10: Im Malfoy Manor

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Harry stand vor seiner Haustür und umklammerte nervös seinen Zauberstab, den er immer in seiner Jackentasche aufbewahrte. Warum nur war er so nervös? Es war schließlich nur Draco. Nein, viel mehr war es die Angst. Die Angst davor, das Gebäude zu betreten, indem Draco mit seiner Familie einst gelebt hatte. Indem auch Voldemort seine Zeit mit den Todessern totgeschlagen hatte. Indem Hermine gefoltert worden war, indem er im Keller eingesperrt worden war, indem sich Pettigrew umgebracht hatte, indem Bellatrix den Dolch nach Dobby geworfen hatte. Indem Draco ihm sein Leben gerettet hatte...
Harry musste schlucken. Bevor er apparierte, holte er noch einmal tief Luft und kurz darauf stand er vor dem Malfoy Manor. Es war riesig und düster, es strahlte eine ähnliche Ausstrahlung aus, wie ein Dementor. Zwar war es nicht so kalt, aber genauso freudlos und dunkel. Und angsteinflößend.
„Verdammt, Harry!" fluchte er leise mit sich selbst. „Du hast schon schlimmeres Erlebt."
Mutig ging er ein paar Schritte auf das Manor zu. Konnte Draco nicht einfach auf machen und ihn abholen? Hier rausholen? Aber er musste den ganzen Weg bis zur Haustür laufen, der sich anfühlte, als würde er dreihundert Kilometer laufen. Als er endlich vor der monströsen Haustür stand, schluckte er erneut. Es war ziemlich still, außer ein paar aufgescheuchte Krähen, die umherflatterten und kreischten. Immer noch nervös hob Harry den Türklopfer an und lies ihn dann wieder fallen. Das Geräusch von Eisen auf Holz erklang in der Atmosphäre wie ein Donnerschlag und Harry zuckte kurz. Es dauerte nicht lange, da machte ihm Draco auf.
„Mein Lieber Lieblings Schatz, da bist du ja."
„Lass den Scheiß, Draco."
Draco grinste amüsiert. „Hat dich so nicht immer deine Wieselfreundin angesprochen? Oh Herr meiner unendlichen Liebe, Retter meiner trostlosen Welt, Harry Potter?"
„Ganz bestimmt nicht."
„Wie schade."
Obwohl Harry nun nicht mehr ganz so nervös war, wie vorher, wollte er trotzdem immer noch lieber wo anders Zeit mit Draco verbringen.
„Du Draco?"
„Hm?"
„Wollen wir nicht zu mir gehen? Oder nach Hogsmead oder so?"
Draco grinste. „Angst, Potter?"
„Ja!" schmollte Harry. „Mir gefällt dieser Ort nicht."
Draco grinste allerdings weiter und zog ihn am Arm mit sich mit in sein Zimmer. Es war natürlich groß. Viel größer als er es gebraucht hätte und mindestens zweihundert mal größer als Harrys ehemaliger Besenschrank.
Doch großartig eingerichtet war es nicht. Ein großes Bett mit (wer hätte es gedacht) dunkel grünem Bettbezug, ein dunkler, breiter Schrank, ein matter Teppich und ein Tisch zum arbeiten. Viel mehr beinhaltete der Raum nicht, wodurch er noch viel größer wirkte.
Harry stand ratlos neben der noch offenen Tür, unsicher, was er tun sollte. Während Draco sich auf das Bett setzte und ihn erwartungsvoll ansah.
„Was magst du tun, Geliebter?"
„Mrpf." machte Harry.
„Interessant."
„Du hast mich hier her bestellt, also musst du doch auch wissen was du willst."
„Was ich will? Oh ja, ich würde dich gerne bis in die Nacht durch das ganze Manor vögeln, aber ich denke nicht, dass du Jungfrau das mit machen würdest."
„Ich bin keine Jungfrau mehr!" empörte sich Harry und Draco zog eine Augenbraue hoch. „Das Wiesel zählt nicht."
„Ach und warum nicht?"
Harry verschränkte die Arme.
„Weil, wenn es dir noch nicht aufgefallen ist, ich im Gegensatz zu dem Wiesel einen Schwanz in der Hose habe."
„Na u-"
„Ich nehme an, dass die Rothaarige Kröte noch nie deinen Hintern gefickt hat."
„Wa- Nein, wie denn auch?"
„Eben. Also bist du Jungfrau. Und ich würde das gerne ändern."
Harry wurde peinlich doll rot. Natürlich hatte er schon darüber nach gedacht, wie es wäre, mit Draco zu schlafen. Er hatte auch schon den einen oder anderen feuchten Traum von ihm gehabt, aber jetzt? Sofort? Das war ihm zu absurd. Nicht einmal zu schnell, aber es sollte doch nicht auf Knopfdruck kommen, oder?
„Wie wäre es, wenn wir erst einmal etwas essen? Oder bist du so krass unter Sex-Entzug?" schlug Harry matt vor.
„Was denkst du wer ich bin? Bevor wir zusammen kamen, habe ich jede Woche mit jemand anderem geschlafen."
Harrys Blick wechselte von Peinlichkeit zu Gekränktheit. Draco schlug ihm auf den Kopf. „Du leichtgläubiger Gryffindor, natürlich habe ich das nicht!"
Und sofort wurde Harry wieder rot. Der Blonde schnipste mit den Fingern und rief: „Patty!" sofort erschien eine kleine Hauselfe. „Koch uns etwas gutes zum Essen und Deck den Tisch. Wir wollen ja nicht, dass unser Gast verhungert."
Die Elfe nickte eilig und verschwand dann sofort wieder in Richtung Küche.
„Du hast die Hauselfen noch?" fragte Harry. „Alle?"
„Natürlich du Blödmann, die wird man nicht einfach so los. Und das will ich auch nicht. Wer soll sonst das Manor aufrecht stehen lassen?"
Harry erwiderte darauf nichts sondern bewegte sich nun endlich und setzte sich neben seinen Freund aufs Bett. Seufzend lies er sich zurück fallen.
„Was ist los, kleiner Held?"
„Bitte, hör auf mit den Spitznamen."
„Niemals. Also, was ist los?"
„Ich ...ach... ich vermisse Hogwarts und Ron und Hermine. Natürlich sehe ich sie ab und zu, aber nicht mehr täglich. Allein die Vorstellung, dass... dass wir nie wieder nach Hogwarts zurück kehren ist... es war mein erstes und einziges richtiges Zuhause, verstehst du? Ich vermisse den Unterricht, die Hogsmeadwochenenden, den Weihnachtsball und einfach alles..."
Draco schwieg eine Weile. „Ich auch. Ein wenig, ich meine es war für mich wahrscheinlich anders, als für dich. Aber trotzdem vermisse ich es auch ein wenig."
Patty erschien vor ihnen und piepste: „Das Essen ist fertig, Master Malfoy." Draco nickte nur und stand auf. Harry brummte. „Steh auf, du fauler Sack."
Er zerrte an Harrys Handgelenken und zog ihn hoch, während Harry irgendwann nach gab. Er war nicht müde, aber Dracos Bett war so wahnsinnig bequem. Sie gingen zusammen ins Esszimmer und begannen stumm zu essen. Zwischendurch erzählten sie sich, was so los war und was sie vor hatten mit ihrem Leben. Jetzt, wo niemand ihnen mehr etwas vorschrieb, ... vorschreiben konnte. Als Harry den letzten Bissen herunter geschluckt hatte, tauchte Patty auf uns sammelte das dreckige Geschirr ein. Draco stand auf, legte seine Hände von hinten um Harrys Hals und flüsterte ihm ins Ohr: „Und nun...?"
Harry durchfuhr eine Gänsehaut. „Sag du es mir."

You are mine - Eine Drarry Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt