XXII.

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Am ersten Dezember Wochenende, als alle anderen gerade beim Abendessen waren, schlich Albus sich in den siebten Stock. Er hatte diesen geheimen Raum seit der Sache mit Scorpius nicht mehr betreten aber er wollte ungestört lernen und er wusste, dass der Gemeinschaftsraum voll sein würde, sobald die anderen vom Essen zurück kamen.

Im Inneren sah es genauso aus wie beim letzten Mal, als er dort gewesen war. Sogar die Kerzen schwebten noch über den Tischen und das Holz im Kamin ging in knisternden Flammen auf, sobald die Tür hinter ihm zu fiel.

Er setzte sich auf das Sofa, breitete das Lernbuch für Verwandlung vor sich auf dem Couchtisch aus und rollte eine frische Rolle Pergament aus, bevor er seine Feder ins Tintenfass tauchte und sich an die Aufgaben machte.

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis er beim letzten Absatz angekommen war aber das Holz im Kamin war schon ziemlich durchgebrannt und die Flammen waren nur noch klein und gaben kaum noch Wärme ab.

Albus blätterte eine Seite im Buch um, überflog den Text kurz und setzte dann die Feder wieder aufs Pergament, als er plötzlich hörte, wie die Tür am anderen Ende des Raumes geöffnet wurde. Er erstarrte und sah erschrocken auf. War ihm jemand gefolgt? Hatte einer der Lehrer gesehen, wie er sich dort hinein geschlichen hatte? Er war sich sicher, dass sie es ihm verbieten würden, wenn sie es herausfanden.

Aber es war kein Lehrer. Es war noch schlimmer.

Scorpius stand im Eingang, die Augen überrascht aufgerissen und offenbar erstarrt, während die Tür hinter ihm dumpf ins Schloss fiel.

»Oh«, sagte Albus und ignorierte sein dummes Herz, dass einen Sprung machte. »Ich...Ich wusste nicht, dass du noch herkommst. Ich...Bin sowieso fast fertig. Kein Problem.« Er rollte das Pergament schnell zusammen, schlug sein Buch zu und stopfte alles in seine Tasche, bevor er sie sich um die Schulter warf, aufstand und an Scorpius vorbei zur Tür gehen wollte.

»Warte«, sagte Scorpius und packte ihn am Handgelenk. Albus hielt Inne, schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. »Al, kannst du...Kannst du bitte endlich mit mir reden? Bitte.«

Er klang so niedergeschlagen. Albus kämpfte innerlich mit sich selbst aber dann gab er nach, drehte sich langsam zu Scorpius um und starrte auf seine Schuhe hinunter.

»Gut...«, murmelte er. »Worüber... Willst du reden?«

»Albus, du gehst mir seit fast zwei Monaten aus dem Weg«, sagte Scorpius mit Verzweiflung und Fassungslosigkeit in der Stimme. »Und du hast mir nicht ein einziges Mal gesagt, wieso.«

»Ich...Gehe dir nicht aus dem Weg«, sagte Albus unsicher und hörte selbst, wie schwach diese Lüge klang. Er ging ihm aus dem Weg. Jeder hatte es mitbekommen und die Vorstellung, es sei Scorpius entgangen war lächerlich.

»Sag mir endlich, was los ist«, bat Scorpius, kam auf ihn zu und packte ihn an den Armen. Albus starrte noch immer den Boden an. »Bitte, Al. Ich bin...Ich will nicht, dass du wütend auf mich bist. Ich will nicht, dass wir uns streiten. Mir...Mir geht es wirklich schlecht und...Ich vermisse dich...Sehr

Albus entzog sich seinem Griff, ignorierte seinen verletzten Blick und packte den Riemen seiner Tasche. Er konnte ihm nicht in die Augen sehen. Es reichte schon, dass seine Nähe ihm weiche Knie verursachte.

»Sieht nicht aus, als würde es dir schlecht gehen...«, murrte Albus und sah überall hin, nur nicht zu ihm. »Du...Scheinst dich ziemlich gut mit Alice abzulenken.«

Scorpius ließ den Kopf sinken und spannte die Schultern an.

»Wir...Wir haben Schluss gemacht.«

Give Me A Reason - HP Scorbus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt