Yukinie nickte, verhalten. Damit hatte er nicht gerechnet. Er wusste nicht, ob er dafür bereit war. Aber um Yato beschützen zu können, musste er es erfahren. Sein Entschluss stand fest. Wenn Yato davon überzeugt war, das er stark genug war, würde er ihm vertrauen.
Yato legte die Hände an seine Schläfen und die Stirn an seine. „Es tut mir leid, Yukine. Bitte verzeih mir", glaubte er seine Stimme zu hören, doch dann strömten, die Erinnerungen in seinen Kopf.
Er war in der Mittelschule. Ein Mädchen überreichte ihm eine Karte und ein paar selbstgemachte Pralinen. „Alles Gute zum Valentinstag."
So schnell wie ihn seine Füße tragen konnten rannte er nach Hause. Er war spät dran. Sein Vater würde toben.
Er sah in das vor Wut verzerrte Gesicht seines Vaters. „Nein, tu das nicht, Papa! Ich flehe dich an!"
„Du wirst darin schmoren, bis du weißt, wie man sich benimmt." Er schloss den Deckel der schweren Holztruhe.
„Neiiin.... Es tut mir leid, bitte lass mich raus! Bitte Papa!" Schritte entfernten sich. Ließen ihn in allumfassender Finsternis alleine zurück. Er trommelte gegen den Deckel. Trat gegen die Wände. Hoffnungslos. Diese Kiste war wie ein Sarg. Sein Flehen wurde zu einem Wimmern. Die Wände rückten näher. Pures Grausen fraß sich durch seinen Bauch. Legte sich um das Herz, um die Brust, den Hals. Nahm ihm die Luft zum Atmen. Panik! Wie gelähmt verharrte er in quälender Agonie. Den Tod vor Augen. Die Sekunden versickerten, wurden zu Stunden. Endlich Schritte. Die Truhe wurde geöffnet. Er blinzelte ins Licht, außer Stande sich zu bewegen. Langsam und zitternd kam er auf die Beine. Kletterte aus der Kiste. Als würde er außerhalb seines Köpers stehen, sah er sich selbst, wie er seine Schuhe anzog und die Wohnung verließ. - Nur weg von hier. Egal wohin, nur weg.
Der Bahnhof war um diese Uhrzeit fast menschenleer. Nur wenige Fahrgäste waren unterwegs. Niemand schenkte ihm Beachtung. Von den Göttern und Menschen verlassen kauerte er sich an eine Wand. Sein Magen knurrte. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal etwas gegessen hat. Jemand packte ihn unwirsch am Kragen und zerrte ihn mühelos in eine dunkle Ecke unter einer Treppe. Etliche Bierdosen lagen auf dem Boden. Dazwischen ein paar leergeräumte Geldbörsen.
„Rück den Zaster raus!", befahl der Fremde.
Er konnte sich nicht bewegen. Sein Peiniger schlug ihm ins Gesicht und warf ihn zu Boden. Rotes Blut tropfe auf den schmutzigen Boden. Immer wieder schlug und trat er auf ihn ein. Schmerz – sein ganzer Körper war Schmerz. Er versuchte sich zu wehren, doch der Fremde zog ein Messer und stach es ihm in den Bauch. Überall Blut, so viel Blut. Was für ein sinnloser Tod.
Am ganzen Leib zitternd öffnete er die Augen. Er war wieder zu Hause in Takamagahara. Sah in das tränenüberströmte Gesicht seines Gottes. Auch über sein Gesicht spürte er Tränen kullern. Yukine begriff, dass Yato seinen Schmerz mitgefühlt hat.
„Es tut mir so unendlich leid. Wie schlimm es auch ist, ich bin für dich da", versprach der Glücksgott. „Du musst dich beruhigen."
Yukine merkte erst jetzt, dass er sich in Yatos Kimono krallte. Er ließ langsam los und griff nach seinen Händen. Es dauerte eine Weile, bis es ihm möglich war zu sprechen. „Es ist alles in Ordnung mit mir. Denn egal was in meinem Leben geschehen ist, oder wie es endete, es spielt keine Rolle. Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint. Es führte mich, mit jedem Faden, den es verwob, näher zu dir." Er beugte sich zu ihm und küsse ihn. „Danke, dass du es mir gezeigt hast."
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Noragami - Der Himmel muss warten
FanfictionAusgerechnet als Yukine sich endlich seiner wahren Gefühle für Yato bewusst wird, erfahren sie, dass die für tot gehaltene Hiyori lebt und sich die ganze Zeit in den Händen von Yatos Vater befand. Die beiden machen sich auf den Weg sie zu befreien...