Entfesselt

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„Erscheine, Sekki!"

In diesem Monet sprengte Yukine die Fesseln. Verwandelte sich in Yatos Hafuri. Zwei perfekt geschmiedete Katanas wirbelten blitzschnell durch die Luft. Landeten unmittelbar in Yatos Händen. Er stürme auf seinen Vater, der seinerseits die Nora rief. Sie hatte sich in einen Priesterstab, ähnlich einem Speer, verwandelt. Mit einem Streich der Klingen räumte er den Tiger aus dem Weg und attackierte seinen Vater. Die Schwerter schnitten zischend durch die Luft. Direkt auf den Gegner zu. Der parierte den Schlag. Blitzschnell schlug er zu. Das Ende des Stabes traf Yato hart an der Schläfe. Schwarze Flecken tanzen vor seinen Augen. Mit den Handrücken wischte er sich das Blut von der Wange. Ein bösartiges Grinsen lag auf Yatos Lippen. In den Augen funkelte Mordlust. Sein Gegner wich augenblicklich aus Yatos Reichweite. Unzählige Masken stürzten sich auf den Gott und seine Hafuri. Keine hielt den beiden lange stand. Yato beherrschte die Schwertkunst wie kein anderer. Alles was zurückblieb, waren zerfetzte Ayakashis. Er hatte den Kriegsgott in sich entfesselt. Einen Gott der tausend Schlachten. Immer mehr Masken kamen herbei. Er metzelte sie alle nieder, – ein tollwütiger Berserker – ein kaltblütiger Schlächter – ein Todesgott. Seine Schwerter wirbelten. Blitze zuckten durch die Luft. Hiebe, die er einsteckte, spüre er nicht. Als die letzte Maske fiel, hielt er kurz inne. Dann wandte er sich seinem Vater zu, der bis zur hintersten Wand zurückgewichen war und ihn entsetzt anstarrte. Yatos Atem ging schnell. Aber da war keine Wut mehr. Es war etwas viel Kälteres. Mit erhobener Waffe rannte er auf ihn zu.

„Yato, erinnere dich!", hörte er Yukines Stimme. „Das wolltest du nicht. Denk an unseren Plan!"

Ohne anzuhalten, nahm der Gott eine der Klingen in den Mund und griff nach dem himmlischen Gefäß. Er öffnete den Kubus in dem Moment, als die Hafuri auf seinen Vater herabsauste. Sie teilte den Priesterstab und versetzt dem Gegner eine tödliche Wunde. Der menschliche Körper seines Vaters brach zusammen und seine Seele wurde mit einem schrillen Schrei in den Würfel gezogen. Dann war alles still.

Schwer atmend sah sich Yato um. Von den Ayakashis war nichts mehr übrig. Die Nora war tot. Bedauern stieg in ihm auf. Er hatte sie nicht töten wollen. Er betete, dass ihre kaputte Seele es schaffen würde Frieden zu finden. Erst jetzt spürte er seine vielen Blessuren und das Blut, das seinen Arm hinunterlief und auf den Boden tropfte.

„Rückverwandlung Yuki!" Seine Gotteswaffe nahm menschliche Gestalt an. Yato sah sie an. Sie hatte keine Schramme abbekommen. So mächtig war sie bereits geworden. Er lächelte stolz.

„Yato, du bist verletzt."

„Ach, nur ein Kratzer."

Yukine riss einen Streifen seines Kimonos ab. „Lass mich dich wenigsten versorgen, wenn ich dich schon nicht gut genug beschützt habe."

„Yuki, du bist eine Angriffswaffe und keine Panzerung", erwiderte er, ließ sich dann aber brav verbinden. Er legte die Hand auf Yukines Kopf. „Wir haben es geschafft. Jetzt müssen wir nur noch Hiyori hier herausschaffen. Hier, halt mal!" Er drückte ihm den Kubus in die Hand und lief zu Hiyori.

Das Kraftfeld war verschwunden. Er betrachtete sie mit einem Lächeln und ließ ihr langes Haar durch die Finger gleiten. Sie war immer noch so schön wie vor zwei Jahren. Yatos Herz flatterte unwillkürlich, als all die Erinnerungen hineinströmten. Behutsam berührte er sie an der Schulter. „Hiyori?" Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn.

Ein Stich traf ihn im Nacken. „Autsch, verdammt das hat wehgetan. Was soll das, Yukine?" Er drehte sich um. „Eifersucht ist kein gutes Gefühl." Tränen funkelten in Yukines Augen, die sich jetzt zu Schlitzen verengten. Dann war er verschwunden.

„Und schon wieder läuft er weg und lässt seinen Gott allein. Ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden." Yato rieb sich den Nacken und wandte sich Hiyori zu. Wie sehr er sie doch vermisst hatte.

Sie blinzelte und schlug die violetten Augen auf. „Wo bin ich?" Ihre Stimme klang heißer. Langsam setzte sie sich auf. „Und wer bist du?"

Yatos schmerzverzogenes Gesicht sprach Bände. „Du erinnerst dich nicht, Hiyori. Vielleicht ist es besser so."

„Kennen wir uns?"

Das Lächeln in Yatos erreichte nicht die Augen. Er legte den Kopf schief und zwinkerte ihr zu. „Ich bin Yato, dein persönlicher Glücksgott. Ich bringe dich nach Hause. Der Himmel muss noch ein bisschen auf dich warten."

Noragami - Der Himmel muss wartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt