Yato betrat sein Haus. Yukine saß auf einem Sessel. Die Arme verschränkt. Auf dem Tisch vor ihm das himmlische Gefäß. Darum würde er sich später kümmern. – Viel später. Erschöpft ließ er sich ebenfalls in einen Sessel fallen.
„Wo ist Hiyori?", fragte Yukine, ohne aufzusehen.
„Ah, jetzt interessierst du dich also für sie."
„Es tut mir leid, dass ich dich alleine zurückgelassen habe."
„Das sollte es auch. Denn was soll ich ohne dich machen", blaffte er ihn sauer an. Er legte den Kopf in die Hände. „Ich hab sie zu ihrem Bruder gebracht. Ich vermute, ihre Eltern hätten den Schock nicht überlebt. Sie hat sich nicht erinnert. An mich, meine ich."
„Was? Oh nein."
„Glaub mir, es ist besser so." Es hörte sich so an, als müsste er sich selbst davon überzeugen. „Sie kann ihr Leben leben. Eine Familie gründen. Mit ihnen alt werden. Fernab von dieser verrückten Welt und ihren verrückten Göttern."
„Ich dachte, ich hätte dich an sie verloren", sagte Yukine unerwartet.
„Ach, das hältst du also von mir? Eine Heuschrecke, die sorglos von Blatt zu Blatt hüpft? Na, da hast du ja eine tolle Meinung von deinem Gott. Ein schöner Freund bist du."
„Ich bin dein Freund?"
„Tss! Du hast echt nichts verstanden. Du sagst, du liebst mich und lässt mich alleine zurück und dann zweifelst du noch daran, dass du mein Freund bist?" Er wandte sich kopfschüttelnd ab. „Ich geh ins Bad." Yato öffnete den Gürtel, streifte den Kimono ab und löste die provisorische Bandage vom Arm. Die Wunde verheilte bereits.
Er war echt sauer auf Yukine. Wieso tat und sagte er so etwas. Wusste er nicht wie sehr ihn das verletzte. Er würde sich nur kurz in der Dusche das Blut und den Schmutz vom Körper waschen und sich dann ins Bett legen.
Yukine sah ihm stumm nach. Er hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Was für ein dummes Kind er doch war. Er vertraute Yato sein Leben an. Wieso konnte er ihm dann hierbei nicht trauen. Hatte ihn der Glücksgott je im Stich gelassen? Also was sollten all die Zweifel? War es denn eigentlich Yato, an dem er zweifelte, oder war es eher an sich selbst? Er würde sich entschuldigen. Tausend Mal, wenn es sein musste. Sobald Yato aus dem Bad kam. Wie hatte er Yato nur alleine lassen können. Es hätten immer noch Ayakashis in der Nähe sein können und ohne Waffe wäre sein Gott ungeschützt. Hiyori wäre in Gefahr gewesen.
„Mein Gott Hiyori, vergib mir!" Vergebens versuchte er die Tränen zurückzuhalten. Er hätte sich am liebsten geohrfeigt.
Sie hatte Yato vergessen und sicherlich auch ihn. So war das mit den Menschen. Zu schnell vergaßen sie alles aus dem Jenseits. Er wusste das und hatte, wie Yato sicher auch, damit gerechnet. Yato hatte es abgetan, dass es so das Beste wäre. Dennoch quälte es seinen Gott und ihn selbst. Aber sie hatten Hiyori retten können. Das war letztendlich alles ,was zählte. Daran musste er sich festhalten. Wie verwirrend das alles war. Yato hätte seine emotionale Unterstützung gebraucht und bräuchte sie immer noch. Es war die Enttäuschung, die in seiner Stimme gelegen hatte, die Yukine so fertig macht. Er hatte sich schon oft mit seinem Gott gestritten und es war auch vorgekommen, dass Yato richtig sauer war. Aber enttäuscht war er von ihm noch nie gewesen. Diese Erkenntnis tat weh. Mehr als alles andere. Dennoch wischte er die Tränen weg. Er wollte seinen Glücksgott nicht noch mehr belasten. Er sollte ihn trösten und aufheitern. Yato liebt ihn. Darauf musste er sich konzentrieren. Plötzlich überkam ihn das unbändige Verlangen Yato in den Arm zu nehmen und ihn zu küssen, bis er allen Schmerz vergessen würde. Und nicht nur das. Er wollte ihn dahin bringen, wo er alles um sich vergaß. – Wo der zuckersüße Wahnsinn sie beide alles vergessen ließ.
Eine halbe Stunde später kam Yato aus dem Bad. Diesmal trug er das knappe Handtuch um die Hüften. Wasser tropfte aus seinen Haaren. Lief ihm in glitzernden Tropfen über den wohlgeformten Körper. Wie schön dieser Mann doch war. Und er war ganz sein. Das hatte er gesagt. Wie hypnotisier stand Yukine auf und ging auf ihn zu. Das Herz schlug viel zu schnell. In seinem Bauch flatterte es wie tausend Schmetterlinge. Er sah in die Himmelsaugen. Schwebte in andere Sphären. Wie konnte dieser Mann ohne ein Wort zu sagen so eine Macht über ihn haben. Natürlich. Er war ein Gott. Er war sein Gott und er liebte ihn so sehr, dass es gerade wehtat.
Ein Schmunzeln breitete sich auf Yatos Gesicht aus, als er den seltsamen Ausdruck in Yukines Augen sah. „Was hast du vor?"
Yukine streckte die Hand nach ihm aus. Zeichnete mit den Fingerspitzen die Rinnsale auf seiner Haut nach.
„Hey, ich bin noch ganz nass."
„Ich weiß." Er küsste ihn auf die Schulter und leckte dabei die Tropfen auf. Er spürte, wie ein Schauder durch Yatos lief. Jetzt war es Yukine, der schmunzelte.
„Yuki, was tust du?" Yato atmete auf einmal schwer.
„Ich... ich will dich! Wenn du mich auch noch willst."
Das genügte. Yato vergaß völlig, dass er eigentlich sauer war, griff nach Yukis Hand und zog ihn hinter sich her Richtung Schlafzimmer. „Worauf du dich verlassen kannst."
Ende
Den Rest überlasse ich eurer Fantasie.
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Noragami - Der Himmel muss warten
FanfictionAusgerechnet als Yukine sich endlich seiner wahren Gefühle für Yato bewusst wird, erfahren sie, dass die für tot gehaltene Hiyori lebt und sich die ganze Zeit in den Händen von Yatos Vater befand. Die beiden machen sich auf den Weg sie zu befreien...