Kapitel 3 // Kaltxì // hallo

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Es wurde schon hell und die bunten Farben des Waldes begannen zu verblassen, doch das konnte die junge Na'vi, welche immer noch neben ihrem Palulukan auf dem Boden saß, nicht aus den Gedanken reißen. Lange hatte sie schon dort gesessen, eigentlich schon seit der letzten Nacht, und auch jetzt machte Tia keine Anstalten, sich zu bewegen. Auch nicht, als Eylan bereits unruhig wurde, denn ihr Palulukan hatte schon vor einiger Zeit seinen Nachtschlaf beendet und wartete nun geduldig darauf, sich endlich bewegen zu können. Er Hätte zwar auch so jederzeit im Wald verschwinden können, doch fühlte er sich seiner Reiterin gegenüber so sehr verbunden, dass er diese niemals alleine hier zurückgelassen hätte, wenn die junge Na'vi es ihm nicht ausdrücklich erlaubte. Leise schnaubend seinen Kopf wieder auf die Vorderpfoten sinken lassend, sank seine Laune immer weiter, sodass er nach einiger Zeit die Krallen vor sich im Boden vergrub und begann, die Erde aufzuwühlen. Nach einiger Zeit reichte es Eylan dann aber doch. Den Kopf erneut anhebend, begann er, Tia leicht am Arm zu berühren und dann ein wenig stärker. Meistens machte er dies, wenn seine Reiterin sich mal wieder vollkommen in ihrer eigenen Welt verlor und meistens hatte es auch die gewünschte Wirkung. Doch dieses Mal schien selbst das seine Wirkung zu verfehlen, was den Palulukan leicht entrüstet schnauben ließ. Sich danach langsam aufrichtend, war es nicht zu vermeiden, dass die junge Na'vi dabei nach hinten fiel, was diese nun aber offensichtlich doch wieder in die reale Welt zurückholte, denn der Blick welchen sie ihm zuwarf, sah schon beinahe entschuldigend aus. Eylan hingegen freute sich, denn immerhin hatte er nun erreicht, was er damit bezwecken wollte.

Noch immer mitgenommen von den Ereignissen der letzten Nacht, bekam Tia die Unruhe ihres Gefährten nur am Rande mit, schwebten doch einfach zu viele Fragen durch ihren Kopf und wurden stets durch neue ersetzt. Fragen, auf welche sie keine Antwort hatte. Ihren Kopf auf den Händen aufgestützt saß sie da, den Schwanz ein wenig um ihre Beine gelegt, welche sie ebenfalls dicht an ihren Körper gezogen hatte. Doch egal, wie angestrengt die junge Na'vi auch versuchte, in dem Wirrwarr eine vernünftige Antwort zu finden, wusste sie doch tief in ihrem Inneren bereits die Lösung, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte, denn Tia verspürte keine große Lust dazu, wieder in ihren alten Kelutral zurückzukehren. Und dennoch hatte Eywa es von ihr verlangt, sie sogar dazu gedrängt... Auch wenn Tia immer noch nicht ganz verstand, wo genau ihr Platz sein sollte, wusste sie ja nicht mal, von welchem Unheil Eywa gesprochen hatte. Ihre Stirn leicht in Falten legend, entkam ihr ein leises Seufzen. Ihr Kopf tat schon weh und auch ihr Körper nahm der jungen Na'vi das lange Sitzen bereits übel. Die Beine ein wenig ausstreckend, lehnte Tia sich mit ihrem Rücken gegen die warme Flanke ihres Gefährten, welcher dies mit einem leisen Brummen kommentierte, ehe er ihr einen kurzen Blick zuwarf. Wäre Tia nicht so in ihre Gedanken versunken gewesen, hätte sie wahrscheinlich auch den vorwurfsvollen und fragenden Blick in seinen Augen gesehen. Genauso wie die Unruhe bemerkt, welche von ihrem Gefährten ausging. Etwas, was ihr nur wenig später bewusst wurde, als sich die Wärme aus ihrem Rücken verzog und dem harten Boden Platz machte, auf welchem die junge Na'vi mit einem dumpfen Schlag aufkam, was diese verwirrt und auch ein bisschen sauer zu Eylan schauen ließ. Doch dieser schien sich eher zu amüsieren, was Tia mit ihren Augen rollen ließ. Sich langsam wieder aufrappelnd, sah sie ihren Palulukan dabei immer noch an, welcher wie ein Nantang vor ihr hin und her zu springen begann, was Tia langsam mit dem Kopf schütteln ließ. „Dir auch einen guten Morgen", kam es leise grummelnd und dennoch mit einem Grinsen auf ihren Lippen von ihr, ehe sich die junge Na'vi daran machte, ihre Habseligkeiten zusammenzupacken, denn hierher würde sie vermutlich sehr lange nicht zurückkehren, auch wenn sich in ihr alleine bei diesem Gedanken alles zusammenzog. Nur noch die Reste vom gestrigen Essen verstauend, ließ sie noch einen letzten Blick über ihr zu Hause wandern, ehe sich die Na'vi mit Leichtigkeit auf ihren Palulukan schwang und Tsaheylu mit ihm herstellte, was diesen erneut leise brummen ließ, auch wenn Eylan deutlich die gemischten Gefühle und aufgewühlten Gedanken spüren konnte, welche über das Band von seiner Reiterin zu ihm drangen. Doch ließ er sich davon nicht beirren und lief auf Tias Signal los, rein in den Wald, wobei er schnell merkte, sas seine Reiterin heute wohl ein bestimmtes Ziel verfolgte, welches ihm auch nur wenig später in seine empfindliche Nase stieg. Das Unbehagen spüren könnend, das ihren Gefährten erfasste, sah Tia hinunter auf ihren Palulukan. Wusste sie doch nur zu gut, warum Eylan sich gerade so fühlte.

Eylan einige Meter hinter der Grenze anhalten lassend, konnte sie die Anspannung beinahe greifen, welche Tia über das Band zu ihrem Gefährten spüren konnte. Das Tsaheylu zu ihm lösend, beschloss sie, Eylan hier zu lassen, auch wenn ihr bereits jetzt bewusst wurde, dass er sie nie alleine weiterlaufen lassen würde. Zu stark war ihr innerliches Band und auch die Freundschaft, welche sie zwischen sich aufgebaut hatte, so absurd dies auch klingen mochte. Sich zu ihrem Gefährten umdrehend, welcher nach kurzem Prüfen der Umgebung an den Bach gegangen war, um zu trinken, beobachtete sie diesen dabei, bevor Tia sich langsam auf ihren Palulukan zubewegte und ihm sanft über die mächtige Schulterpanzerung strich. Die Muskeln darunter spüren könnend, schloss die junge Na'vi für einen Moment die Augen und lehnte ihre Stirn leicht an Eylans Schulter, bevor ihr Blick danach in seine Augen ging, als er seiner Reiterin den Kopf zugewandt hatte. Sich langsam von der Stelle rührend, ehe sie bei seinem Kopf angelangt war, ließ Tia langsam ihre Hand auf seinen Nasenrücken sinken. „Es tut mir sehr leid, mein Freund, aber ich werde etwas tun müssen, was dir nicht gefallen wird. Du wirst hierbleiben. Verstehst du, was ich von dir möchte?", begann Tia leise zu sprechen, während ihre Augen dabei stets den Blickkontakt zu ihrem Gefährten suchten, auch wenn das mehr als nur riskant war. Doch wusste die Na'vi, was sie tat. Das nur wenig später erklingende Knurren Eylans nur zu deutlich spüren könnend, war ihm auch sein Unbehagen anzusehen. Er würde hier nicht warten, ganz so wie sie es schon befürchtet hatte. Er war immer an ihrer Seite gewesen und würde ihr auch jetzt nicht von dieser weichen. Und auch wenn Tia dies eigentlich mit Stolz erfüllte, überwog dieses Mal doch die Sorge, denn bei den Na'vi genoss ein Palulukan nicht gerade gutes Ansehen. Ganz im Gegenteil, ihr Freund war dort eher in Gefahr. Auch wenn sie nicht davon ausging, dass die Krieger oder Jäger des Dorfes ihn sofort töten würden. Immerhin gehörte er zu ihr. Eylan noch einmal in die Augen sehend, gab Tia es dann aber doch auf und stieg wieder auf ihren Partner. Nachdem sie Tsaheylu wiederhergestellt hatte, überwanden die beiden ungleichen Gefährten auch noch die letzten Kilometer, bis sich vor ihnen der Kelutral erstreckte. Ihr Zuause, welchem Tia so viele Jahre den Rücken gekehrt hatte, nur um jetzt, Jahre später, wieder zurückzukehren.

Den Blick am Kelutral nach oben gehen lassend, wusste Tia, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie beide entdeckt würden, und alleine dieser Gedanke ließ sie innerlich immer unruhiger werden. Doch hatte die Na'vi keinesalls vor, hier einfach stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass sie von jemanden gesehen wurde. Kurz zu ihrem Palulukan schauend, stieg Tia ab und löste das Band zwischen ihnen, Eylan danach klar machend, dass er hier warten sollte, bis sie nach ihm rief, auch wenn ihrem Gefährten deutlich anzusehen was, dass ihm dies ganz und gar nicht zusagte. Doch davon ließ sich die Na'vi nicht beirren. Innerlich alle Kräfte sammelnd, die sie in diesem Moment aufbringen konnte, versteifte sich ihr Körper dabei, ehe Tia sich umdrehte, ihrem Freund den Rücken zuwandte, und in den Kelutral lief, was natürlich nicht unbemerkt blieb, denn nur wenig später hatten sich zahlreiche Na'vi um sie herum versammelt, wobei Tia mit Erschrecken feststellen musste, dass sie viele von ihnen nicht kannte. Jetzt bemerkte die Na'vi doch erst richtig, wie lange sie fort war. In diesem Durcheinander war es kaum möglich, auch nur irgendeinen von ihnen richtig zu verstehen, oder zumindest kam es Tia so vor. Dennoch ein freundliches Lächeln auf den Lippen tragend, versteckte dies ihre aufkommende Nervosität aber nicht wirklich. Das War nach all den Jahren der Abgeschiedenheit doch einfach zu viel auf einmal und dennoch, trotz all der vielen Eindrücke, welche gerade auf Tia niederprasselten wie das Donnern von Hammerköpfen, mischte sich ein Gefühl in ihr Inneres... Sie war zu Hause!

Avatar- Tia's  ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt