Kapitel 4

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Kapitel 4

Als ich das nächste mal auf wachte spürte ich etwas bequemes unter mir. Es fühlte sich weich an und schmiegte sich an meinen Körper. Ich lag auf einer Matratze, einer weichen Matratze. Das musste doch heißen ich hatte alles geträumt. Freudig richtete ich mich auf und wollte mich in meinem Zimmer umschauen. Ich wollte jedes noch so kleine Detail einprägen und es nie wieder vergessen.

Jedoch sah ich als ich meine Augen aufschlug nicht mein geräumiges Zimmer, ich sah nicht meine ganzen Pokale die ich beim Golf, Tennis und beim Fußball spielen gewonnen hatte. Ich sah nicht die große irische Flagge die über meinem Schreibtisch hing und ich sah auch nicht meinen Flachbildfernseher in dem ich mir jeden Morgen die ganzen Tabellen der Spiele anschaute.

Ich befand mich in einem kleinen Raum mit weißen Wänden und ohne Fenster, jedoch hing eine einfache Lampe in diesem Zimmer die es notdürftig erleuchtete. Ich saß auf einer verschlissenen Matratze und neben mir lag eine Flasche Wasser. Sonst befand sich nichts in dem Zimmer, was mich irgendwie überhaupt nicht wunderte.

Ich griff zögerlich nach der Wasserflasche und schaute dann verwundert auf meine Handgelenke. Meine Fesseln waren weg, man sah nur noch tiefe Einschnitte von dem Klebeband was einmal um meine Handgelenke gebunden war. Und man sah die Auswirkungen von meinen verzweifelten Versuch mit einem rostigen Nagel mich von meinen Fesseln zu befreien, aber sie waren weg. Einfach weg. Genau wie die Fesseln um meinen Füßen und sogar der blöde Klebestreifen auf meinem Mund war weg.

War das nicht total unvorsichtig mich ohne Fesseln und ohne Klebeband auf dem Mund in einen Raum zu sperren!? Ich meine was ist wenn ich schrie und mich die Nachbarn hörten. Oder was ist wenn meine Entführer zurück kommen würden und ich sie überwältigen würde. Ich sah zwar keinen Gegenstand mit dem ich sie hätte zu Fall bringen können, aber warum waren sie der irrationalen Annahme unterlegen, dass ich mich nicht wehren würde.

Jeder in so einer Situation würde versuchen sich zu wehren. Ich versuchte um Hilfe zu schreien, aber nur ein lautes Krätzen verließ meine rauen und aufgeplatzten Lippen. Ich musste unbedingt etwas trinken, vielleicht würde ich es dann schaffen um Hilfe zu rufen. Also griff ich nach der Wasserflasche drehte sie hin und her und wollte sie gerade öffnen als eine Erinnerung mich davon abhielt.

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Die letzten Sekunden des Fußballspiels liefen und in ein paar Sekunden hatten wir es endlich geschafft. Wir hatten dann, denn Schulwettkampf gewonnen, zum ersten mal seit 10 Jahren und ich Niall Horan, hatte dazu beigetragen. Als der Abpfiff kurze Zeit später ertönte und somit offiziell feststand das wir gewonnen hatten, sprangen wir uns alle in die Arme. Oder besser gesagt schmissen wir uns alle aufeinander und bildeten einen ziemlich wirren Haufen auf dem zertrampelten Rasen.

"So sehen Sieger aus, schalalala", brüllten wir alle zusammen, wie eine Hymne. Und ich war wirklich glücklich. Glücklich ein Teil dieses Teams zu sein. Glücklich etwas zu dem Sieg beigetragen zu haben und vor allem glücklich das machen zu können was ich liebte. Fußball war eine der wichtigsten Sachen in meinem Leben und durch diesen Sieg kam ich vielleicht meinem Traum Profi-Fußballspieler zu werden ein Stück näher.

Nach dem Spiel wurden wir von allen Seiten beglückwünscht, bekamen unsere Medaillen und den Pokal und machten uns dann für die Siegesfeier fertig. Auf der Siegesfeier ließen wir natürlich wortwörtlich die Sau raus. Einer der älteren Spieler hatte heimlich Vodka in die Drinks geschüttet und sagen wir so am Ende des Abends konnte ich nicht mehr geradeaus gehen, geschweige denn einen klaren Satz formulieren.

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Und genau durch dieses Erlebnis schaute ich die Wasserflasche mehr als skeptisch an. Was wäre wenn da auch etwas drin wäre, etwas was mich vielleicht umbringen würde!? Langsam hielt ich die Flasche näher an mein Gesicht und suchte sie nach möglichen Einstichstellen ab, als ich keine fand drehte ich leicht am Deckel und als ich das zischende Geräusch hörte, atmete ich erleichtert aus.

Ich meine das hieß doch, dass meine Entführer nichts hätten rein machen können. Ich meine ohne Einstichstelle, in eine geschlossene Flasche war doch nicht möglich oder!? Ich beschloss es einfach zu riskieren und setzte langsam die Flasche an meine rauen Lippen. Ich trank erst einen Schluck, aber als ich merkte wie angenehm und wohltuend das Wasser meinen viel zu ausgetrockneten Rachen runter lief, trank ich immer weiter.

Ich weiß selber das, dass nicht unbedingt schlau war. Wer weiß wann oder ob ich überhaupt noch einmal etwas zu trinken bekommen würde. Aber ich war so ausgetrocknet von Innen, dass ich mich einfach nicht bremsen konnte. Vielleicht würde ich es in ein paar Stunden bereuen, aber im Moment war ich einfach nur froh etwas getrunken zu haben.

Als es mir nach einiger Zeit immer noch gut ging, beschloss ich mich in dem Zimmer umzusehen. Ich hatte mir zwar schon einen groben Überblick gemacht, aber vielleicht würde ich ja noch etwas hilfreiches finden, wenn ich nur genau genug danach suchen würde. Ich stand als von der Matratze auf und suchte jeden Winkel des Zimmers ab. Ich klopfte sogar die Wände ab in der Hoffnung irgendetwas zu finden und hob die Matratze hoch.

Aber ich fand nichts, überhaupt nichts. Noch nicht mal einen rostigen Nagel, aber wofür hätte ich diesen auch benutzen können. Die Fesseln waren mir abgemacht worden und mit einem einfachen rostigen Nägel konnte ich mir wohl kaum einen Tunnel graben, die Türen auf bekommen oder meine Entführer überwältigen.

Also beschloss ich zu schreien. Ich schrie so laut ich konnte um Hilfe. Ich schrie und schrie aber nichts passierte. Sauer fing ich an gegen die verflixte Türe zu schlagen und schrie voller Wut. "Wer auch immer ihr seit und was auch immer ihr von mir wollt, redet endlich mit mir oder stellt eure bescheuerten Forderungen. Aber macht endlich irgendetwas, bitte." Nach den ich merkte wie mein Hals anfing sich vor Schmerz zusammen zu ziehen rutschte ich weinend die Tür runter und rollte mich vor dieser zu einem Ball zusammen.

Ich wollte hier raus, ich wollte zu meiner Familie, auf Gregs Hochzeit und endlich etwas essen und nicht in diesen verflixten Raum vor mich hin vegetieren und sterben.

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Halli-Hallo,

Danke für die Votes und die Kommis <3

Ich hoffe euch wird die Geschichte nicht zu deprimierend, aber im nächsten werden vielleicht auch schon die anderen Jungs auftauchen, wer weiß ;)

Würde mich wie immer über Votes und / oder Kommis freuen :)

L.G. DyedMofo95

Stockholm Syndrome (Niam / AU / German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt