Gefesselt

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„Fesseln!", ertönte eine Mädchenstimme, kaum dass sie den Friedhof betreten hatten. Augenblicklich wurde Yukines Körper von einem Fesselungs-Jutsu gebunden. Ihm lief ein Schauder über den Rücken. Ein Unheil verkündender Todesengel, wie sie so mit ausgebreiteten Armen auf Hiyoris Grabstein stand. Mit kindlichem Gleichmut blickte sie auf die zwei jungen Männer herab. Yukine konnte noch nicht mal mit den Zähnen knirschen. Diese bösartige, manipulative Götterschlampe. Wie gerne hätte er das lächerliches Jutsu gesprengt und dem Dreckstück gezeigt, wozu eine Hafuri fähig war. Doch er musste sich an den Plan halten.

„Gib ihn frei!", knurrte sein Glücksgott. „Auf der Stelle!"

Mit einem engelsgleichen Lächeln löste die Nora die Fesselung so weit, dass es ihm möglich war, Beine und Kopf zu bewegen.

„Du bist also gekommen, um deine Shinki gegen deine Geliebte einzutauschen. Wie vorhersehbar, Yaboku."

Yukines Atem ging schnell, doch über seine Lippen kam kein Wort. Er warf seinem Gott einen Blick zu, doch der sah ihn nicht an.

„Nenn mich nicht so. Mein Name ist Yato. Wo ist Hiyori?"

„Bei Vater, natürlich. Ach, das muss Liebe sein. Nur keine Sorge du wirst sie schon früh genug wieder in deinen Armen halten. Was du nur an diesem sterblichen Püppchen findest?"

„Bring mich sofort zu ihr!", Yatos Stimme zitterte leicht. Yukine hatte es gleich bemerkt. Er sah ihm den inneren Konflikt an. Er wollte Hiyori retten, doch dafür musste er sich und ihn in große Gefahr bringen.

„Du kannst es wohl kaum abwarten deine Shinki loszuwerden. Kein Wunder bei so einem nutzlosen Teil. Du findest eine bessere an jeder Straßenecke."

Yukine konnte sich ein Knurren nicht verkneifen. Er hatte sich auf keinen Fall provozieren lassen wollen. Doch jedes ihrer Worte traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Wut stieg in ihm auf und brannte wie Säure unter seiner Haut.

„Sei still, Nora! Yukine ist tausende von dir wert!", presste Yato zwischen den Zähnen hervor. „Alles was du kannst, ist töten."

„Ja, und das kann ich richtig gut. Es ist mein wahres Wesen, wie du weißt. Was ist dein wahres Wesen, Yaboku?

„Ich bin ein Glücksgott."

„Herrje Yaboku, mach dir nichts vor. Du wurdest als Rache- und Kriegsgott erschaffen. Du bist der Magatsukami. Der Himmel nennt dich zwischenzeitlich den Amagiri No Mikoto. Du bringst niemandem Glück. Noch nicht mal dir selbst."

„Ich bin ganz und gar nicht wie du, oder Vater. Und Yukine auch nicht. Er ist so viel mehr, als du es je sein könntest. Du solltest mal deine Existenz überdenken."

Yuki atmete tief ein. Warum ließ sich Yato nur auf solche Gespräche mit der Nora ein. Das war doch zwecklos. Ihr war nicht zu helfen. Sein Vater war die Verkörperung des Bösen und sie seine zu tiefst ergebene und verdorbene Waffe.

„Na ja. Dennoch stehst du hier. Hast keinen Skrupel ihn zur gewöhnlichen Nora werden zu lassen."

„Sicher nicht. Das würde ich ihm nie antun. Ich werde ihn freigeben, sobald ich Hiyori zurückhabe."

Yato war ein verdammt guter Schauspieler. Er hätte es ihm glatt selbst abgenommen. Aber sein Gott war in allem was er tat verdammt gut. Lag das daran, dass er aus tiefster Seele ein Glücksgott sein wollte?

„Das solltest du mit Vater besprechen. Er wartet auf dich."

„Dann bring mich verdammt noch mal zu ihm, und quatsch mir keine Opern ans Ohr!"

Er bemerkte, wie angespannt Yato auf einmal war. Bei dem Gedanken was dieser Sadist seinem Gott schon alles angetan hatte, wurde ihm schlecht.

„Herrje, warum so ungeduldig. Na gut, ich bringe euch zu ihm." Die Nora griff nach Yukines und Yatos Kimono und war im selben Moment mit ihnen verschwunden.

Noragami - Der Himmel muss wartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt