VIII.

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Es stellte sich als gar nicht so einfach heraus, sich trotz des Umhangs bis hinauf zum siebten Stock zu schleichen, was überwiegend daran lag, dass der Platz zu zweit schon etwas knapp wurde und die Tatsache, dass Scorpius in den Sommerferien einige beachtliche Zentimeter gewachsen war, machte es auch nicht besser.

Es war eng und jedes Mal, wenn irgendwo in der Ferne eine Tür geschlossen wurde oder Stimmen ertönten, hielten die beiden Jungen die Luft an und blieben wie angewurzelt stehen, während ihre Blicke verstohlen durch die Gänge huschten. Allerdings hatten sie Glück und niemand außer einer Fledermaus, die sich offenbar ins Innere des Schlosses verirrt hatte, begegnete ihnen.

»Wo ist denn nun dieser Raum?«, fragte Albus leise, als sie den siebten Stock erreichten und durch den Gang schlichen. Er konnte Scorpius' warmen Atem im Nacken fühlen und ignorierte die Gänsehaut, die ihn unmittelbar erfasste.

»Gleich da vorne«, flüsterte Scorpius und nickte zu einer kalten Steinwand genau vor ihnen hinüber. Albus kniff die Augen zusammen, um im bläulichen Licht des Mondes irgendetwas erkennen zu können aber er sah dort weder eine Tür, noch irgendeinen geheimen Hebel oder so etwas.

»Müssen wir durch die Wand gehen?«, fragte er skeptisch und hob die Augenbrauen, als sie davor Inne hielten. »Ich will kein Geist werden, nur um in irgendeinem Raum abzuhängen.«

Scorpius lachte leise und dann legte er Albus einen Arm um die Hüfte und stürzte sein Kinn auf dessen Schulter ab. Albus erstarrte augenblicklich, während ihm das Blut ins Gesicht schoss und er war froh, dass Scorpius es in der Dunkelheit nicht sehen konnte.

»So funktioniert das nicht«, flüsterte Scorpius ganz nah an seinem Ohr und klang amüsiert. »Du musst dir etwas wünschen, Al.«

Ich wünsche mir, dass du damit aufhörst, dachte Albus und war noch immer wie erstarrt. Oder, dass du mich auf der Stelle küsst.

Aber Scorpius ließ ihn wieder los, richtete sich auf und starrte einen Moment lang die Wand an, die plötzlich anfing sich zu verwandeln. Albus riss die Augen auf und sah, wie eine schwere Holztür offenbar aus dem Nichts vor ihnen erschienen war.

»Bist du wirklich überrascht, Al?«, hörte er Scorpius lachen. »Das hier ist ein verzaubertes Schloss, schon vergessen?«

»Nein aber...Ich dachte meine Eltern und James hätten mir alles über Hogwarts erzählt«, murmelte Albus, den Blick noch immer auf die Tür gerichtet.

»Vielleicht wussten sie es nicht«, meinte Scorpius schulterzuckend und dann grinste er. »Lass uns rein gehen, ok? Bevor Filch uns noch erwischt.« Albus nickte und zusammen betraten sie den Raum.

Im Inneren sah es aus, wie in einer gemütlichen Bibliothek. Große Bücherregale schmücken die Wände und der Geruch von Holz, Leder und altem Pergament füllte die Luft. Zwei kleine Tische mit jeweils zwei gepolsterten Sesseln standen in der Mitte des Raumes auf einem flauschigen, roten Teppich und ein Feuer knisterte in dem Kamin gleich gegenüber von ihnen, während sich daneben ein kleines Sofa mit zerknautschten Kissen befand.

»Das ist neu«, meinte Scorpius mit dem Blick auf das Sofa gerichtet, während die Tür hinter ihnen zu fiel.

»Das ist gut«, seufzte Albus und riss den Umhang von ihnen, bevor er ihn auf einem der Tische ablegte und sich mit großen Augen umsah. »Was ist das hier für ein Raum? Irgendeine geheime Bibliothek?«

»Es ist wohl eher meine geheime Bibliothek«, erwiderte Scorpius lächelnd und legte seine Schultasche auf einem der Sessel ab. »Ich habe mir gewünscht, dass ich einen ruhigen Ort zum Lernen hätte und...Dann ist dieser Raum erschienen. Cool, oder?«

Give Me A Reason - HP Scorbus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt