-Kapitel 16.-

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Früher, früher hatte ich einen ziemlich festen Schlaf gehabt, nur heute war das nicht mehr möglich.
Nun wurde ich durch die kleinsten Dinge, die in meiner Nähe geschahen wach, so wie auch jetzt.
Die Wärmequelle die eigentlich hinter mir gelegen hatte, war immer weiter in die Ferne gerückt, also drehte ich mich langsam um und blinzelte ein paar mal.
„Schlaf weiter, ich muss etwas mit Rick besprechen!"
Sanft glitten Daryls Finger über meine Wange, fröstelnd schüttelte ich meinen Kopf, noch immer waren meine Haare feucht durch meine Dusche draußen im Regen zusammen mit Daryl.
„Nein, nein ich bin wach."
Allmählich richtete ich mich langsam auf nur um in Daryls Gesicht zu blicken.
„Wach? Du schläfst ja fast im Sitzen weiter. Aber wenn du unbedingt willst!"
Schultern zuckend hauchte er mir noch einen Kuss auf die Stirn, drehte sich dann um und ging hinüber zu Rick der bei Noah stand und mit ihm Diskutierte.
„Hey, dein Frühstück Anny!"
Michonne kam zusammen mit Gabriel zu mir und drückte mir eine Schale mit Suppe in die Hand.
„Tolles Frühstück, wo sind die Eier, der Speck, Wurst, Käse oder die Brötchen?"
Grinsend rührte ich in der Schale rum um dann mit dem Essen zu beginnen.
„Ich gehe nach draußen, Sasha von ihrer Wache ablösen. Oh man, ich möchte auch mal wieder angenehme und vor allem Sinnliche Wachschichten habe wie du und Daryl!"
Das war wie ein Schlag ins Gesicht!
Sie hatten genau gewusst was wir getan hatten doch Michonne lachte nur, drückte mir noch einmal die Schulter und erhob sich dann aus der Hocke und ging.
Mein Magen hatte sich an dieses Dosenessen gewöhnt, obwohl wir versuchten nur Lebensmittel zu besorgen die noch nicht abgelaufen waren, hatten wir manchmal echt Pech gehabt.
Diese Dosen die noch haltbar waren, wurden immer weniger!
„Anny, ist dein Spitzname oder?"
Gabriel der noch immer neben mir Stand blickte nun zu mir hinunter bis er sich schließlich zu mir setzte.
„Ja, ist irgendwann so gekommen. Mein Name ist eigentlich Annatalia."
Mein Name war etwas Besonderes für mich, obwohl sich mein Spitzname so eingebürgert hatte, würde ich ihn trotzdem niemals ablegen.
Oft hatte Mika früher gesagt sie wolle anders heißen, es würde ja keinen mehr interessieren, keiner würde es prüfen doch für mich kam das nie in Frage.
Meine Mutter hatte den Namen aus 2 Namen zusammengewürfelt, mein Vater wollte das ich Anna heiße meine Mutter hingegen war für Natalia.
Anna, bedeutete so viel wie Anmut, Liebreiz oder Gnade.
Natalia, bedeutete so viel wie Weihnachten oder die von Engeln beglückte.
Nach langen hin und her hatte meine Mutter dann einfach den Namen Annatalia erschaffen.
Der 2. Name den ich jedoch stets unter den Tisch fallen ließ, war Carolina, die Freie.
Doch irgendwie passte das alles ganz gut und ich war zufrieden damit.
„Seid ihr eigentlich verheiratet?"
Geschockt blickte ich den Pfarrer neben mir an, dieser hielt mit seinem Blick meine Finger gefangen und folgte jeder noch so kleinen Bewegung.
„Nein! Ist das denn wichtig in der heutigen Zeit?"
Ich hatte die Suppe als ich in Gedanken war geleert und stellte die Schale nun neben mich um meine Aufmerksamkeit auf Gabriel zu fixieren, dieser saß neben mir und schien nervös.
„Naja, sie scheinen sich zu lieben und mit dem Segen Gottes wäre die Welt bestimmt leichter für sie zu bestreiten."
Wollte der uns etwa unter die Haube bringen.
Langsam ließ ich meinen Kopf kreisen, dann richtete sich mein Blick auf Daryl, noch immer stand er an der Wand gelehnt und redete mit Rick, was würde er wohl dazu sagen?
„Hören sie zu Gabriel, früher schon, als meine Mutter starb, hörte ich auf an Gott zu glauben, nun sehe ich das immer noch so. Wenn es Gott geben würde, wieso lässt er dann Zombies durch die Gegend laufen, wieso lässt er Menschen leben, die andere töten? Wieso gab es Krieg? Gabriel wieso?"
Ich erhielt keine Antwort, Gabriel stand einfach auf und ging hinüber zu Tyreese der mit Judith spielte.
Erneut war der Pfarrer einem Problem ausgewichen, hatte sich meiner Fragen nicht angenommen, war einfach abgehauen.
Wieder suchte mein Blick Daryl und ich versuchte ihn mir wirklich nur zum Spaß im Anzug vorzustellen, wie er so raus geputzt vor dem Altar auf mich wartete.
Ein lächeln schlich sich auf mein Gesicht und wurde breiter je weiter ich diese Illusion entstehen ließ.
Das musste ich ihm nachher unbedingt erzählen.





„Was denkst du Anny, geht es Carol und Beth gut?"
Carl hatte sich auf den Stufen der Kirche niedergelassen und schaute mir beim Schießen zu.
Wieder hatte es mich an den Baum getrieben wieder zielte ich immer wieder auf die gleiche stelle und es klappte immer besser.
„Noah meinte sie wären in einem Krankenhaus, ich meine in einem Richtigen. Ich denke schon das man ihnen dort hilft doch ich habe meine Bedenken das sie, sie einfach so gehe lassen."
Das hatte ich wirklich doch wir würden die beiden dort rausholen, irgendwie.
Erneut bohrte sich mein Pfeil in den Baum, erneut ging ich los um ihn zurück zu holen als meine Aufmerksamkeit durch ein Röcheln abgelenkt wurde.
Natürlich hatten sich immer mal wieder Beißer hierher verirrt, immer wenn wir es bemerkt hatten, erledigten wir sie, es durften nicht zu viele werden.
Kurz wartete ich ab um zu sehen ob es mehrere wahren doch als nur einer auf mich zu wankte, zog ich mit einem Ruck den Pfeil aus der Rinde, spannte ihn und ließ ihn sich in die Stirn des Zombies bohren.
Wieder einer weniger auf der Welt, doch es waren immer noch mehr als genug.
„War das nur der eine?"
Neben mir tauchte Carl auf, seine Waffe hielt er schussbereit in den Händen.
„Ich denke schon, lass uns trotzdem zurück gehen!"
Ich hatte eh vor noch einmal mit Daryl zu reden, er wollte immer noch nicht das ich mit ihnen ging.
Nickend drehte sich Carl um und ging immer noch wachsam zurück zu der Kirche, ich folgte ihm und schnappte mir unterwegs noch meine Pfeile die ich auf dem Boden bei meiner Markierung liegen gelassen hatte.
Doch in die Kirche rein, schaffte es nur Carl, denn als wir rein wollten kam Daryl raus, anscheinend begann nun seine Wache.
Wir verabschiedeten uns von Carl als dieser hinein ging und ich blieb gleich mit draußen, meinen Bogen legte ich griffbereit auf das Geländer und folgte dann Daryl.
„Beißer?"
Daryl hatte den Pfeil in meiner Hand gesehen, an ihm klebte immer noch das stinkende Blut des Untoten also nickte ich nur.
„Einer, gerade eben."
Dies nahm Daryl mit einem Nicken zur Kenntnis und lehnte sich dann an das Geländer der kleinen Treppe.
Sein Blick war auf die Umgebung gerichtet, seine Augen, so schien es scannten alles ab, suchten jede mögliche Gefahr doch alles war ruhig zurzeit.
„Was wollte Gabriel vorhin?"
Ich hatte mich neben ihn gestellt und blickte ihn nun von der Seite her an um zu antworten.
Ich würde ihn ein wenig aufheitern bevor ich ihn damit nerven würde sie zu begleiten.
„Er hat gefragt ob wir 2 Verheiratet wären!"
Gab ich so ernst wie es ging zu und wartete dann gespannt wie er reagieren würde und die Reaktion kam prompt.
Sein Kopf Zuckte zu mir herum und seine Augen waren ein klein wenig geweitet.
„Was?"
Ich konnte nicht anders und lachte leise.
„Ja das hat er gefragt!"
Kopfschüttelnd begann nun auch Daryl leicht zu lachen, es war immer wieder schön, wenn dieser sonst so ernste und verschlossene Mann lachte.
Wieder legte er seinen Arm um mich um mich an sich zu ziehen, schnell schmiegte ich mich an seine Seite und blickte hinüber zu dem kleinen Friedhof.
„Wir müssen übrigens einen Mann für Michonne finden."
Als mich Daryl fragte wieso konnte ich mir erneut mein Lachen nicht verkneifen.
„Sie meinte sie würde auch gerne so sinnliche und aufregende Wachschichten haben wie wir beiden."
Jetzt war ich wirklich sehr auf seine Reaktion gespannt, jeder wusste was wir gestern getrieben hatten, früher war Daryl sehr darauf bedacht das es nur unter uns blieb, ausgenommen Carol und Maggie.
Doch es kam nichts, kein blöder Spruch, nichts!
„Was ist?"
Leicht hatte ich ihm in die Seite geboxt als er mir seufzend einen Kuss auf den Kopf drückte, er schien abgelenkt zu sein, total in Gedanken.
„Rick will das du uns begleitest!"
Ah ok jetzt wusste ich Bescheid, ich wusste das Daryl sich unwohl fühlte, doch nun hatte Rick entschieden.
„Das gefällt dir immer noch nicht oder?"
Ich hatte mich von seinem Arm befreit und mich vor ihn gestellt um ihn anzuschauen was er dann auch langsam tat.
„Wenn du hierbleibst, weiß ich nicht ob es dir gut geht, kommst du mit weiß ich es zwar doch würde ich doch auch immer dich im Auge behalten und vielleicht eine Gefahr übersehen die uns alle töten könnte."
Daran hatte ich auch schon gedacht, doch nicht nur ihm ging es so.
„Ich weiß wie du dich fühlst glaube mir, doch du bist nicht mein Vater der auf mich aufpassen muss Daryl! Vertrau mir, ich passe auf mich auf. Doch ich bin froh das Rick entschieden hat, ich habe keine Lust mit dir das große streiten anzufangen."
Gestern, als er mir gesagt hatte das er mich nicht dabeihaben wollte, dachte ich jetzt geht alles kaputt.
Wir beide versuchten immer unseren Kopf durch zusetzten und das konnte schon mal ins Auge gehen.
„Morgen früh geht es los."
Von drinnen war mit einem Mal gepolter zu hören, erschrocken wollte ich schon nachsehen als mich Daryl zurückhielt.
„Sie nehmen nur die halbe Kirche auseinander, sie wollen hier alles dicht machen!"
Wie auf Kommando ging die Tür auf und Tyreese kam mit einer der Orgelpfeifen aus der Kirche.
Diese wurden dann in den Boden gerammt.
Das geschah mit fast allen bis um den Eingang eine Art Barrikade entstanden war.
Die Bänke wurden bis auf 3 Stück auseinandergenommen, Teile der Bänke wurden vor die Fenster genagelt und eine würde nach unserer Abreise vor der Tür ihren Platz finden.
Auch Daryl und ich hatten schlussendlich geholfen.
Zum Glück taten meine Füße nicht mehr allzu weh, doch ich wollte nichts dem Zufall überlassen und steckte mir vorsorglich schon mal die Schmerztabletten in die Hosentasche.





Michonne, Gabriel, Carl und Judith würden in der Kirche bleiben, wir anderen gingen bepackt mit Rucksäcken los, in die Richtung die uns Daryl und Noah wiesen.
In der Ortschaft wo Gareth mit seiner Gruppe Kampiert hatte, fanden wir einen Lieferwagen den wir Gott sei Dank zum Laufen gebracht hatte, das ersparte uns eine Menge Zeit, wir wussten nicht ob wir Zeit hatten oder nicht.
Diese Ungewissheit war das schlimmste überhaupt.
Zusammen mit Tyreese und Sasha saß ich hinten im Lieferwagen, Daryl und Noah fuhren vorne bei Rick in der Fahrerkabine mit.
Sasha und Tyreese unterhielten sich leise, wahrscheinlich über Bob, noch immer konnte unsere Freundin es nicht verkraften was geschehen war, es war ja eigentlich auch unfassbar.
Auch wir hatten schlimme Dinge getan, hatten Menschen töten müssen, doch nur um unser eigenes Leben zu retten.
Doch niemals hätten wir Menschen getötet um sie dann zu Essen, da gab es bessere Alternativen.
Als der Wagen langsamer wurde, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, wir waren anscheinend angekommen, so sahen das auch Tyreese und Sasha, denn genau wie ich griffen sie sich die Rucksäcke und warteten darauf das wir rausgelassen wurden.
So lange Zeit waren wir im Wald unterwegs gewesen das mich das Grau von Atlanta doch etwas schockte, wir hatten vor einem der unzähligen Lagerhäuser gehalten in der Direkten Nähe des Krankenhauses.
„Wachsam bleiben!"
Mit diesen Worten von Rick waren wir langsam in das Lagerhaus vorgedrungen, mit erhobenen Waffen hatten wir es bis ganz nach oben geschafft, keine Beißer, keine Menschen, alles lag verlassen da.
Hier war schon lange kein Mensch mehr gewesen, zuletzt bestimmt als das Ding geräumt wurde, diese Leute fühlten sich anscheinend sicher genug in ihrem Krankenhaus.
Unsere Rucksäcke hatten wir in einer Ecke abgelegt und nun saßen wir hier auf dem Boden und lauschten dem Plan den Rick erklärte.
Wir würden warten bis es dämmert und dann einmal in die Luft schießen, wenn alles gut ginge, würden 2 auf Patrouille gehen.
Wenn es dann dunkel genug war, sodass die Späher uns von den Dächern nicht mehr sehen konnten würden wir rein gehen.
Die Schlösser an dem Treppenhaus würden wir knacken, darin hatten wir Übung, wir würden so hinauf in den 5. Stock kommen, wo nach Noahs Information Beth war.
Rick würde die Tür öffnen, Daryl und ich würden schnell und leise die Wachmänner mit unseren Pfeilen töten.
Von dort aus würden wir uns verteilen, jeder sollte nur sein Messer benutzen oder alles was leise war.
Wir mussten schnell sein, sozusagen mit der Umgebung verschmelzen.
Auf dem Boden hatte Rick mit Noahs Hilfe eine Skizze des Stockwerks gezeichnet, auf dieser markierte er uns nun wo wir anzugreifen hatten.
In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken, der Plan an sich hörte sich gut an doch die Umsetzung bereitete mir Sorgen, genauso wie Tyreese.
Er hatte recht als er sagte, ein Polizist musste nur den Flur entlang gehen, im Falschen Moment am falschen Ort sein und nichts würde mehr leise sein, jeder anwesende im Krankenhaus würde angerannt kommen.
Tyreese erklärte dann seinen Plan, wir müssten nur einige der Cops überwältigen, sie als Geiseln nehmen und sie dann gegen Beth und Carol eintauschen.
Zuerst war Rick dagegen bis sich nun auch Daryl der neben mir stand in das Gespräch einklinkte.
Sie würden immerhin versuchen alles zusammenzuhalten, doch würden wir ihr 2 Cops wegnehmen, hätte sie keine andere Möglichkeit mehr, als sich auf unseren Deal einzulassen und jeder würde seine Wege gehen.
Ich hoffte einfach das es klappte als nun auch Rick sein Einverständnis gab.
Nun hieß es warten, warten bis es eine geeignete Situation gab.

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