»Ich kann einfach nicht fassen, dass sie es wirklich McGonagall erzählt hat«, knurrte Albus. Sie saßen draußen am See und die Sonne brach langsam zwischen den grauen Wolken hindurch und tauchte die Umgebung in eine Spätsommerliche Hitze. Einige Erstklässler trieben sich kreischend und lachend am Ufer herum und hatten es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, den Riesenkraken heraus zu fordern, während eine Gruppe Sechsklässler ein paar Meter weiter einen Lernkreis gebildet hatte und über ihren Büchern büffelte.
Albus Blick ruhte finster auf Rose, die mit einem Klassenkameraden unter der großen Eiche zusammen saß und ihm irgendetwas über Dementoren erklärte. Er war sich sicher, dass sie wusste, dass er sie anstarrte und er war sich auch sicher, dass sie es gekonnt ausblendete.
»Ich glaube, wir sollten in diesem Fall auf unseren Ausflug verzichten«, sagte Scorpius, der an Albus Aufsatz schrieb und sah kurz zu ihm auf. »Dann müssen wir nicht noch mehr Regeln brechen, indem wir diesen Trank brauen.«
»Kommt nicht in Frage«, entgegnete Albus, riss den Blick von Rose los und sah zu ihm. »Ich lasse mir von ihr doch nicht den Spaß verderben. Nein, wir gehen trotzdem. Wenn wir den Umhang haben, bekommt es doch ohnehin niemand mit.«
»Aber Rose weiß doch von dem Umhang, oder nicht?«
»Sie weiß, dass James ihn hat. Sie weiß nicht, dass Lily ihn für mich stiehlt.«
Scorpius seufzte, tauchte seine Feder ins Tintenfass und schrieb noch einen ganzen Absatz, bevor er erneut anfing zu sprechen.
»Ich muss in Slughorns Büro einbrechen, um die Zutaten für den Liebestrank zu besorgen«, meinte er. »Und das ist noch ein Regelbruch. Wenn du willst, dass ich deine Rebellion unterstütze, dann musst du mir wirklich ein paar gute Gründe nennen.«
»Ich bin dein bester Freund«, sagte Albus und grinste ihn an. »Und du kannst nicht Nein sagen, Scorpi. Nicht zu mir.«
Scorpius blickte von unten zu ihm auf, das Gesicht noch immer dem Pergament zugewandt und ein Lächeln huschte über seine Lippen.
»Stimmt«, sagte er dann. »Und ich lasse es auch nicht zu, dass du ohne mich von der Schule fliegst. Was würdest du nur tun, wenn ich dir nicht ständig aus der Patsche helfen würde?«
»Keine Ahnung. Ehrlich nicht«, sagte Albus leise und als ihm auffiel, dass er starrte, räusperte er sich und wandte den Blick ab. »Ich wünschte sie wüssten, dass du nicht derjenige bist, den sie als schlechten Umgang bezeichnen sollten.«
»Ich wünschte, sie würden sich einfach um ihren eigenen Kram kümmern«, seufzte Scorpius und widmete sich wieder dem Aufsatz. »Sie glotzen, sie tuscheln aber niemand von ihnen macht sich überhaupt die Mühe, ein echtes Gespräch mit uns zu führen. Sie sind wie Geier, die sich auf einen Toten Kadaver stürzen.«
»Ich nehme an, wir sind dieser Kadaver«, sagte Albus nüchtern und streckte die Beine aus, bevor er den Blick hinauf zum Himmel wandern ließ.
»Nicht, solange wir leben«, meinte Scorpius und Albus hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Und ich weigere mich zu glauben, dass sie dieses Gerede wirklich bis zum Ende unserer Schulzeit durchziehen werden. Irgendwann wird es ihnen lästig und sie lassen uns in Ruhe.«
Albus verbiss sich einen Kommentar. Scorpius sprach von den Leuten, die ihre Freundschaft entweder belächelten oder verfluchten und er sprach von den Haus Punkten, die sie Dank ihrem Hang zum Risiko immer wieder verloren. Er sprach von der Tatsache, dass er ein Malfoy war und das das für manche schon Grund genug war, ihn zu meiden und davon, dass Albus in ihren Augen eine Schande für das Vermächtnis des berühmten Harry Potter war. Er sprach nicht von den Dingen, die an Albus Verstand nagten oder davon, was die anderen wohl sagen würden, wenn dieses Geheimnis jemals an die Öffentlichkeit geraten sollte. Aber davon konnte er nichteinmal sprechen, denn Scorpius wusste es nicht. Niemand wusste es und solange das so blieb, war alles gut, oder?
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Give Me A Reason - HP Scorbus FF
FanfictionAlbus Potter und Scorpius Malfoy treten ihr fünftes Jahr in Hogwarts an und eine Achterbahn der Gefühle beginnt. * ::Textausschnitt:: Erneut spürte er, wie seine Augen brannten und zwang sich, unberührt in den Kamin zu starren aber er wusste, dass...