst die Kabelbinder an meinen Handgelenken, sodass ich aufstehen kann.
"Wanda!"
Ich falle ihm in die Arme und drücke ihn fest an mich.
"Du lebst! Verdammt du lebst wirklich" flüstert er in meine Schulter.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich dich je wiedersehen würde!"
"Ich hab dich vermisst" antworte ich sanft, als ich mich von ihm löse um ihn aus nächster Nähe anzuschauen.
"Und ich dich erst...Ich hätte damals zu euch zurückkommen sollen...Nach allem was passiert ist"
Ich schüttele den Kopf.
"Du hast das kleine Mädchen gerettet. Du hast ihr und dir selbst die Freiheit geschenkt. Ich hätte nicht gewollt dass du das alles riskierst, nur um möglicherweise zu sterben"
Wade nickt nachdenklich."Ist ja alles schön und gut" meldet Natasha sich zu Wort. "Aber kann mir mal jemand die Fesseln abnehmen?"
"Wer ist sie?" er schaut Nat misstrauisch an.
"Eine Freundin! Wir können ihr vertrauen"
"In Ordnung" er bückt sich auch zu ihr, um sie zu entfesseln. "Jetzt schuldest du mir einige Antworten"
"Die kannst du haben! Aber nur wenn ich im Gegenzug auch welche kriege"
"Deal" Wade hält mir die Hand hin. "Willkommen zurück"
Ich nehme sie entgegen.Er öffnet die Tür und hält sie uns auf.
"Willst du dich nicht umsehen? Wissen wo wir sind?"
Ich werfe Nat einen Blick zu. Sie nickt.
Also trete ich hindurch. Der Ausblick der sich mir bietet raubt mir beinahe den Atem.Wir befinden uns unterirdisch, ganz klar.
Ich stehe auf einem dicken Gitter, welches sich rechts und links von mir noch eine Weile entlang einer Betonwand zieht.
Wenn ich durch die Stäbe nach unten schaue, erkenne ich noch zwei weitere dieser Gitter, bevor der sichere Boden kommt.
Als ich an die Balustrade trete und hinab schaue sehe ich überraschend viele Gestalten, welche sich dort aufhalten, sich unterhalten oder wild herumlaufen."Wo...Wo sind wir?"
"Im Untergrund" Wade lächelt und stellt sich neben mich. "Ein sicherer Ort für Talente, geboren oder durch Experimente geschaffen"
"Das da unten sind..."
"Alles Talente" beendet er den Satz für mich.
"Und wo genau sind wir?"
"Ein Höhlensystem" er deutet nach oben. Zwei weitere der Etagen, bevor die Decke kommt.
"Da oben ist unser gutes altes Gefängnis. Das alles ist unter dem Gebäude errichtet worden.
Ich denke es war einmal ein Schlafplatz für die Ärzte und Wachen, vielleicht sogar ein Ort für den Fall eines Rückzuges..."
"Und jetzt lebt ihr hier?"
Er nickt und faltet die Hände auf dem Geländer.
"Wie seid ihr hergekommen?"
"Ich bin damals mit Molly zurück in die Stadt"
Molly muss das kleine Mädchen sein, mit dem er geflohen ist.
"Ich hab ihr gesagt sie soll sich irgendwo verstecken und auf mich warten, aber sie hatte Angst. Zu große Angst. Ich bin bei ihr geblieben...Wir haben uns in der Stadt versteckt. Mehrere Tage sind wir praktisch nur von Mülltonne zu Mülltonne gezogen, in der Hoffnung Essen zu finden."
"Das muss schrecklich gewesen sein"
"Weit schlimmer war die Ungewissheit was euch passiert ist. Ich konnte Molly nicht alleine lassen, wollte aber nicht mit ihr zurück an diesen Ort. Also haben wir gewartet. Tage lang, nur gewartet"
Wades Blick verliert sich in der Leere.
"Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten. Ich hab sie an der Hand genommen und uns in den Wald gebracht, ganz in der Nähe von dem Gebäude. Als wir angekommen sind war es leer. Nichts war mehr so wie es früher einmal war. Nicht ein Wachmann war postiert. Da wussten wir, dass sie abgehauen sind und nicht daran dachten zurückzukommen"
Offensichtlich hatte er damit recht.
"Wir sind geblieben. Haben jeden Winkel nach etwas Essbarem abgesucht. Schließlich haben wir nicht nur die Küche gefunden, sondern auch diese Höhle. Wir haben uns jeder ein geräumiges Zimmer ausgesucht und es für unsere neues Zuhause erklärt"Er seufzt.
"Und jetzt kommt der Teil auf den ich nicht Stolz bin"
Ich bedeute ihm weiter zu sprechen.
"Diese Kräfte die ich habe...Sie bringen Verantwortung mit sich, welche ich nicht habe. Wir mussten irgendwie überleben. Also habe ich mir beigebracht größere Distanzen zu springen.
Angefangen hat es damit, von hier in einen der Läden in Sokovia zu kommen..."
"Ihr habt geklaut?"
"So könnte man es nennen. Desto öfter ich es getan habe, desto größere Distanzen habe ich geschafft"
"Das hätte doch jeder in der Situation getan" sage ich. "Du wolltest leben!"
"Später habe ich es geschafft in andere Städte zu kommen, noch später bin ich von hier in ein anderes Land gesprungen. Ein wenig Training und ich konnte mich innerhalb von Sekunden über die Landkarte bewegen"
Ich schnappe nach Luft. "Du kannst in andere Länder?"
"Ich könnte es immer noch. Aber als Sokovia zerstört wurde und damit jeder Weg an Lebensmittel zu kommen habe ich mir geschworen das alles nur noch für gute Zwecke zu nutzen"
"Die Leute aus der Stadt sagten ihr hättet Essen von ihren Plantagen genommen?" hake ich nach.
Er verdreht die Augen.
"Mollys Leute haben das"
"Wie meinst du das?"
"Kurze Zeit nachdem wir uns eingenistet haben, habe ich beschlossen mehr von unserer Sorte zu finden. Ich weiß, dass man uns in vielen Ländern dieser Welt als eine Gefahr einstuft. Ich wollte sie in Sicherheit wissen. Und so haben wir erst in Sokovia und später in aller Welt nach Talenten gesucht und jeden Tag mehr von ihnen Nachhause gebracht"
Ich nicke.
"Mittlerweile sind wir etwa sechzig. Als es gerade zwanzig waren hatten Molly und ich einen Streit wegen meiner Entscheidung aufzuhören zu klauen. Wir sind auf den Deal gekommen, dass wir uns die Rolle des Anführers Teilen. Die Leute die sich ihr angeschlossen haben, stehlen noch immer"
"Und ihr lebt auch von dem was sie stehlen? Widerspricht sich das nicht?" ich hebe eine Braue.
Er zuckt mit den Schultern. "Ich esse das, was ich auf den Teller bekomme"
Ich verstehe es nicht, beschließe aber nichts weiter dazu zu sagen.
"Und wie verstehen du und Molly euch jetzt?"
"Mal so, mal so" er grinst. "Sie ist wie eine Schwerster für mich. Wir sind praktisch zwei Geschwister, die Schach spielen: Manchmal macht sie einen Zug, den ich nicht verstehen kann und andersherum und wenn sie dann doch gewinnt, dann Streiten wir. Aber am Ende ist es egal, weil es bloß ein weiteres Spiel war, was wohl keinen großen Effekt auf uns haben wird"
Wieder nicke ich.
"Wir sind hier und wir leben. Das ist alles was wirklich zählt. Aber nun zu dir"
Ich schaue auf und meine Augen treffen seine. Sie sind voller Neugierde.
"Wieso bist du hier? Was hat dich zurück verschlagen? Und warum bringst du einen Avenger mit? Es muss doch irgendeine simple Erklärung dafür geben oder nicht?"
Ich atme tief durch, denn ein weiteres Mal muss ich einer weiteren Person die Nachricht überbringen, mit welcher ich selbst noch nicht so wirklich leben kann."Ich werde es dir noch tiefer erklären, aber ich werde es so einfach wie möglich machen"
Er lächelt nervös, als würde er spüren was da auf ihn zukommt."Es geht um die HYDRA. Es geht um...Hell"
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wanda II back for you
Fanfiction( 2. Buch ) Jahre sind seit den Ereignissen in Sokovia vergangen. Wanda konnte Frieden mit ihrem alten Feind Stark schließen und ist zu einem Avenger geworden. Dennoch lässt sie die Vergangenheit nicht los. Denn gerade als die Frau glaubt mit de...