»Hier«, flüsterte Albus Lily ins Ohr und ließ das Fläschchen mit dem Liebestrank unauffällig in die Tasche ihres Umhangs gleiten, während sie den Blick verstohlen durch den Korridor wandern ließ.
»Funktioniert der auch sicher?«, zichelte sie.
»Ja doch«, erwiderte er augenrollend. »Und jetzt her mit dem Umhang. Wir hatten eine Abmachung.«
»Jetzt mach dich mal locker«, entgegnete sie und zog den Umhang unter ihrem eigenen hervor, bevor sie ihn ihm in die Hände drückte.
»Du verrätst mir nicht, was du mit dem Trank vor hast, oder?«, fragte er.
»Nope. Du värratst mir ja auch nicht, wozu du den Umhang brauchst.«
»Nein«, sagte er kopfschüttelnd und erwiderte das Grinsen, dass über ihr Gesicht huschte.
»Ok, war nett, Geschäfte mit dir zu machen, Brüderchen. Wir sehen uns.«
»Immer wieder gerne. Bis dann«, erwiderte er und hob die Hand zum Abschied, als sie an ihm vorbei in den nächsten Gang abbog.
Albus stopfte den Umhang in seine Tasche, dann drehte er sich um und wäre beinahe schonwieder in jemanden hinein gerannt. Dieses Mal war es allerdings nicht sein Bruder, sondern Lorana Finnigan, die ihn etwas erschrocken ansah und die Schultern sinken ließ, als sie ihn erkannte.
»Oh, tut mir Leid«, sagte sie und lächelte entschuldigend, während das Vertrauensschüler Abzeichen der Ravenclaws an ihrer Brust funkelte.
»Meine Schuld«, sagte Albus schnell und schob seine Tasche etwas nach hinten, damit sie nicht auf die Idee kam, darin nachzusehen, ob er womöglich irgendetwas versteckte. Was er ja durchaus tat.
Sie nickte ihm kurz zu und ging dann an ihm vorbei aber er wirbelte herum und sah zu, wie ihre schwarzen Haare hin und her wippen und dann fiel ihm wieder ein, dass er ja mit jemandem über diese Sache sprechen wollte, die unaufhörlich in seinem Kopf herum spukte und Lorana kannte sich damit doch sicher aus.
»Hey, Lorana!«, rief er und schaffte es, sie an der Treppe einzuholen. Sie drehte sich etwas überrascht zu ihm um und er vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, bevor er anfing zu sprechen.
»Wie...Ähm...Wie gehts dir denn so?«, fragte er unsicher und kratzte sich am Nacken.
»Gut«, erwiderte sie lächelnd. »Und wie geht es dir, Albus?«
»Ja, auch ziemlich...Ziemlich gut.«
»Ist...Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich und legte den Kopf ein wenig schräg.
»Ja, wieso?«
»Nun ja, du redest in der Schule eigentlich nie mit mir«, meinte sie dann und ihm fiel auf, dass sie Recht hatte. Sie hatten als Kinder ein paar Mal miteinander Quidditch im Garten seiner Großeltern gespielt aber da waren seine anderen Verwandten auch gewesen und er war sich sicher, dass er noch nie mit ihr alleine geredet hatte.
»Oh«, sagte er und fühlte sich plötzlich ziemlich albern. »Ja, dass...Ich wollte nur mal nachfragen, wie es deinen...Deinen Eltern so geht.«
»Ah, es geht ihnen gut«, meinte sie lächelnd. »Ja, sie streiten sich zwar ständig wegen Fußball und Quidditch aber...Das bin ich ja schon gewohnt und...Es ist ja nichts ernstes.«
»Ok«, sagte Albus und spürte, wie seine Handflächen schwitzige wurden, sodass er sie in die Taschen seines Umgangs steckte. »Ich habe mich nur gewundert, weil...Weil einige Leute hier...Du weißt schon...Über dich reden wegen...Wegen ihnen.«
»Wirklich?«, fragte sie und zog die Augenbrauen zusammen, während sie ihn verwundert musterte. »Davon habe ich ja garnichts mitbekommen. Wer redet über mich?«
»Keine...Keine Ahnung. Ich habe es nur am Rande aufgeschnappt aber...Das bist du ja sicher auch schon gewohnt.«
»Nein«, meinte sie und wirkte noch eine Spur Irriterter. »Wie kommst du darauf?«
»Naja, du weißt schon«, sagte er, zuckte mit den Schulter und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Weil...Weil sie zwei Männer sind und das ist...Das ist doch nicht normal, oder? Ich meine...Jeder hier findet das sicher komisch und...«
Sie sah ihn an, als hätte er ihr gerade eine Gescheuert, dann reckte sie das Kinn und bedachte ihn mit einem so finsteren Blick, dass er Angst hatte auf der Stelle tot umzufallen.
»Du bist wirklich genauso ein Arschloch, wie alle sagen«, fauchte sie. »Nein, du bist sogar noch schlimmer. Kein Wunder, dass niemand dich Leiden kann. Ich kann einfach nicht fassen, dass du Harry Potters Sohn sein sollst.«
Und dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte die Treppe hinauf, während Albus ihr verdattert und blass nachsah und sich jetzt noch viel schlechter fühlte, als ohnehin schon.
Er hatte das nicht so gemeint. Er fand nicht, dass Loranas Eltern unnormal oder komisch waren und eigentlich mochte er sie sogar sehr gerne. Einmal, als sie in der Winkelgasse gewesen waren, hatten die beiden Lily und ihm sogar ein Eis gekauft, als sie draußen auf ihre Eltern gewartet hatten, die mit James bei Madam Melkins wegen der Anprobe für einen neuen Umhang gewesen waren.
Albus hatte sich noch nie gefragt, ob es normal war, dass zwei Männer heirateten. Es hatte ihm auch noch nie etwas ausgemacht. Er wollte nur nicht selbst so sein. Nicht, wenn er sowieso schon der größte Freak der Schule war. Und jetzt dachte Lorana auch noch, er sei ein Homophober Mistkerl, der sie wegen ihren Vätern angemacht hatte. Diese Sache geriet langsam wirklich außer Kontrolle und es war seine Schuld. Weil er es jedem, eingeschlossen sich selbst, so schwer machen musste, anstatt sich einfach in ein nettes Mädchen zu verlieben. Lorana war nett aber das hatte er sich jetzt ohnehin versaut, selbst wenn er mit ihr hätte ausgehen wollen.
»Albus, was machst du denn hier?«, fragte jemand hinter ihm. Er blinzelte die Tränen weg und drehte sich zu Rose um, die ihre Bücher an die Brust gepresst vor ihm stand und ihn verwundert musterte.
»Ich...Ich habe nur kurz mit Lorana geredet. Sie...Sie hatte sich eine Feder von mir geliehen«, log er und hörte selbst, wie schwach es klang. Rose hob die Augenbrauen.
»Sie von dir oder du von ihr?«, fragte sie skeptisch.
»Ich...Ich von ihr. Sorry, ich bin ein wenig...Müde.«
Sie seufzte, ließ die Schultern sinken und legte ihm dann eine Hand auf den Arm, während sie ihn durchdringend ansah.
»Hör mal, es tut mir Leid, dass ich wegen dieser Sache zu McGonagall gegangen bin aber...Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du da wieder in etwas gerätst und...Du wirkst in letzter Zeit sowieso schon ziemlich ausgelaugt. Ich will nicht, dass du deine Noten in den Keller setzt, weil du lieber mit Malfoy die Umgebung erkundest, ok?«
Er nickte nur und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, während Roses Blick besorgt auf ihm ruhte.
»Ist sonst alles in Ordnung?«
»Ja«, sagte er schnell und packte den Riemen seiner Tasche so fest, dass seine Finger weiß wurden. »Ich...Ich muss jetzt wieder los. Den Aufsatz für Hyade schreiben. Bis dann.«
»Albus...«, hörte er Rose sagen aber er war bereits an ihr vorbei gegangen und während er den nächsten Korridor hinter sich ließ ignorierte er seine Cousine Lucy, die im Gang stand und ihn forschend durch ihre Brillengläser hindurch musterte, als er an ihr vorbei ging.
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Give Me A Reason - HP Scorbus FF
FanfictionAlbus Potter und Scorpius Malfoy treten ihr fünftes Jahr in Hogwarts an und eine Achterbahn der Gefühle beginnt. * ::Textausschnitt:: Erneut spürte er, wie seine Augen brannten und zwang sich, unberührt in den Kamin zu starren aber er wusste, dass...